Im Sturm der Herzen
riskieren, sie an jemand anderen zu verlieren.« Jake wandte sich den beiden FBI-Männern zu. »Wir sind nicht sicher, was er tut, wenn er die Nachricht erhält. Miss Parker muss permanent bewacht werden, aber ich werde irgendwann etwas Schlaf brauchen. Ich will, dass einer von Ihnen mich zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh ablöst, und vor dem Apartment will ich vierundzwanzig Stunden am Tag jemanden haben.«
Duchefski murmelte irgendetwas.
»Der Wagen wird gegenüber auf der Straße stehen«, sagte Morris. »Jemand von uns wird drin sein. Agent Duchefski und ich werden Sie die Nacht über ablösen.«
»Gut. Dann übernehme ich ab jetzt.«
Nicht gerade glücklich, mussten die Männer zusehen, wie der Wagen Halt machte und Jake und Allie ausstiegen, um zum Apartment zu gehen.
»Halten Sie uns auf dem Laufenden«, sagte Morris.
»Halten Sie zwei lieber Augen und Ohren offen«, konterte Jake. »Ich will keine Pleite erleben.«
Die Männer schlugen murrend die Tür des Wagens zu. Allie und Jake gingen nebeneinander die Treppe zur Wohnung hinauf. Kaum war hinter ihnen die Tür ins Schloss gefallen, schaute Jake verärgert in Allies Richtung.
»Mexiko war dir wohl noch nicht genug? Du musst schon wieder deinen Hals riskieren.«
Sie schenkte ihm ein süßliches Lächeln. »Schön, dich wiederzusehen.«
»Der Plan war, einander nicht wiederzusehen, erinnerst du dich?«
Ihre Lippen wurden dünn. »Verdammt sollst du sein, Jake Dawson. Keiner hat dich gebeten, herzukommen und in alles deine dicke fette Nase zu stecken.«
Er machte ein verärgertes Gesicht, dann zogen sich seine Mundwinkel hoch. Was für ein schöner Mund, dachte sie, und ein kleiner Schauer der Erinnerung lief ihr über den Rücken.
»Dicke fette Nase?«, sagte er.
Ihr Kinn hob sich. »Du weißt genau, was ich meine. Du brauchtest nicht herzukommen. Wir sind gut zurechtgekommen ohne dich.«
Das Amüsement wich aus seinem Gesicht. »Seid ihr?« Der leicht provozierende Tonfall sagte ihr, dass seine Frage nichts mit Baranoff zu tun hatte und alles mit ihren gemeinsamen Tagen auf Ambergris Caye.
Allie feuchtete die Lippen an. »Ja ...«
Jake drehte sich zum Fenster und starrte in den Sturm hinaus. »Freut mich, das zu hören«, sagte er kühl. »Aber von jetzt an leite ich diese Show und du wirst tun, was ich sage, nicht Morris und Duchefski.«
Allie knirschte mit den Zähnen und hätte ihn am liebsten geschlagen. Sie fragte sich, wie sie sich je in diesen arroganten, nervenzerfetzenden Mann hatte verlieben können. Entschlossen, ihn zu ignorieren, ging sie in die Küche, um eine frische Kanne Kaffee aufzubrühen. Das fehlte ihr gerade noch - der nächste Schuss Koffein, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Aber egal. Sie brauchte eine Entschuldigung, um von ihm wegzukommen, und Kaffee war so gut wie jede andere auch.
Den ganzen Weg zur Küche spürte sie Jakes Augen auf sich - aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
Im Kamin knisterte ein warmes Feuer. Draußen vor dem Fenster wirbelte ein später Frühlingsschneesturm die Flocken über die zerklüftete Landschaft. Sie schmolzen, sobald sie die Erde berührten, aber Felix Baranoff hatte seine Freude daran, ihnen zuzusehen, genau wie den wogenden Pinien und den rauschenden Zweigen der Bäume.
Er lümmelte in einem tiefen braunen Ledersessel, nippte an dem Glas Cognac in seiner Hand und studierte die hügelige Landschaft vor dem Fenster. Er hatte das riesige Blockhaus vor vier Jahren erworben, auch wenn er nicht der offizielle Eigentümer war. Es war sein Zufluchtsort, der Platz, den er sich für Notfälle wie diesen auserkoren hatte.
Hier, in den mit Immergrün und Salbei bedeckten Hügeln New Mexicos in der Nähe des malerischen Santa Fe, konnte er sich wochenlang verborgen halten, ohne je entdeckt zu werden. Er konnte hier in relativem Luxus leben, bis sein Bild wieder von den Fernsehschirmen verschwand, das Interesse an seinen Aktivitäten erlahmte und er sicher das Land verlassen konnte.
Wie zumeist, so hatte er auch diesmal vorausgeplant und längst seine Route und sein Ziel gewählt. Die Schweiz kam seinen geschäftlichen Interessen entgegen; vielleicht hätte er längst dorthin ziehen sollen.
Baranoff nahm wieder einen Schluck von seinem fünfzig Jahre alten Lieblingscognac der Marke Napoleon, dann stellte er den kristallenen Schwenker auf dem Silbertablett neben seinem Stuhl ab. Er wollte gerade nach der Fernbedienung für den Fernseher greifen, als es leise an die
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