Im Sturm der Herzen
auf, das Mädchen zu holen.
Er fand sie in der Nähe des Bugs, wo ihr der Wind durch das glänzende blonde Haar fegte. Die Windjacke flog auf, und sein Blick fiel auf ihre Brüste und die scharfen kleinen Punkte ihrer Nippel. Seine Lenden regten sich. Verdammt, er hasste Blondinen.
»Macht das Spazierengehen Spaß?«, fragte er sie und hatte sich wieder unter Kontrolle.
Sie schenkte ihm ein nichts sagendes Lächeln. »Das tut es tatsächlich.«
»Gut, denn du wirst für eine Weile nach unten müssen.« Jake erwischte ihren Arm, obwohl sie noch versucht hatte, ihm auszuweichen, und dirigierte sie zurück nach drinnen. Er gab ihr einen Schubs in Richtung Treppe und folgte ihr nach unten.
»Ich verrammle die Tür«, sagte er. »Da wieder herauszukommen kannst du gleich vergessen.«
Allie lächelte nur. »Ich weiß nicht, worüber du dir Sorgen machst. Wir sind mitten im Nirgendwo. Hier draußen kann ich ja wohl schlecht von Bord gehen.«
»Ach, tatsächlich? Was hältst du davon, wenn ich dich gehen lasse, unter der Voraussetzung, den Mund zu halten?«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Das würdest du tun? O Gott, das wäre fantastisch. Ich sage zu keinem ein Wort. Ich sehe nur zu, dass ich einen Weg finde, nach Hause ...«
»Genau das habe ich mir gedacht.« Jake ging zur Kommode, zog die oberste Schublade auf und holte ein paar Taschentücher heraus. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, sie zu knebeln, aber ein Blick auf die Bullaugen reichte aus, und er konnte sie schon förmlich um Hilfe schreien hören.
»Setz dich aufs Bett.«
Sie beäugte ihn misstrauisch. »Warum?«
»Mach es einfach, verdammt.« Er packte sie am Arm und zerrte sie nach unten, nahm das Stück Seil, das er die Nacht über benutzt hatte, und fesselte ihr die Arme auf den Rücken.
Als sie zu protestieren anfing, stopfte er ihr eins der Taschentücher in den Mund und band ihr ein zweites um den Kopf, um es am Platz zu halten. Allie verfluchte ihn hinter ihrem Knebel, wenigstens stellte er sich vor, dass sie ihn etwas nannte, das er ohnehin überhört hätte. Er verließ die Kajüte, machte die Tür hinter sich zu und ließ sie kochend vor Wut auf dem Fußende des Betts sitzen.
Dann klemmte er einen Stuhl unter die Türklinke und kehrte zu seinen Pflichten am Ruder zurück.
5
Verflucht sollte er sein! Allie verdrehte die Handgelenke und versuchte, das Seil aufzuknoten, aber es war sinnlos. Sie schaute zu den kleinen Bullaugen über dem Bett auf und wünschte sich, sie wären größer oder sie selber kleiner, aber sie war wild entschlossen, wenigstens den Knebel loszuwerden, damit sie um Hilfe rufen konnte.
Als sich das Boot der Küste näherte, stürzte Allie ins Badezimmer, drehte sich um, um die gefesselten Hände benützen zu können, und zerrte die riesige Segeltuchtasche unter dem Waschbecken heraus. Sie schleppte die Tasche hinüber, kippte den Inhalt mitten auf das Bett und zog die kleine zusammengeklappte Nagelschere hervor, die aber doch sehr winzig war und nicht gemacht für etwas so Kräftiges wie ein Seil. Das Taschenmesser war vermutlich besser geeignet. Allie fummelte herum, schaffte es schließlich, das kleine Messerchen aufzuklappen, und säbelte wie eine Wahnsinnige an den Fesseln herum.
Sie näherten sich wohl dem Dock, denn Allie hörte, wie sich das Stampfen der Maschinen veränderte. Sie säbelte und säbelte und durchtrennte schlussendlich das Seil. Mit leisem Triumphgeheul band sie das Taschentuch auf, spuckte den Knebel aus und rannte zu den Bullaugen über dem Bett hinüber. Das Boot glitt zur Anlegestelle, und wer immer oben am Ruder stand, schaltete die Maschinen ab.
Die Männer am Dock fingen an, auf Spanisch zu reden, und sie hörte Roberto antworten. Da sie in San Diego lebte, hatte sie sowohl in der High School als auch am College Spanisch belegt. Ihre Sprachkenntnisse waren nicht gerade großartig, aber sie kam einigermaßen zurecht. Jetzt, beim Zuhören, verstand sie erstaunlich viel und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, während ihr Herz vor Aufregung hämmerte. Wenn sie zu früh zu schreien anfing, würde einer der Männer nach unten kommen und sie zum Schweigen bringen.
Allie schauderte bei dem Gedanken.
Sie schaute zur Treppe und überlegte, ob sie den Stuhl unter die Klinke klemmen sollte, aber sie sah keinen Weg, wie das auf der Wendeltreppe funktionieren sollte. Dann fragte sie sich, ob sich auf der Innenseite der Tür vielleicht ein Riegel befand, stieg lautlos die Treppe hinauf - und
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