Im Sturm der Herzen
zugestoßen ist.«
»Das wissen wir noch nicht.« Der Typ, der neben ihm an der Bar stand, winkte mit einem leeren Highball-Glas. Barb holte ihm einen neuen Drink.
»Ich habe jeden angerufen, der mir eingefallen ist«, sagte sie, als sie zurück war. »Und ich weiß nicht, was ich noch tun soll.«
»Wenn Sie jemanden finden könnten, der Sie hier vertritt, dann könnte ich Sie zum Revier mitnehmen, damit wir die Vermisstenmeldung aufnehmen können.«
Barb band die rotschwarze Raucous-Raven-Schürze auf, die sie über dem schwarzen Rock trug. »Geben Sie mir fünf Minuten. Ich finde schon jemanden.« Mit vor Angst zitternden Händen eilte sie nach hinten. Dan Reynolds kannte Allie Parker. Sie hatte ihn dutzende Male bedient. Chrissy Chambers hatte er sogar noch besser gekannt - weil er zweifelsohne mit ihr geschlafen hatte.
Reynolds kannte also beide Frauen. Wenn ihm daran gelegen war, die Suche nach Allie schnellstmöglich aufzunehmen, dann hatte Barb noch mehr Grund, sich zu sorgen.
Zwei lange Tage vergingen. Bis auf gelegentliche Spaziergänge an Deck blieb Allie unten. Nachts fesselte Jake ihr die Hände, zerrte sie neben sich aufs Bett und schlief auf der Stelle ein. Am Tag ließ er sie allein.
Wieder war ein Tankstop fällig. Ausgehend davon, wie weit sie beim ersten Mal gekommen waren, mussten sie bald einen Hafen finden. Nach ihrem Fluchtversuch hatte Jake den Inhalt ihrer Tasche durchwühlt und ihr alles weggenommen, was sie gegen ihn hätte verwenden können.
Allie verspürte einen Anflug von Befriedigung, wenn sie an das kleine Bic-Feuerzeug dachte, das Jake übersehen hatte und das mittlerweile unter der Matratze verstaut lag.
Sie war schon fast eine Stunde lang an Deck, als sie den Wind sich leicht drehen spürte, was, wie sie wusste, bedeutete, dass die Jacht den Kurs änderte. Das Schiff beschrieb einen langsamen Bogen, und die Küste schob sich vor den Bug - ein langer, dünner, grün gesprenkelter Sandfinger.
»Wo sind wir?«, fragte sie, als Jake neben ihr erschien, obwohl sie nicht annahm, dass er es ihr sagen würde.
»Puerto Magdalena.« Er warf ihr einen düsteren Blick zu. »Ich nehme an, nicht darauf vertrauen zu können, dass du unten bleibst und dich ruhig verhältst.«
»Oh, das kannst du. Ich habe dir doch versprochen, dass ich nicht...«
»Genau, wie ich es mir gedacht habe.« Er packte sie am Arm und zog sie zu der Tür, die zu seiner Kabine hinunterführte. Allie wusste, dass ihr keine Wahl blieb, und ging ihm voraus.
»Ich habe versprochen, dass ich ruhig bin«, sagte sie. »Reicht das nicht?«
»Nein.« Er griff in die Kommodenschublade und nahm die Seilstücke heraus, die er zuvor schon benutzt hatte. »Ich hasse es wirklich, das zu tun, aber mir bleibt nichts anderes übrig.«
»Aber du kannst doch bestimmt -« Der Knebel wanderte in ihren Mund, schnitt ihr das Wort ab. Er fesselte ihre Handgelenke, dann die Füße, setzte sie auf den Stuhl, wickelte ein weiteres Seil um sie herum und ließ sie allein. »Ich mache dich los, sobald wir losfahren«, sagte er noch.
Allie verfluchte ihn, während sie ungeduldig darauf wartete, dass das Schiff anlegte. Kaum dass die Maschinen stillstanden, hörte sie, wie die Männer oben an Deck allesamt die Jacht verließen. Sobald sie allein war, machte sie sich ans Werk, ruckelte den Stuhl an den Rand des Betts und tastete nach ihrem kleinen Notfall-Bic.
Was sich als nicht gerade leicht herausstellte, verschnürt, wie sie war. Sie fummelte an dem Feuerzeug herum, versuchte das Seil durchzubrennen, doch das schien mit dieser kleinen Flamme unmöglich. Ihr war klar, dass Zeit der kritische Faktor war, also fand sie sich mit ihren Fesseln ab und fing an, samt Stuhl umherzuhüpfen, ihn von da nach dort mitzuzerren. Aus dem Papierkorb schnappte sie sich ein weggeworfenes Stück Papier, dann schob sie Tagesdecke, Decke und Laken in der Mitte des Betts zu einem Haufen zusammen.
Die Bullaugen aufzubekommen schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, doch irgendwie schaffte sie es, die letzten beiden zu öffnen. Erschöpft lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und malte sich das alsbaldige Freudenfeuer auf dem Bett aus.
In Anbetracht ihrer begrenzten Möglichkeiten schien ihr der Plan ein guter zu sein. Sobald sie ein Feuer in Gang brachte, würde der Rauch durch die offenen Fenster ziehen. Jake und die anderen würden es vermutlich sehen und zum Löschen zurückeilen, aber es bestand immerhin die Chance, dass auch andere Männer angelaufen
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