Im Sturm der Herzen
kamen. Sie würden sie gefesselt und geknebelt vorfinden und begreifen, dass sie in Schwierigkeiten war.
Sie würden ihr helfen - sie mussten es einfach.
Diesmal, davon war sie überzeugt, würde sie es schaffen.
Mit einem tiefen Atemzug machte sie sich Mut und betete, dass sie nicht mit der Matratze zusammen in Flammen aufgehen würde. Sie entzündete das zwischen das Bettzeug gestopfte Papier und wartete darauf, dass die kleine Flamme zum Leben erwachte.
Als sie sicher war, dass sie das Feuer in Gang gebracht hatte, hoppelte sie so weit weg wie möglich, sprach ein schnelles Gebet, dass der Rauch nicht zu dick werden möge, bevor Hilfe kam, und wartete darauf, dass die Vorstellung begann.
Jake verspürte ein ungutes Prickeln im Nacken. Ein Gefühl, das er selten ignorierte und heute ganz bestimmt nicht. Von Anfang an hatte er sich unwohl gefühlt, Allie so lange allein zu lassen; jetzt rief ihm sein sechster Sinn eine Warnung entgegen. Den Arm voller Vorräte, stürzte er zum Boot.
Am Ende der Straße kam er an Luis und Roberto vorbei, die in Pedro's Cantina - einem offenen Schuppen mit Schindeldach und sechs Stühlen - an der Bar hockten und Tequila tranken. Er wies sie an, in zwanzig Minuten abfahrbereit zu sein, und lief zum Boot weiter.
Er hatte den Steg, an dem die Dynasty II festgemacht hatte, fast erreicht, als er die ersten feinen Rauchschwaden durch die Bullaugen kommen sah.
Verdammter Mist! Wütend, schon wieder reingelegt worden zu sein, packte er seine Lebensmitteltüten, sprang an Deck, warf die Vorräte achtlos zur Seite und donnerte durch die Tür, die Allie dieses Mal wenigstens nicht hatte verriegeln können.
Jake blinzelte in den Rauch, der die Kajüte zu füllen begann. Mitten auf dem Bett schmorte ein Haufen Bettzeug, der sich aber - zu seiner großen Erleichterung - geweigert hatte, richtig in Flammen aufzugehen. Nach wie vor an den Stuhl gefesselt, versuchte Allie, ihm zu entfliehen. Ihr ohnehin schon blasses Gesicht wurde kalkweiß, als er aus der Tasche seiner Jeans ein Messer zog und die Klinge aufklappte - keine niedliche kleine Klinge wie die ihre, sondern ein langes, massives Stück Stahl, das einem Mann bei Bedarf den Bauch aufschlitzen konnte.
Allie schloss die Augen; sie zitterte.
Gut, dachte er. Zur Hölle, ich hoffe wirklich, sie fürchtet sich. Jake riss die Tür des Kleiderschranks auf, bückte sich, zerschnitt das Seil, das sie an den Stuhl fesselte, riss sie hoch und schob sie in den Schrank.
Er verfluchte sie und jede Blondine, die er je das Unglück zu treffen gehabt hatte. Dann schlug er die Tür zu, drehte den Stuhl um und rammte die Lehne unter den Türknauf.
Undeutlich hörte er sie seinen Namen rufen, doch er ignorierte es, raffte dann die schmorende Tagesdecke vom Bett - mehr zu ruinieren war ihr nicht gelungen -, brachte sie in die Dusche und stellte das Wasser an.
Zufrieden, dass er endlich einen Weg gefunden hatte, sie aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten, verließ er ein paar Minuten später die Kajüte, beendete den Tankvorgang und bereitete die Abfahrt vor.
Er warf einen letzten Blick auf die Kajütentür, während ihm ein unheilvolles Beben den Rücken hinunterlief. Gott sei Dank war er derjenige gewesen, der den Rauch entdeckt hatte - nicht Bobby oder Luis.
Allies Brust schmerzte, als sie über ihr Scheitern nachsann und gegen die wachsende Panik ankämpfte. Ein letztes Mal rammte sie die Schulter gegen die Schranktür, aber der Stuhl wollte nicht nachgeben, und sie wusste, dass es sinnlos war weiterzumachen. Mit schmerzender Schulter lehnte sie sich an die Wand der winzigen, stickigen Kammer, die vielleicht einen Meter breit und gerade so tief wie ein Kleiderbügel war. Ein dünner Lichtstrahl kroch unter der Tür hindurch, und in der Luft lag stechend der Geruch verbrannter Baumwolle.
Allie rutschte im Schrank umher, versuchte, es sich bequem zu machen und sich zu entspannen. Eine Jacke, eine Freizeithose und ein paar Lederschuhe, mehr war nicht im Schrank, doch die Enge legte ihre Nerven bloß und trieb sie an den Rand der Panik.
Seit ihrem achten Lebensjahr bekam sie in engen Räumen Angstzustände. Seit jenem Freitagnachmittag, als sie in einem offenen Graben hinter dem Haus gespielt hatte. Eine Baufirma hatte den Graben ausgehoben, um eine beschädigte Leitung zu reparieren, doch die Arbeiter waren bereits fertig und weggefahren.
Als die Arbeiter verschwunden waren, war Allie augenblicklich zum Graben gelaufen und hatte sich
Weitere Kostenlose Bücher