Im Sturm der Herzen
Orchideen. Eine Minute lang verlor sie sich in der Schönheit, dann stach ihr die heiße Sonne ins Auge, die sich auf Silber brach, und sie konzentrierte sich wieder auf das Flugzeug.
Und auf Jake.
Bist du verheiratet? Eine neue Welle der Scham überkam sie. Gott, wie hatte ihr das herausrutschen können? Um Himmels willen, sie hatten gerade einen entsetzlichen Flugzeugabsturz überlebt. Sein Familienstand stand auf der Liste der Prioritäten schwerlich weit oben. Was war sie doch für eine Idiotin!
Zumindest wusste sie jetzt, dass er Single war, auch wenn sie nicht sicher war, weshalb ihr das etwas bedeutete. Und jetzt, wo sie seine diesbezügliche Einstellung kannte, kam es ihr sogar noch bedeutungsloser vor.
Sie konzentrierte sich auf das, was im Flugzeug vor sich ging. Da offensichtlich nichts Gefährliches zu befürchten war, verließ sie ihren Platz hinter dem Baumstamm, hielt sich geduckt und ging vorsichtig auf die aufgerissene Seite zu. Jake war nicht der Einzige, der sich gezwungen sah, meilenweit gefährliches, unerforschtes Dschungelgebiet zu durchqueren. Vielleicht fand sie etwas, das ihr das Unternehmen ein wenig erleichterte.
Uber einen verrottenden Baumstamm steigend, schlich sie auf den Rumpf zu und hievte sich hinein. Es war heiß und feucht und roch stickig-süß nach einer Winde, die sich durch ein zerborstenes Fenster gebohrt hatte. Sie schaute sich nach Jake um oder irgendeiner Spur von Roberto, entdeckte aber nichts. Dann legte sich ihr eine Hand über den Mund, eine andere glitt um ihre Taille und riss sie nach hinten an einen massiven Männerkörper - und Allie fuhr vor Schreck fast aus der Haut.
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst bleiben, wo du bist.«
Jake! »Falls du vorhast, mich zu Tode zu erschrecken, verschwendest du nur deine Zeit. Da draußen im Dschungel gibt es Kreaturen genug, die das für dich erledigen können, da bin ich mir sicher.«
Er war hart wie ein Fels und schön wie die Sünde, sogar mit den Kratzern im Gesicht. Ihr Herz pochte verdächtig schnell, und sie entfernte sich ein Stück.
»Hast du Roberto gefunden?«
Jake schüttelte den Kopf, wobei ihm eine Strähne schwarzen, welligen Haars in die Stirn fiel. »Es muss ihn hinausgeschleudert haben. Und wenn dem so ist, dann ist er ziemlich sicher tot.«
»Gehst du zurück, um nach ihm zu suchen?«
»Nein.«
»Was hast du bis jetzt gefunden?«
»Einen Kompass, eine halb verbrauchte Schachtel Streichhölzer, eine alte Feldflasche, eine Machete, ein Stück Seil, ein paar Blechtassen und ein paar Plastikplanen, aber ich bin noch nicht fertig.« Er machte sich wieder auf die Suche, und Allie drehte sich weg, als er dem toten Piloten eine zerbrochene Lesebrille aus der Hemdtasche zog. Sie konzentrierte sich auf ihre Aufgabe, machte eine schnelle Runde durch das Wrack und ging schließlich zum Heck.
Sie grinste, als sie den Schlafsack auf der Gepäckablage neben der Toilette entdeckte. Daneben lagen ein halb leerer Erste-Hil- fe-Kasten und eine grüne Armee-Wolldecke. Nicht, dass sie sie der Wärme wegen gebraucht hätte, denn es waren an die vierzig Grad in der Maschine und absolut unangenehm. Sie versuchte, Luis nicht anzusehen, während sie sich durch das Wrack bewegte; Luis, der wie eine Stoffpuppe an die Wand gekrümmt dalag. Und sie versuchte, nicht daran zu denken, wie schnell sein Körper in der Hitze verwesen würde. Entschlossen kehrte sie zum Loch in der Bordwand zurück, wo sie auf Jake wartete, der sich ein paar Minuten später zu ihr gesellte.
»Nicht schlecht«, sagte er und begutachtete Schlafsack und Decke. »Sieht ganz so aus, als machtest du dich bezahlt.« Er hatte einen Rucksack bei sich, der dem Piloten oder Luis gehört haben musste, hatte ihn ausgeleert und mit den gefundenen Sachen gefüllt.
»Ich sehe, du hast ein paar Karten gefunden«, sagte sie.
Er nickte. »Die kommen uns definitiv gerade recht.«
Sie sprangen hinaus, und Jake nahm ihr den Verbandsstoff und die Salbe ab, die sie in dem zerborstenen Erste-Hilfe-Kasten gefunden hatte, und legte sie mit in den Rucksack. Er hielt die kleine Flasche Jod hoch, die sie ihm gegeben hatte. »Das da können wir verdammt gut brauchen. Dann brauchen wir keine Zeit damit zu verschwenden, das Wasser abzukochen. Das erledigt das Jod.«
Er schnürte den Schlafsack und die Decke auf den Rucksack und blieb einen Augenblick lang neben den platten Reifen stehen. Mit Hilfe des Klappmessers schnitt er kleine Gummistücke heraus.
»Was
Weitere Kostenlose Bücher