Im Sturm der Herzen
sie aufschäumte. Ricky war sieben, schwarzhaarig wie seine Mutter, dünn und drahtig. Pete war sechs, rothaarig und ständig am Grinsen. Sie waren zwei großartige Jungs. Es war offensichtlich, dass ihre Mutter eine gute Hand bei der Erziehung der beiden hatte.
Dan gab die Seife an Pete weiter und war Ricky beim Hände-abtrocknen behilflich. Und nachdem Dan sich selbst die Hände gewaschen hatte, kehrten sie alle in die Küche zurück.
Der Tisch war gedeckt, doch auf dem Tisch standen nur zwei Teller.
»Ihr Jungs dürft heute Abend vor dem Fernseher essen, ich bringe euch eure Teller rüber.«
Ein paar Minuten später, nachdem sie ihre Söhne am Kaffeetisch platziert hatte und mit der Fernbedienung den Disney-Kanal eingeschaltet hatte, kehrte Barb zurück.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte sie, als sie sich zum Essen setzten. »Ich dachte, du hättest am Samstagabend sicher zu tun, aber den Versuch war es mir wert. Ich warte schon länger auf eine Gelegenheit, mit dir zu sprechen.«
Dan verspürte einen Stich. Aus irgendeinem wahnsinnigen Grund hatte er tatsächlich angenommen, Barb habe ihn angerufen, weil sie ihn sehen wollte.
»Wenn das alles ist, hättest du auch im Büro vorbeikommen können. Und hättest dir keine Umstände machen müssen.«
Die Schärfe in seinem Tonfall ließ Barb von ihrem dampfenden Teller aufblicken. »Ich dachte, wir könnten ein paar Plakate von Allie drucken. Du weißt schon, solche, wie sie sie bei vermissten Kindern machen. Ich dachte, wir könnten sie überall in der Stadt aufhängen. Vielleicht fällt irgendjemandem etwas Verwertbares ein, wenn er sie sieht.«
Das »wir« beschwichtigte ihn ein wenig. Vielleicht hatte sie nur einen Vorwand gesucht. Und verdammt, was kümmerte ihn das eigentlich?
»Die Dinger sind ziemlich teuer«, sagte er und wünschte sich, er hätte im Fall Parker wenigstens einen kleinen Fortschritt vorweisen können, aber die Chance, Allie Parker gesund und munter aufzufinden, wurde mit jedem Tag kleiner.
»Wenn wir sie in Schwarzweiß machen, kosten sie ungefähr zweihundert Dollar. Aber mein Boss hat mich in der Bar ein Schild aufstellen lassen, und wir haben schon über fünfzig Dollar gesammelt.«
»Super.« Er griff nach der Flasche Valpolicella, die er mitgebracht und bereits entkorkt hatte, und schenkte ihnen beiden ein. »Ich spende gerne auch etwas, und sobald die Plakate gedruckt sind, helfe ich dir, sie aufzuhängen. Ich bin sicher, dass die Jungs von der Polizei das ihre dazu tun.«
Die Spaghetti waren köstlich, der Salat knackig und kühl, das Baguette warm und knusprig. Er war fast fertig, als sein Handy klingelte. Fluchend holte er es aus der Jackentasche.
Es war Archie Hollis, sein Partner, seit Allie verschwunden war. »Okay. Ich bin so schnell ich kann da.« Er beendete das Gespräch und steckte das Telefon in die Manteltasche.
»Was ist denn?«, fragte Barb.
»Es gibt einen Lichtblick in Allies Fall. Ein alter Mann, der unten im Jachthafen arbeitet, ist in die Dienststelle gekommen. Er sagt, er hätte Allie Parker am Tag ihres Verschwindens gesehen.«
Barb umfasste das Weinglas ein wenig fester. Erst jetzt bemerkte Dan, dass es sich um Marmeladengläser handelte. »Warum hat er so lange gewartet, bis er damit herausgerückt ist?«
»Augenscheinlich hat man ihm nahe gelegt, er solle lieber nichts sagen, aber sein Gewissen hat ihm keine Ruhe gelassen.«
»Und wer hat ihm nahe gelegt, nichts zu sagen?«
Dan zog den Mantel von der Lehne des Stuhls, in Gedanken schon ganz mit den Antworten beschäftigt, die er zu bekommen hoffte. »Felix Baranoff«, sagte er.
Captain Tom Caruthers ging in seinem Büro hinter dem Schreibtisch auf und ab und dachte an die beiden Männer, die ihn vor drei Wochen hier aufgesucht hatten, die FBI-Agenten Morris und Duchefski.
Die Männer hatten ihn nach der Explosion der Dynasty I kontaktiert, jener Jacht, auf der Donald Markham und Christine Chambers ums Leben gekommen waren. Morris und Duchefski hatten ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass ihre FBI-Ab- teilung sich mitten in einer verdeckten Ermittlungsoperation von höchstem Rang befand, und hatten ihn unmissverständlich davor gewarnt, Felix Baranoff aufzuscheuchen. Tom war angewiesen worden, nicht einmal seine eigenen Männer darüber zu informieren. Glücklicherweise war die Explosion allen Anzeichen nach ohnehin ein Unfall gewesen, und die Untersuchungen waren niedergelegt worden.
Dann hatten seine eigenen Männer, die Detectives
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