Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
werde alles tun, um zu verhindern, dass meinem Volk ein Leid geschieht. Ich habe geschworen, für Suleika mit meinem Leben einzustehen. Und dieses Versprechen werde ich halten.«
»Was wirst du tun?«
Arabinda sah hoch, atmete einmal tief ein und aus, dann sagte er: »Ich werde die Sao Manuel auf hoher See untergehen lassen. Ich habe ein Beil gefunden. Ein scharfes Beil. Es ist nicht schwer, im Unterdeck ein so großes Leck zu schaffen, dass für die Karavelle keine Rettung mehr möglich ist. In der Nacht, wenn wir die Küste meilenweit hinter uns gelassen haben, werde ich den Schiffsboden aufhacken, so dass das Deck voll Wasser läuft und das Schiff schließlich versinkt.«
Vasco da Gama war bei diesen Worten aufgesprungen. Er packte Arabinda bei den Schultern und schüttelte ihn. »Nein, das kannst du nicht tun. Du kannst Suleika doch nicht ertrinken lassen.«
»Der Tod durch Ertrinken ist ein Tod der Ehre und mir allemal lieber, als sie auch nur einen Tag als Sklavin zu sehen. Ich bin sicher, dass Suleika ebenso denkt und mir helfen wird, das Schiff zu versenken. Nur um Charlotta tut es mir Leid. Sie ist zu jung und zu schön, zu gut und zu edel, um so früh sterben zu müssen.«
»Was?! Was sagst du da? Charlotta ist auf der Sao Manuel ?«
»Ja.«
»Und ... und wie geht es ihr?«, fragte Vasco da Gama etwas zögerlich und konnte nicht verhindern, dass sein Herz wie wild gegen seinen Brustkorb schlug. Charlotta. Charlotta. So viele Monate hatte er sich verboten, diesen Namen auszusprechen. Ja, selbst den kleinsten Gedanken an diese Frau hatte er sich versagt. Doch kaum hörte er diesen Schönsten aller Namen, so riss die Wunde in seinem Herzen auf und blutete so stark, dass er daran beinahe zu ersticken glaubte.
Arabinda, der weder ahnte noch wusste, wie sehr Vasco da Gama Charlotta noch liebte, winkte ab. »Es geht ihr nicht besser als Suleika und mir. Zwar hat Dom Pedro sie aus dem Arrest befreit, dafür muss sie nun schuften wie eine Magd. Vom allerersten Hahnenschrei an bis zur späten Nacht muss sie putzen, kochen und waschen. Doch nie hört man eine Klage von ihr, im Gegenteil. Sie besucht Suleika, die seit Wochen als Gefangene gehalten wird, in ihrem Verschlag, leistet ihr Gesellschaft, bringt ihr Nahrung und Wasser.«
»Suleika gefangen, Charlotta als Magd? Welche Gräuel erzählst du mir noch, Arabinda?«
Vasco da Gamas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, wenn er an die Gefangenschaft der Frau dachte, die er als gute, wenn nicht gar beste Freundin betrachtete, an Suleika. Und es blutete, wenn er sich Charlotta auf der Sao Manuel vorstellte, die in einem zerlumpten Kittel schwere Kessel schleppte.
»Mich braucht Dom Pedro als Lotse, deshalb ergeht es mir am besten von allen. Aber auch ich kümmere mich so oft ich nur kann um Suleika und auch Jorges, der junge Fischer, ist ein verlässlicher Besucher im Unterdeck.«
»Wo ... wo ... schläft Charlotta?«, fragte Vasco und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen und die Worte zurückgeholt. Er wollte nicht hören, dass sie neben Dom Pedro die Nächte verbrachte.
Doch Arabinda stillte seine Ängste. »Sie hat eine kleine Kabine und lebt nicht mit dem Kapitän wie eine Ehefrau. Ich sagte schon, er behandelt sie wie eine Magd, gibt ihr das schlechteste Essen. Einmal nur hat er sie in seiner Kabine eingeschlossen und einen jungen Matrosen, einen seiner engsten Getreuen zu ihr geschickt, damit er ihr beiwohnen sollte. Doch ich erfuhr davon und gab dem Mann einen Schlaftrunk, so dass er Charlotta nicht anrühren konnte.«
»Guter Gott«, entfuhr es da Gama und die Wut ließ seine Augen zu schmalen Schlitzen werden.
»Also stimmt es, dass sie nicht freiwillig seine Frau geworden ist?«
Arabinda zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sie jetzt nicht freiwillig seine Frau ist, sich von ihm fernhält, so gut sie nur kann. Aber lange muss sie ihr Schicksal nicht mehr erdulden. Wahrscheinlich wird Dom Pedro schon übermorgen Mombasa verlassen. Achte du darauf, dass er deinem Schiff nicht zu nahe kommt.«
Der Kapitän der Sao Gabriel lief wie ein gefangener Tiger in seiner Kajüte umher. Dann blieb er abrupt vor dem Inder stehen, fasste wieder dessen Schultern. »Du darfst die Sao Manuel nicht untergehen lassen. Vertrau mir, Arabinda, ich werde vor Dom Pedro in Kalikut sein und dafür sorgen, dass ihr Hilfe bekommt.«
»Pah!« Arabinda stieß diesen Laut aus wie einen Donner. »Glaubst du etwa, der Zamorin traut dir
Weitere Kostenlose Bücher