Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
gegeben?«, herrschte er sie an.
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Charlotta zurück. »Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus und habe nichts von Zeichen bemerkt. Fragt Nino, den von Euch eingesetzten Schergen.«
Dom Pedro schnaubte vor Wut. Er griff nach Charlottas langem Haar und riss derb daran. »Von dir will ich wissen, wer es war!«, schrie er. Feine Speicheltropfen spritzten aus seinem Mund bis auf Charlottas Kleid. Seine Augen glitzerten vor Ärger, die Ader auf seiner Stirn war dick und blau.
»Au! Ihr tut mir weh!«, schrie Charlotta zurück und wollte sich aus Dom Pedros hartem Griff befreien. Doch der packte nur noch fester zu und drückte sie auf das Bett hinunter.
»Ich weiß nichts«, keuchte Charlotta. Sie sah ein irres Funkeln in Dom Pedros Augen, ein Funkeln, dass ihr Angst machte.
Noch fester drückte er sie nach unten. Er hatte eine seiner schweren großen Hände um ihren Hals gelegt und drückte leicht zu. Charlotta erstarrte und lag ganz still. Corvilhas Blick veränderte sich. Aus dem Irrsinn wurde Triumph und sie erkannte, dass er es genoss, sie hilflos und ihm ausgeliefert zu sehen. Sie hatte geahnt, dass ihr Mann einen Hang zur Gewalttätigkeit hatte, doch dass sich diese Brutalität eines Tages gegen sie richten könnte, hatte sie nicht glauben wollen. Jetzt war es zu spät. Sie waren auf einem Schiff, auf dem es kein Entkommen gab. Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihr Herz raste. Als die ersten Tränen über ihre Wangen rollten, lächelte Dom Pedro.
»Na, ist dir eingefallen, wer das Zeichen gegeben hat? Es war Suleika, nicht wahr, diese falsche Schlange, diese Hure, verfluchte!«
Charlotta rührte sich nicht und Dom Pedro verstärkte den Druck seiner Hand, so dass Charlotta nach Atem rang.
»Warum bringe ich dich eigentlich nicht um?«, überlegte er nun laut. »Nichts als Ärger hast du mir bisher gemacht. Und als Weib taugst du nicht das geringste Bisschen. Jede Hure Lissabons versteht es besser, mir Lust zu verschaffen als du. Nicht ich habe in der Hochzeitsnacht versagt. Nein, du warst es.«
Er hielt sie weiter fest am Hals gepackt, sein Knie drückte auf ihren Schenkel, so dass sie vor Schmerz leise aufstöhnte. Sie konnte sich nicht rühren. Sie hatte Angst.
»Es gibt Weiber, die nicht fürs Bett taugen. Weiber, denen statt Blut Eis durch die Adern fließt. Du gehörst dazu. Kalt wie ein Fisch bist du und taugst auch sonst zu nichts. Warum also soll ich dich behalten? Es ist schon häufig vorgekommen, dass eine Landratte bei Sturm über Bord geht und in den Tiefen des Ozeans verschwindet. Ich käme an dein Erbe. Die Hälfte der Alvarez-Ländereien, die großen Haziendas, die fetten Weiden und noch viel mehr würde mir gehören. Natürlich würde ich den Schein wahren und die Trauerzeit einhalten, doch dann gäbe es bestimmt genügend Bewerberinnen, die Euren Platz liebend gern einnehmen würden. Bewerberinnen, die genau wissen, wie man einen Mann wie mich glücklich macht.«
Er hatte diese Worte mit einem Lächeln vorgebracht, doch Charlotta sah, dass er die Möglichkeit ihres Todes ernsthaft in Erwägung zog. Furcht stieg in ihr auf, lähmte ihre Glieder, kroch als eisige Kälte durch ihre Knochen und in ihr Herz. »Ich habe geschlafen«, brachte sie unter größter Anstrengung hervor. »Ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Erst der Kanonenschuss hat mich geweckt.«
Dom Pedro ließ Charlotta fahren. Mit einem Ruck nahm er seine Hand von ihrer Kehle und stand auf. Er richtete seine Kleider.
»Geschlafen hast du also? Auch Suleika und Nino wollen geschlafen haben und Jorges war so mit dem Fischen beschäftigt, dass er ringsum nichts bemerkt hat. Na gut. Wer während der Arbeit schläft, hat Strafe verdient. Du wirst zwei Tage bei Wasser und Brot in einem Verschlag im Laderaum verbringen.«
Charlotta war verstört und entsetzt, doch trotz dieser Gefahr arbeitete ihr Verstand reibungslos. »Bitte, Dom Pedro. Ich weiß, dass ich Strafe verdient habe. Aber bitte lasst Gnade walten. Sperrt mich nicht gemeinsam mit der Prinzessin von Kalikut ein. Ich habe Angst, dass sie mir die Augen auskratzt. Sie hasst mich!«
Dom Pedro kratzte sich am Kinn und überlegte. Dann sagte er, genauso wie Charlotta es beabsichtigt hatte: »Ihr habt keine Gnade verdient. Und wer weiß, vielleicht erledigen sich auf diese Weise noch ganz andere Probleme wie von selbst. Du wirst diese beiden Tage zusammen mit Suleika verbringen!«
Charlotta versuchte ihr Lächeln zu verbergen,
Weitere Kostenlose Bücher