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Im Sturm der Sinne

Im Sturm der Sinne

Titel: Im Sturm der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Breeding
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Fensters waren geschlossen gegen den Luftzug, der vom Wasser hereinwehte, das sie weiter unten über Steine rauschen hörte. Neben der Kommode, die die Waschschüssel und den Krug enthielt, stand ein aufwendig geschnitzter Kleiderschrank. Ein polierter Holztisch und zwei Stühle befanden sich an der gegenüberliegenden Wand.
    Deidre ging zögerlich zu dem Pulverfass. Sie hatte keine Ahnung, wie sie genügend Funken erzeugen sollte, um das Feuer in Gang zu bringen. Ihrer mageren, reizbaren Tante war immer kalt gewesen, und deswegen hatten die Bediensteten am fränkischen Hof das Feuer ständig am Laufen gehalten.
    Die kleine Magd kam mit Wasser und parfümierter Seife zurück.
Sehr gut. Sie hält mich für einen geladenen Gast.
Sie lächelte dem Mädchen zu.
    »Könntet Ihr mir bitte das Feuer anzünden? Ich habe nie gelernt …« Das Mädchen stutzte kurz und machte sich an die Arbeit. Deidres Lächeln verblasste, als sie daran dachte, dass Gilead auch sie für eine Zofe gehalten hatte, wahrscheinlich musste sie schon bald das Feuer hier selbst anzünden. Also sollte sie ihr vielleicht lieber dabei zusehen.
    »Ich weiß, Gilead hat das nicht aufgetragen …« Als sie sah, wie sich die Augen des Mädchens weiteten, stockte sie. »Was ist?«
    »Nun, Ihr solltet ihn Master Gilead nennen … außer Ihr seid … Ihr seid …«
    »Ich bin was?«
    Das Mädchen wurde rot bis in die Haarspitzen und wandte den Blick ab. »Außer Ihr seid seine Geliebte.«
    Geliebte? Mätresse? Was für eine Idee. Der Gedanke an Gilead, wie er in ihr Gemach kam, sich den Rock vom Leib riss und so die breiten Schultern und seine Brust entblößte, sie auf das Bett warf, und sie mit seinem Gewicht auf das Lager drückte …
»Ja, ja, ja«,
flüsterte die ungeduldige, gerettete Jungfrau in ihr.
»Nein, nein, nein«,
wies sie die kalte, gebieterische Stimme ihrer Tante zurecht. Die Jungfrau wider Willen zog einen Schmollmund, als ihre Vernunft wieder die Oberhand gewann.
    »Oh, verzeiht«, sagte Deidre zu der Magd. »Master Gilead hat mich heute Abend vor einem Barbaren gerettet. Ich heiße Deidre. Ich bin gestern von Wegelagerern überfallen worden und habe einen Schlag auf den Kopf bekommen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wie es scheint, habe ich meine Manieren vergessen.«
    Das Kammermädchen sah sie sich etwas genauer an als zuvor. Mehr Neugier lag in ihrem Blick. »Ich bin Anna. Wenn’s ein schwerer Schlag war, solltet Ihr morgen unsere Heilerin aufsuchen.«
    »Ich glaube, morgen wird es mir schon wieder bessergehen. Ich freue mich schon auf das Vergnügen, den Laird und seine Frau kennenzulernen.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über das Gesicht des jungen Mädchens, als sie zur Tür ging. »Das Vergnügen?«, murmelte sie, als sie die Tür hinter sich schloss.
    Deidre starrte ihr nach. Was meinte sie damit? Sie war zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie setzte sich auf die Decke und versank in erstaunlich weichen Federdaunen. Das Bett schwankte leicht auf der ledernen Unterlage.
    Sie rieb sich die Schläfen und merkte plötzlich, wie gnadenlos erschöpft sie war. Jetzt, da sie wusste, dass ihr Vater tot war, musste sie ihre Eskorte finden, und vor allem musste sie den Stein vor ihrem Cousin finden. Aber ein Teil ihrer Anspannung rührte daher, dass jede einzelne Pore jedes Mal erwartungsvoll zu prickeln begann – was sie erwartete, wusste sie nicht genau –, wenn Gilead in der Nähe war. Dann schien die Luft um sie herum mit dem scharfen, klaren Geruch zu vibrieren, den sie erst ein einziges Mal wahrgenommen hatte, als ein Blitz eine mächtige Eiche neben ihr entzweigespalten hatte. Auch damals hatte sie eine Gänsehaut bekommen.
    Sie bebte vor Aufregung mit plötzlich wieder frischer Energie. Endlich war sie auf der anderen Seite des Kanals, wo irgendwo Camelot sein musste. Sie zog das Buch aus ihrem Beutel und versuchte sich zu beruhigen, indem sie über den kostbaren Stoff und das weiche, etwas abgewetzte Leder strich. Gab es Camelot wirklich? War es hier? Würde sie morgen einen idyllischen Ort voller Frieden und Wohlstand finden, mit höfischen Festen, an dem es sogar Barden und Hofnarren gab? Nicht wie in der eintönigen Trostlosigkeit der kahlen, kalten Wände des fränkischen Hofs – vielleicht gäbe es hier farbenfrohen Prunk und edle Ritter, die zu Turnieren aufbrachen, um die Gunst der Damen zu gewinnen? Sie hatte sich immer vorgestellt, dass ihr eigener Ritter so edel und einzigartig wäre wie

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