Im Sturm des Lebens
aufgeführt, aber ich habe nie geglaubt, sie könnte ihre Worte wahr machen. Aber sie hat sie wahr gemacht. Er wusste, dass sie in die Unterschlagungen verwickelt war, und sie tötete ihn deswegen.«
»Nun ...« Maguire lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie und ihr Partner waren wieder allein. »Glaubst du die Geschichte?«
»Für jemanden, der letzte Nacht nicht geschlafen hat, sah sie bemerkenswert frisch aus. Für jemanden, der außer sich vor Angst ist, hat sie ein bisschen zu sorgfältig darauf geachtet, dass ihre Schuhe zu ihrer Tasche passen.«
»Du bist ja ein richtiger Modepolizist, Partner! Sie hat diese Papiere nicht zufällig gefunden. Sie hat garantiert schon einen Tag nach seinem Tod jede Schublade, jeden Schrank und jedes Astloch durchwühlt, damit ihr auch nur ja kein Penny entgeht.«
»Maguire, ich glaube, du magst die Witwe Avano nicht.«
»Ich mag keine Leute, die mich für dumm halten. Frage: Wenn sie diese Papiere die ganze Zeit gehabt hat, warum kommt sie jetzt erst damit an? Und wenn sie sie nicht hatte, wer hat sie ihr gegeben?«
»DeMorney ist in San Francisco.« Claremont legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich frage mich, wie lange er die Witwe schon kennt.«
»Eines ist klar: Sie haben beide etwas gegen die Giambellis, und die Witwe möchte Sophia G. unbedingt die Daumenschrauben anlegen.«
»So unbedingt, dass sie bei der Polizei eine falsche Aussage macht.«
»Ach, zum Teufel, das hat sie doch genossen! Und sie ist clever genug, um zu wissen, dass sie nichts gesagt hat, wofür wir sie belangen können. Wir können ja nicht beweisen, ob und wann sie diese Unterlagen gefunden hat. Und was die Streitszene angeht, stünde ihr Wort gegen Sophias, die vermutlich durchaus irgendwann in seinem letzten Lebensjahr mit ihm gestritten hat. Selbst wenn wir ihr Ärger machen wollten, so haben wir keine Möglichkeit, sie deshalb zu belangen.«
»Es ist unwahrscheinlich, dass sie Avano geheiratet und einen Tag später umgebracht hat. Das hätte ihr nichts eingebracht, und sie will so viel wie möglich aus einer Beziehung rausschlagen.«
»Wenn wir ihr das abkaufen würden, könnte sie sich rächen. Und das ist im Moment garantiert ihr dringendstes Bedürfnis.«
»Ja, und DeMorneys auch.« Claremont stand auf. »Wir wollen doch mal sehen, wie eng ihre Verbindung ist.«
30
R ené glitt neben Jerry auf das Sofa und nahm die Champagnerflöte entgegen. »Ich habe heute im Salon etwas sehr Interessantes gehört.«
»Und was?«
»Ich erzähle es dir.« Sie fuhr mit der Fingerspitze über seine Hemdbrust. »Aber es kostet dich etwas.«
»Wirklich?« Er ergriff ihre Hand und biss sie zärtlich ins Handgelenk.
»Oh, das ist auch hübsch, aber ich möchte etwas anderes. Lass uns ausgehen, Geliebter. Ich bin es leid, immer drinnen zu sitzen. Geh mit mir in einen Club, wo Leute sind und Musik, und wo etwas geschieht.«
»Liebling, du weißt, wie gern ich das tun würde, aber es wäre nicht klug, wenn wir jetzt zusammen in der Öffentlichkeit gesehen würden.«
Schmollend schmiegte sie sich an ihn. »Dann gehen wir eben irgendwohin, wo uns keiner kennt. Und selbst wenn – Tony ist seit Monaten tot. Niemand erwartet von mir, dass ich aus Trauer ewig allein bleibe.«
Nach den Berichten, die aus Europa eingetroffen waren, hatte René noch nicht einmal eine Woche lang einsam getrauert. »Nur noch kurze Zeit. Ich entschädige dich auch dafür. Wenn wir hier alles erledigt haben, fliegen wir nach Paris. Und, was hast du heute herausgefunden?«
»Um das Vokabular von dieser Schlampe Kris zu benutzen, gibt Schlampe Nummer drei am Freitagabend für Schlampe Nummer zwei eine kleine Party – Vorabend der Hochzeit. Nur Frauen. Sie baut einen ganzen Schönheitssalon in der Villa auf – Gesichtsmasken, Körperbehandlungen, Massagen, Fitness-Übungen.«
»Und was tun die Männer, während die Frauen sich pflegen lassen?«
»Vermutlich sehen sie sich Pornos an und betrinken sich. Der Junggesellenabend findet bei MacMillan statt. Braut und Bräutigam dürfen es in der Nacht vor der Hochzeit nicht miteinander treiben. Heuchler!«
»Das ist interessant.« Und genau die Gelegenheit, auf die Jerry gewartet hatte. »Wir wissen also genau, wo alle sind. Und der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, unmittelbar vor dem glücklichen Ereignis. René, du bist ein Juwel!«
»Ich will keins sein , ich möchte nur welche haben .«
»In einer Woche sind wir in Paris, dann kümmere ich mich darum. Aber zuerst
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