Im Sturm des Lebens
öffnete er die Tür.
Sophia lag auf dem Massagetisch und blickte zu den Sternen. »Mama, bin ich besitzergreifend?«
»Ja.«
»Ist das schlimm?«
Pilar blickte sie von ihrer Liege auf der Terrasse aus an. »Nein. Manchmal ein bisschen ärgerlich, aber nicht schlimm.«
»Verliere ich den Blick auf das Ganze, weil ich mich bei den Details aufhalte?«
»Selten. Warum fragst du?«
»Ich habe mir überlegt, was ich an mir ändern würde, wenn ich könnte. Oder wenn ich es müsste.«
»An deiner Stelle würde ich gar nichts ändern.«
»Weil ich perfekt bin?«, fragte Sophia grinsend.
»Nein, weil du meine Tochter bist. Ist es wegen Ty?«
»Nein, wegen mir. Seit ... nun, ich bin mir nicht ganz sicher, seit wann, aber eigentlich von dem Moment an, als ich dachte, ich wäre mir über alles im Klaren. Dass ich wüsste, was ich wollte und wie ich es bekäme.«
»Und jetzt bist du dir nicht mehr sicher?«
»O doch, ich bin mir immer noch sicher. Ich weiß immer noch, was ich will und wie ich es bekomme. Aber was ich will, hat sich verändert. Und ich habe mich gefragt, ob ich das nicht eigentlich schon viel früher hätte registrieren müssen. Ich ... Könnten Sie uns einen Moment allein lassen?«, sagte sie zu der Masseurin. Als sie mit Pilar allein war, setzte sie sich auf und wickelte sich das Laken um. »Bitte, werde jetzt nicht böse.«
»Bestimmt nicht.«
»Noch vor kurzem wollte ich nur, dass du und Dad wieder zusammenkommt. Ich wollte es vermutlich deshalb, weil ich mir gar nichts anderes vorstellen konnte. Ich dachte immer, wenn ihr wieder zusammen wärt, dann wäre er so, wie ich ihn gern hätte. Nicht, wie es für dich oder für ihn richtig gewesen wäre, sondern für mich . Mit diesem Detail habe ich mich aufgehalten, und dabei den Blick auf das Ganze verloren. Wenn ich könnte, würde ich es ändern.«
»Das würde ich nicht tun. Du wärst ihm eine gute Tochter gewesen, wenn er es nur zugelassen hätte.«
»Das hilft mir.« Sophia ergriff Pilars Handgelenk und blickte auf ihre Uhr. »Es ist Mitternacht. Fröhlichen Hochzeitstag, Mama.« Sir drückte Pilars Hand an ihre Wange und ließ sich wieder auf den Massagetisch zurücksinken. Dabei wanderte ihr Blick in die Ferne.
»Was ist das? Es sieht aus wie ... O Gott. Das Weingut! Das Weingut brennt! Maria! Maria, ruf die Feuerwehr! Das Weingut brennt!«
Sophia sprang vom Tisch und griff im Laufen nach ihrem Bademantel.
Genau wie Jerry vorausgesagt hatte, strömten alle aus dem Haus. Man hörte Geschrei und das Geräusch von eiligen Schritten. Im Garten verborgen zählte er die Gestalten, die in weiße Bademäntel gehüllt zum Weinberg liefen.
»Wir gehen jetzt hinein«, flüsterte er René zu. »Du zeigst mir den Weg.«
Sie hatte ihm die Lage von Sophias Zimmer zwar beschrieben, aber er wollte, dass sie voranging. Sie konnte sich schließlich geirrt haben. Sie hatte behauptet, nur einmal in Sophias Zimmer gewesen zu sein – aber das war einmal mehr, als ihm je gelungen war.
Er konnte es nicht riskieren, das Licht einzuschalten, aber er war sicher, dass seine Taschenlampe ausreichte. Er musste nur das Päckchen hinten in ihrem Schrank verstecken, wo die Polizei es finden sollte.
Geräuschlos schlich er hinter René die Stufen zur Terrasse hinauf. Als er über die Schulter blickte, sah
er das Feuer zum Himmel lodern. Ein prächtiger Anblick. Gestalten schwirrten wie Motten darum herum.
Sie würden es natürlich löschen, aber das ging nicht so schnell. Es würde zunächst einmal eine Zeit lang dauern, bis sie merkten, dass das Wasser an der Sprinkleranlage abgedreht worden war, und in der Zwischenzeit mussten sie hilflos zusehen, wie die kostbaren Flaschen platzten und die ganze Anlage verbrannte.
Er hatte also nicht den Mumm, die Drecksarbeit zu tun? Die Beleidigung saß tief. Sie würden schon sehen, wer hier den Mumm hatte.
»Jerry, um Gottes willen«, zischte René, die vor der Terrassentür von Sophias Zimmer stand. »Das ist keine Touristenattraktion. Du hast doch gesagt, dass wir uns beeilen müssen.«
»Für einen Moment des Vergnügens ist immer Zeit, Liebling.« Er trat auf die Terrassentür zu. »Und das ist ganz bestimmt ihr Zimmer?«
»Ja, ich bin mir sicher.«
»Na dann.« Er drückte die Tür auf, trat ein – und sog genau in dem Moment befriedigt ihren Duft ein, als Sophia die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und das Licht einschaltete.
Der Schock ließ ihn erstarren. Bevor er sich erholen konnte, hatte sie sich
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