Im Sturm des Lebens
schon auf ihn gestürzt.
In blinder Wut sprang sie auf ihn zu und schlug ihre Zähne in ihn. Er heulte auf.
Er wehrte sich und traf sie am Wangenknochen, aber sie spürte keinen Schmerz. Mit ihren frisch manikürten Fingernägeln zerkratzte sie sein Gesicht und hinterließ tiefe Spuren auf seiner Wange.
Es brannte teuflisch. Er stieß Sophia von sich und stürzte auf die kreischende René. Er schmeckte sein
eigenes Blut. Unerträglich. Sophia ruinierte all seine sorgfältig durchdachten Pläne. Unverzeihlich. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte und sich erneut auf ihn stürzen wollte, zog er seine Pistole.
Beinahe hätte er abgedrückt, aber sie hielt mitten in der Bewegung inne und starrte ihn hasserfüllt an.
Endlich, dachte er, von Angesicht zu Angesicht. Er wollte mehr, als nur überleben. Er wollte Genugtuung.
»Ach, das ist ja interessant! Du solltest doch draußen bei den anderen sein! Aber vielleicht ist es ja Schicksal, dass du genauso endest wie dein wertloser Vater. Mit einer Kugel im Kopf.«
»Jerry, wir müssen hier raus. Lass uns verschwinden!« René sprang auf und starrte auf die Pistole. »Mein Gott! Was tust du da? Du kannst sie doch nicht einfach erschießen!«
O doch, das konnte er, und es war wie eine Erleuchtung. Er würde überhaupt kein Problem damit haben. »Und warum nicht?«
»Du bist wahnsinnig! Das ist Mord! Mit Mord will ich nichts zu tun haben. Ich verschwinde. Ich haue ab. Gib mir die Wagenschlüssel. Gib mir die verdammten Schlüssel!«
»Zum Teufel noch mal, halt den Mund«, sagte er kalt und schlug ihr mit einer fast beiläufigen Geste die Pistole über den Kopf. Als René wie ein Stein umfiel, würdigte er sie nicht einmal eines Blickes, sondern sah weiter unverwandt Sophia an.
»Sie war nervtötend, da kann ich dir beipflichten. Aber sie ist nützlich. Und großartig. René hat das Feuer gelegt. Sie hat schon immer etwas gegen dich gehabt. Vor ein paar Tagen ist sie zur Polizei gegangen und hat versucht, die Beamten davon zu überzeugen,
dass du deinen Vater umgebracht hast. Und heute Abend ist sie hierher gekommen, hat das Weingut in Brand gesteckt und ist in dein Zimmer eingedrungen, um Beweise gegen dich hier zu verstecken. Du kamst herein und hast sie entdeckt, und während ihr miteinander kämpftet, ist versehentlich die Pistole losgegangen. Die Pistole«, fügte er hinzu, »mit der auf David Cutter geschossen worden ist. Ich habe sie mir schicken lassen. Ich denke umsichtig, was dir doch sicher gefällt. Du bist tot, und sie wird dafür büßen. Eine saubere Angelegenheit.«
»Warum?«
»Weil mich niemand hereinlegt und damit dann davonkommt. Ihr Giambellis denkt, ihr könnt alles haben, und jetzt habt ihr gar nichts mehr.«
»Ist es wegen meines Vaters?« Sophia sah den orangefarbenen Schein des Feuers durch die Terrassentüren. »Alles nur, weil mein Vater dich beleidigt hat?«
»Beleidigt ? Er hat mich bestohlen – meine Frau, meinen Stolz, mein Leben ... Und was habt ihr verloren? Nichts. Euch hat das kaum gekümmert. Ich habe meinen Rücken hingehalten. Ich hätte mich damit begnügt, euch zu ruinieren, aber der Tod ist noch besser. Du bist die zentrale Figur. Teresa, nun ja, sie ist nicht mehr die Jüngste. Deine Mutter hat nicht die Fähigkeiten, um das Unternehmen wieder zu dem zu machen, was es einmal war. Ohne dich aber ist das Unternehmen tot. Dein Vater war ein Lügner und Betrüger.«
»Ja, das war er.« Niemand wird mir zu Hilfe kommen, dachte sie. Sie würde allein sein, wenn sie dem Tod ins Auge blickte. »Und du bist auch ein Betrüger, und trotzdem nicht halb so gut.«
»Wenn wir Zeit hätten, würden wir darüber diskutieren. Aber ich bin ein wenig in Eile ...« Er zielte mit der Pistole auf sie. »Ciao, bella .«
»Vai a farti fottere .« Sophias Stimme war fest, während sie ihn verfluchte. Sie hätte gern die Augen geschlossen – um zu beten, um irgendwelche Bilder mitzunehmen. Aber sie hielt sie offen. Wartete. Als der Schuss ertönte, taumelte sie zurück. Durch ein winziges Loch in seinem Hemd sickerte Blut.
Verblüffung und Entsetzen spiegelten sich in seinem Gesicht wider, dann warf ein weiterer Schuss seinen Körper zur Seite und er sank zu Boden. Helen ließ die Waffe sinken.
»O mein Gott. O Gott, Tante Helen!« Sophias Beine gaben nach und sie ließ sich aufs Bett sinken. »Er wollte mich töten!«
»Ich weiß.« Langsam trat Helen in den Raum und ließ sich schwer neben Sophia auf das Bett fallen. »Ich war
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