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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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das?«
    »Scheinbar ein Teil eines Manuskripts.« Leo nahm die erste Seite. »Ein Roman über Grauen und dunkle Geheimnisse, wenn mich nicht alles täuscht.« Er begann laut vorzulesen, mit tiefer, unheilschwangerer Stimme.
    »Die uralte Grabhöhle war aus dem Mutterstein des Berges gehauen. Weinranken verschleierten den Eingang, ein Leichentuch üppigen Grüns, von der Natur entworfen, um die unergründliche Finsternis dahinter zu verbergen.«
    Ein Gefühl der Erleichterung überflutete Beatrice. »Mr. Saltmarsh hat doch die Wahrheit gesagt. Er ist ein angehender Schriftsteller.«
    Leo las weiter.
    »Getrieben von dem ungeheuren Mut, der in ihrer edlen Natur so tief verwurzelt war, näherte sich die schöne Beatrice der bröckelnden Ruine -«
    » Beatrice . Laß mich das sehen.« Beatrice eilte zum Schreibtisch. Sie riß Leo die Seite aus der Hand und starrte sie an. »Gütiger Himmel. Er hat seiner Heldin meinen Namen gegeben.«
    »Raffinierter Dreckskerl.« Leo entriß ihr das Papier und warf es zurück auf den Stapel in der Schublade. »Zweifellos wollte er dich mit dieser großartigen Geste beeindrucken.« »Na ja, es ist ziemlich rührend, das mußt du zugeben.«
    »Im Gegenteil, es ist hinterlistig und bösartig, genau das, was ich von Saltmarsh erwarten würden.« Leo knallte die Schublade zu und machte sich an die nächste.
    »Aber Leo, du kannst nicht sicher sein, daß er etwas anderes vorhatte als ein Zeichen seiner Wertschätzung.«
    Leo sah sie an. »Großer Gott, man könnte meinen, daß eine Frau deines reifen Alters zu erfahren ist, um auf so etwas hereinzufallen.«
    »Eine Frau meines reifen Alters kann es sich nicht leisten, zu wählerisch zu sein, was die Wahl von Komplimenten eines Gentleman angeht«, entgegnete Beatrice kühl. »Solche Gesten sind sehr rar, wenn eine Frau ein gewisses Alter erreicht.«
    Er richtete sich abrupt auf. »Aber, Beatrice, ich wollte nicht andeuten -«
    »Unsinn. Aber, egal, ich verzeihe dir. Einer der Vorteile, wenn man eine Frau reiferen Alters ist, ist die Fähigkeit, gewisse Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Du wirst mich nicht mit ein paar unsensiblen Bemerkungen über mein Alter oder meine Naivität aus der Bahn werfen.«
    Er sagte nichts, sein Gesichtsausdruck war verschlossen. Beatrice ging zurück zum Bücherregal.
    »Du mußt zugeben«, sagte sie, in, wie sie hoffte, angemessen geschäftlichem Ton, »diese Manuskriptseiten deuten darauf hin, daß Mr. Saltmarsh möglicherweise völlig ehrlich uns gegenüber war, was seine Rolle in dieser Affäre angeht.« »Beatrice?«
    »Ja, Leo?« Sie zog ein weiteres Buch aus dem Regal, warf einen Blick auf den Titel und lächelte. »Oh, schau, Mr. Saltmarsh hat meine Braut von Scarcliffe Castle gleich hier auf demselben Regal, in dem er seine Klassiker aufbewahrt.« »Ich habe diese spezielle, unsensible, gefühllose, völlig ungerechtfertigte Bemerkung gemacht«, sagte Leo mit ruhiger Stimme, »weil ich wie der Teufel eifersüchtig auf Saltmarsh bin.«
    »Ich frage mich, ob ...« Sie wirbelte so rasch herum, daß ihr das Buch fast aus den Händen geglitten wäre. »Was hast du gesagt?«
    »Ich glaube, du hast mich gehört.« Leo wandte sich wieder der Durchsuchung einer Schublade zu. »Weißt du, es ist so viele Jahre her, seit ich von Eifersucht geplagt war, daß ich vergessen hatte, wie extrem unangenehm das ist.«
    »Leo.« Sie drückte das Buch an ihre Brust und machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu. »Es besteht kein Anlaß dazu, das versichere ich dir. Meine Gefühle für Mr. Saltmarsh sind nicht mehr als die üblichen Bande der Freundschaft, die sich zwischen zwei Leuten, die etwas gemeinsam haben, ganz natürlich entwickeln.«
    »Ich verstehe. Und was ist mit den Banden zwischen uns, Beatrice?«
    »Die sind offensichtlich völlig anderer Natur als die, die mich mit Graham verbinden. Ich meine als die, die ich mit Mr. Saltmarsh teile.«
    Leo starrte sie grimmig über die Lampe an. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr mich das beruhigt, Madam.«
    Sie musterte ihn mit wachsender Neugier. »Du bist verärgert.«
    »Außerdem bin ich in Eile. Können wir diese verdammte Sucherei hinter uns bringen und von hier verschwinden, bevor Saltmarsh hereinspaziert und uns dabei ertappt, wie wir seine Sachen durchwühlen?«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, sie hätten die Stadt verlassen?« »So sieht es aus, aber absolut sicher kann man nicht sein.«
    Ein leises Winseln ließ Beatrice das Blut in den

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