Im Sturm erobert
zurück auf den Tisch. »Höchstens zwei oder drei Jahre alt, vermute ich. Hat sie wahrscheinlich von Sibson.«
Beatrice stellte sich auf die Zehenspitzen, um hinter die italienische Landschaft zu spähen, die an der Wand hing. In ihren Romanen gelang es den Heldinnen immer, Safes, die hinter Gemälden verborgen waren, zu finden. »Erzähl mir von deinem Besuch bei Sibson.«
»Da gibt es nur wenig zu erzählen. Sibson war nicht da, als ich kam. Es sah sogar so aus, als hätte er die Stadt übereilt verlassen.«
»Warum sagst du das?«
»Ich bin nach oben in seine Wohnung über dem Laden gegangen. Das meiste seiner Kleidung und sein Rasierzeug waren weg. Interessant, daß auch Saltmarshs persönliche Sachen fehlen. Ich habe bereits sein Schlafzimmer durchsucht.«
Beatrice runzelte die Stirn. »Wenn sie beide in diese Affäre verwickelt sind, wie du vermutest, sind sie vielleicht nervös geworden, als Dr. Cox ermordet wurde. Vielleicht haben beide beschlossen, es wäre klug, London zu verlassen.«
»Ja.« Leo ging zur Tür. »Ich bin mit diesem Zimmer fertig. Jetzt bleibt nur noch das Arbeitszimmer.«
Beatrice folgte ihm den Gang hinunter. »Gestern nacht hast du gemeint, wir wären vielleicht in einen Streit unter Dieben geraten. Allmählich sieht es wirklich so aus, nicht wahr?«
»Es paßt zu den Tatsachen, die wir momentan wissen.« Leo trat in das Arbeitszimmer und ging direkt zum Schreibtisch. »Cox, Sibson und Saltmarsh haben vielleicht zusammengearbeitet, um die Verbotenen Ringe zu finden. Jeder hatte etwas zu einer solchen Partnerschaft beizusteuern.«
Beatrice überflog die Titel in den Bücherregalen. Zum größten Teil klassische Werke in Griechisch und Latein, die sich mit alter Geschichte und alten Legenden befaßten. »Wie mir scheint, ist Mr. Saltmarsh tatsächlich ein Gelehrter, der sich mit Antiquitäten befaßt, der die Ringe und vielleicht auch die Statue aufgespürt hat.«
»Und es ist Tatsache, daß Sibson Verbindungen hat, die tief in die Unterwelt des Antiquitätenhandels reichen. Er war in der Vergangenheit in mehr als eine betrügerische Sache verwickelt. Er hätte keine Skrupel, sich mit Saltmarsh zu verbünden, um etwas so Wertvolles wie die Verbotenen Ringe der Aphrodite in die Finger zu kriegen.«
»Ich nehme an, sie müssen Dr. Cox bezahlt haben, damit er die Gifte mischt.«
»Ja.«
»Welcher von ihnen hat deiner Meinung nach Dr. Cox erschossen?«
Leo zögerte. »Ich bezweifle, daß es Sibson war. Er ist ein Mann, der Intrigen und Ränke vorzieht, nicht körperliche Gewalt. Er neigt zur Hysterie.«
»Ich habe festgestellt, daß nervöse Menschen in Augenblicken großer Spannung leicht überreagieren. Wenn er in Panik gerät, könnte ein solcher Mann leicht den Abzug einer Pistole drücken, die er nur als Drohung benutzen wollte.«
»Sehr wahr.« Leo schloß eine Schreibtischschublade und zog die nächste auf. »Die Möglichkeit, die Verbotenen Ringe zu bekommen, könnte einen ernsthaften Sammler unruhig machen.«
Beatrice zog ein Buch aus dem Regal, öffnete es und schüttelte es aus.
»Was machst du da?«
»In meinen Romanen lasse ich die Heldin häufig bedrohliche Omen, die in Büchern versteckt sind, finden.«
Leos Lächeln war nicht direkt verächtlich, aber es war nahe daran. Beatrice beschloß, das zu ignorieren. Aus dem Buch flatterte nichts Interessantes. Sie steckte es zurück ins Regel und griff nach dem nächsten.
»Du bist ein ernsthafter Erforscher von Antiken, Leo, aber dich scheint diese Sache mit den Ringen nicht sonderlich nervös zu machen. Um ehrlich zu sein, du bist gelassen wie ein Brocken Granit.«
»Nur weil meine Nerven vor kurzem durch ständigen Kontakt mit einem weit beunruhigenderem Einfluß gestählt sind.«
Sie warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Und was für ein Einfluß ist das, Mylord?«
»Ihr wißt sehr wohl, daß ich von Euch spreche, Mrs. Poole.« »Unsinn.« Sie riß ein weiteres Buch aus dem Regal und schüttelte es. »Das glaube ich nicht eine Sekunde lang, Sir. Ihr seid schließlich ein Gentleman, der zum Zeitvertreib Straßenräuberjagt.«
»Nur weil es in diesem Teil von Devon nur wenige Möglichkeiten zu konventioneller Unterhaltung gibt.«
Sie würdigte das keiner Antwort. »Hast du irgend etwas von Bedeutung in diesem Schreibtisch gefunden?«
»Kommt darauf an, was du für bedeutungsvoll hältst«, sagte Leo langsam.
Sie drehte sich rasch um und sah, daß er einen Stapel Papier studierte. »Was ist
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