Im Sturm erobert
Adern gefrieren. Sie wirbelte herum und sah, daß Elf sich erhoben hatte und mit gespitzten Ohren in Richtung Tür sah.
»Leo, dein Hund -«
»Ja.« Leo kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Jemand ist auf der Vordertreppe. Zweifellos die Haushälterin. Zeit, zu gehen. Stell dieses verdammte Buch weg. Schnell.«
Sie schob das Buch zurück an seinen Platz im Regal. Leo packte ihr Handgelenk und zerrte sie zur Tür des Arbeitszimmers.
Ein Schlüssel klapperte in der Haustür. Elf sah erwartungsvoll zu Leo, als erwarte er Instruktionen.
»Nein«, flüsterte Leo. »Komm.«
Er zerrte Beatrice aus dem Arbeitszimmer in den Gang. Elf wanderte hinter ihnen her. Leo öffnete die Hintertür. Sie eilten hinaus auf die Treppe.
Beatrice hörte, wie die Haustür aufging, gerade als Leo leise die Hintertür zuzog.
Sie dankte stumm dem Nebel, der sich während der Zeit, die sie in Saltmarshs Wohnung gewesen waren, noch mehr verdichtet hatte. Er verhüllte den kleinen Garten.
Elf führte sie unbeirrt zu dem schmalen Eisentor. Einen Augenblick später hatten sie die Sicherheit der Gasse erreicht. »Das«, verkündete Beatrice atemlos, »war ein bißchen knapp.«
»Ja, das war es.« Leo packte ihren Arm fester. »Verdammt knapp. Ich schwöre, wenn du je wieder -«
»Laß uns bei unserem augenblicklichen Problem bleiben«, unterbrach sie ihn brüsk. »Mr. Sibson mag sehr wohl in diese Affäre verwickelt sein, aber bei Mr. Saltmarsh können wir uns nicht sicher sein. Du mußt zugeben, daß er uns allem Anschein nach die Wahrheit über sich gesagt hat.«
»Ich werde zugeben, daß die Beweise für seine Ehrlichkeit offensichtlich sind.« Leo hatte sie immer noch beim Handgelenk gepackt und drängte sie zum hinteren Ende der Gasse.
»Ein bißchen zu offensichtlich.«
»Was meinst du damit?«
»Komm schon. Ein paar Seiten eines Manuskripts mit einer Heldin, die deinen Namen trägt, und eine Ausgabe eines deiner Romane auf seinem Regal? Mir ist klar, daß Saltmarsh diese Dinge sorgfältig arrangiert hat, damit ich sie finde, wenn ich mich auf die Suche mache.«
»Du hast eine hinterhältige Fantasie, Leo.«
»Ich betrachte das als Kompliment.« Leo schritt bedächtig aus der Gasse. »Ich würde zu gerne wissen, wo Sibson und Saltmarsh momentan sind.«
Leo knabberte immer noch an der Frage, wo die beiden Männer, die offensichtlich das Herz des Rätsels waren, sich momentan aufhielten, als er und Beatrice kurze Zeit später in die Eingangshalle ihres Stadthauses traten.
»Beatrice.« Arabella stürzte aufgeregt aus dem Salon. Sie sah Leo, blieb abrupt stehen und machte einen hastigen Knicks. »Mylord.« Sie wandte sich atemlos wieder Beatrice zu. »Endlich bist du zu Hause. Tante Winifred und ich sind schon völlig aus dem Häuschen vor Aufregung.«
»Was ist denn los ?« Beatrice nahm ihren verschleierten Hut ab und warf ihn auf den Tisch. »Beruhige dich. Was ist passiert?« Winifred erschien in der Tür des Salons. Sie sah etwas benommen aus. »Meine liebe Beatrice. Solche Neuigkeiten. Wir sind überwältigt.«
Beatrice runzelte die Stirn. »Wer ist gestorben?«
Winifred blinzelte erschrocken. »Niemand, den ich kenne, meine Liebe. Ich meinte damit deine bevorstehende Verlobung.«
»Meine was?«
Leo zuckte zusammen, als Beatrice’ Stimme sich zu einem schrillen Schrei erhob, bei dem nach allen Gesetzen der Wissenschaft die Fensterscheiben hätten bersten müssen. Er fragte sich, ob es wohl schon zu spät wäre, durch die Tür zu entfliehen.
»Uns ist klar, daß noch nichts publik gemacht wurde.« Winifred schenkte Leo ein strahlendes Lächeln. »Aber die ganze Stadt spricht schon davon, also haben wir natürlich angenommen -«
»Wir haben es zuerst von Lady Hazelthorpe gehört«, unterbrach sie Arabella. »Sie kam in Lucys Laden, gerade als wir gehen wollten. Wir sind ihr direkt in die Arme gelaufen. Sie konnte es gar nicht erwarten, uns zu gratulieren.«
Winifred warf Beatrice einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wir freuen uns ja so für dich, meine Liebe, aber eines muß ich dir sagen, es war etwas peinlich, die Nachricht von Lady Hazelthorpe zu hören.«
»Aber Tante Winifred hat sich rasch von ihrem Schock erholt.« Arabella grinste. »Das haben wir beide. Wir haben so getan, als hätten wir es die ganze Zeit gewußt.«
»Einige Jahre Erfahrung in der Gesellschaft sind sehr nützlich in einem solchen Notfall«, erklärte Winifred bescheiden.
»Habt ihr beide den Verstand verloren?« Beatrice öffnete ihren
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