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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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wußte nicht, welcher wilde Impuls ihn dazu getrieben hatte, sie zu diesem seltsamen Unterfangen mitzubringen. Seit dem Tod seiner Eltern war sie nicht mehr aus dem Safe in Monkcrest Abbey entfernt worden. Er hatte die Schachtel seit mehreren Jahren nicht mehr geöffnet. Einmal hatte er vorgehabt, sie seiner Frau zum Anlaß ihres ersten Hochzeitstages zu schenken, aber zwischenzeitlich war ihm klargeworden, daß sie nie seine Liebe und Zuneigung erwidern würde.
    Das Objekt in der Schachtel repräsentierte einen Teil der Monkcrest-Legende, von der er inzwischen glaubte, daß er sie nie erfüllen würde.
    Er nahm die Schachtel mit in die Eingangshalle, wo Finch ihm seinen Mantel und seine Handschuhe reichte.
    »Ich hoffe, Ihr genießt diesen Abend, Mylord.«
    »Wenn auch sonst nichts, er wird sich zumindest als interessant erweisen.« Leo ließ die kleine Schachtel in eine der Taschen seines Mantels gleiten. Die andere enthielt bereits eine kleine Pistole. »Es wird nur selten langweilig, wenn Mrs. Poole in der Nähe ist.«
    »In der Tat.« Finch richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Mylord, im Namen des Personals und meiner selbst, gestattet mir, Euch unsere Glückwünsche zu Eurer kürzlichen Verlobung mit Mrs. Poole auszusprechen.«
    »Danke, Finch.« Leo sah keinen Grund, ihn darauf hinzuweisen, daß es eine bevorstehende und noch keine tatsächliche Verlobung war.
    Er ging durch die Tür und die Treppe hinunter zu der gemieteten Kutsche, die mit flackernden Lichtern im wirbelnden Nebel wartete.
    Die riesigen Ballsaallüster tauchten die Terrasse, auf der Beatrice mit Leo stand, in warmes Licht. Die Hitze des überfüllten Raumes ergoß sich durch die offenen Türen, zusammen mit der Musik und dem gedämpften Dröhnen von Gesprächen.
    »Tante Winifred hatte recht.« Beatrice stützte eine behandschuhte Hand auf die niedrige Mauer, die die Terrasse umgab. »Wir sind Gesprächsthema Nummer eins bei jedem gesellschaftlichen Ereignis in der Stadt.«
    »Das war zu erwarten.« Leo stellte einen gestiefelten Fuß auf die Steinbarriere, die den Rand der Terrasse markierte. Er stützte den Arm auf den Schenkel und folgte ihrem Blick in den nebelverhangenen Garten. »Das Gerede von unserer Verlobung wird bald verstummen.«
    »Bevorstehende Verlobung meinst du«, sagte sie. »Ich weiß, wie du es hassen mußt, in aller Munde zu sein.«
    Er machte eine kleine abfällige Geste. »Es ist nicht das erste Mal, daß der irre Monk von Monkcrest Gegenstand von Spekulationen ist.«
    Er grübelte, dachte sie. Er war schon so, seit sie vor zwei Stunden aus ihrem Stadthaus hier eingetroffen waren. Sie wollte glauben, daß es das immer geheimnisvoller werdende Rätsel der Verbotenen Ringe war, das heute abend diese düstere Stimmung ausgelöst hatte. Sie fürchtete leider, daß der Klatsch von ihrer bevorstehenden Verlobung dafür verantwortlich war.
    Welch verfluchtes Pech. Sie ballte ihre Hand zu einer Faust. Wenn doch nur Pearson Burnby diese dämliche Forderung zum Duell gar nicht erst ausgesprochen hätte. Alles war ohnehin schon kompliziert genug, und weder sie noch Leo brauchten dieses zusätzliche Problem.
    Das schlimmste daran war, daß sie nicht feststellen konnte, wie angewidert oder wütend Leo wirklich über diese unerwartete Wende war. Er hatte sich sicher hinter seiner undurchdringlichen Fassade verbarrikadiert.
    »Gibt es schon irgendeine Spur von Mr. Sibson oder Mr. Saltmarsh?« sagte sie, wie sie hoffte, mit geschäftlicher Stimme. »Keine. Der Runner, den ich heute morgen engagiert habe, hat mir heute nachmittag Bericht erstattet. Bis jetzt hat er sie noch nicht lokalisieren können. Keine der Haushälterinnen, Nachbarn oder Diener weiß, wohin sie gegangen sind.«
    »Wenn wir davon ausgehen, daß Sibson das Gehirn hinter dieser Sache ist, ist leicht verständlich, warum er sich für eine Weile abgesetzt hat, nachdem er Dr. Cox ermordete.« Beatrice runzelte die Stirn. »Aber warum sollte Mr. Saltmarsh die Stadt verlassen?«
    »Im Gegensatz zu dir bin ich nicht überzeugt, daß Saltmarsh ein unschuldiges Opfer dieser Verschwörung ist. Ich glaube, daß alle drei in dieser Affäre, die Ringe zu finden, vereint sind. Aber in ihrer Partnerschaft ist etwas schiefgelaufen und jetzt ist einer von ihnen tot.«
    Beatrice öffnete ihre Faust und trommelte gedankenverloren auf den Stein. »Hast du ein bißchen Glück mit Dr. Crox’ Journal gehabt?«
    »Nicht viel. Ich hab einen Großteil des Tages damit verbracht. Du

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