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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sich tiefer in die Schatten zurückziehen.
    »Mir ist klar, daß er nicht modern ist.« Seine Stimme hatte etwas Eisiges, Abweisendes, das sie vor einem Augenblick noch nicht gehabt hatte.
    Beatrice war überrascht. »Das ist es nicht, Mylord. Der Ring ist absolut prachtvoll, wir Ihr sicher wißt. Aber es ist kein Geschenk, das man leichtfertig einem Freund gibt oder selbst einer ... einer Geliebten. Jeder erkennt, daß es ein Gegenstand mit Macht ist. In einem Ring wie diesem fühlt man die Vergangenheit.«
    Die Kälte versickerte aus seinen Augen. Beatrice beobachtete verständnislos, wie das kontrollierte Feuer zurückkehrte. »Ich hab gewußt, daß du es verstehen wirst«, sagte er mit leiser Befriedigung. »Dieser Ring gehört jetzt dir, Beatrice. Ich habe ihn dir geschenkt. Du mußt ihn behalten.«
    Ihre Finger schlossen sich um das schwere Schmuckstück. »Wie meinst du das?«
    Er wandte sich von ihr ab, sah hinaus in die Nacht. »Ich will ihn nicht wiederhaben. Was immer zwischen uns passiert, er gehört dir. Wenn wir die Verbotenen Ringe der Aphrodite nicht finden, darfst du ihn verkaufen. Der Erlös wird Arabellas Erbe um ein Vielfaches ersetzen.«
    Beatrice packte den Ring fester. »Ich würde ihn niemals verkaufen.«
    Sie erschrak vor ihrer eigenen, heftigen Entschlossenheit. Aber sie meinte jedes Wort ernst, wie ihr klar wurde. Sie würde Leos Ring nie hergeben. Sie würde ihn bis zu ihrem Tod nah an ihrem Herzen bewahren, komme, was da wolle. Die unerbittliche Linie von Leos Kinn entspannte sich. Er drehte sich zu ihr, und sie sah, daß ihn ihre Heftigkeit amüsierte. »Ich bin hocherfreut, das zu hören. So, jetzt laß uns unsere Pläne besprechen.«
    Die Droschke hielt kurz am Stadthaus, nur solange, daß Beatrice rasch nach oben laufen und sich Hemd und Hose anziehen konnte.
    Allein in ihrem Zimmer, griff sie in die Falten ihres Abendumhang und zog die Schachtel heraus. Erst dann entdeckte sie, daß die Schachtel nicht das einzige in dieser Tasche war.
    Jemand hatte im Lauf des Abends einen ordentlich gefalteten Brief in das Seidenfutter gesteckt. Beatrice zog ihn heraus und öffnete ihn langsam. Die Botschaft war kurz und präzise.
    Das ist eine letzte Warnung, Mrs. York. Haltet Euch aus dieser Sache raus, ansonsten wird ganz London Eure Identität erfahren. Das Spiel, das Ihr spielt, ist die Kerze nicht wert. Am Ende werdet Ihr für Eure Bemühungen nichts vorzuweisen haben. Weder die Ringe noch Eure Karriere als Autorin und ganz sicher nicht den Irren von Monkcrest.
    Beatrice knüllte den Brief zusammen. Einen Moment lang hatte sie Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu ordnen. Als sie sich wieder gefangen hatte, war eines glasklar. Sie durfte Leo erst nach dem Besuch von Trulls Museum von der Warnung erzählen.
    Die Erkenntnis, daß der Mörder immer noch ganz in der Nähe war und nicht in sicherer Entfernung außerhalb der Stadt, wie Leo angenommen hatte, würde ihn zweifellos veranlassen, seine Pläne zu ändern. Er würde sich weigern, sie heute nacht mitzunehmen.
    Sie fürchtete sich vor dem, was vor ihr lag, aber eines war sicher: Sie konnte nicht zulassen, daß Leo allein zu Trulls Museum ging.
    Sie ging zu ihrer Schmuckschatulle und holte die schlichte Goldkette heraus, die einmal ihrer Großmutter gehört hatte, zog sie durch Leos Ring und hängte ihn um ihren Hals.
    Der blutrote Rubin verschwand unter ihrem Hemd, und sie spürte seine Hitze an ihrer Brust.
    Sie berührte ihn, als wäre er ein Talisman. Dann machte sie sich auf den Weg nach unten, wo Leo in der Kutsche wartete.

Kapitel 19
    Die uralte steinerne Treppe mündete in unbeschreiblicher Dunkelheit. Etwas Unheimliches floß durch die Schatten am Fuß der Stufen.
    Kapitel neunzehn, Die Ruine von Mrs. Amelia York
    Ich glaube, das ist die richtige Gasse«, sagte Beatrice. Sie ließ den Blick durch die schmale Passage zwischen den zwei verdunkelten Gebäuden schweifen. Der Nebel war in Bewegung, verhüllte und enthüllte immer wieder die schmierigen Pflastersteine. Ein Satz aus Das Schloß der Schatten huschte ihr durch den Sinn. Nebel schlängelte sich in den Tiefen, eine riesige geisterhafte Schlange, die endlos sich selbst verschlingt, während sie auf Beute lauert.
    Hör sofort damit auf, dachte sie, das war ein Roman. Das war Realität. Es bestand ganz sicher kein Anlaß, die Lage noch mit ihrer Fantasie auszuschmücken. Es war ohnehin schlimm genug.
    Nichtsdestotrotz hätte sie viel darum gegeben, nicht in diese dunkle Gasse gehen

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