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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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zu müssen.
    Im schwachen Schein der kleinen Laterne, die Leo trug, sah der schmale Durchgang wesentlich bedrohlicher aus als an dem Nachmittag, an dem sie und Saltmarsh hineingestolpert waren. Sie erinnerte sich daran, daß sie ihn bei dieser Gelegenheit als willkommene Zuflucht betrachtet hatte, nach dem noch kleineren und bedrückenderen Gang, der zu dem unterirdischen Raum führte. Alles war relativ.
    »Hier bist du mit Saltmarsh aufgetaucht.« Leo warf einen Blick über die Straße, wo die massige Silhouette von Trulls Museum dräute. »Ich erinnere mich nur zu gut.«
    Beatrice atmete tief durch und versuchte, das unangenehme, flaue Gefühl in ihrem Magen zu ersticken. Sie weigerte sich, an den Brief zu denken, den sie in ihrem Umhang gefunden hatte.
    Das mußte getan werden, dachte sie. Leo hatte recht. Trulls Museum war ein wichtiger Teil des Puzzles. Außerdem war es der einzige Teil, der noch nicht gründlich erforscht war. »Der Eingang zu dem Geheimgang ist am Ende der Gasse hinter einer Holztür. In der Tür ist ein Gitter eingelassen, damit Luft in den Gang gelangt. Die Tür war von innen verriegelt, aber der Riegel war durchgerostet. Mr. Saltmarsh und ich haben ihn zerbrochen, als wir ihn öffnen wollten.«
    »Dann sollte sie mit ein bißchen Glück noch offen sein. Wenn jemand den Riegel ersetzt hat, müssen wir vielleicht einen anderen Weg ins Museum finden. Ein Fenster vielleicht, obwohl ich es vorziehen würde, keines einzuschlagen, denn dies könnte Aufmerksamkeit erregen.«
    »Der einzige andere Mensch, der von diesem Gang wußte, war Mr. Saltmarsh. Warum sollte er sich die Mühe machen, den Riegel zu ersetzen?«
    »Wer weiß? Wir können nicht sicher sein, welche Rolle er in dieser Affäre spielt.« Leo trat in die Gasse. »Bleib dicht bei mir.«
    Sie vermied es, ihm zu sagen, daß sie keine Absicht hatte, etwas anderes zu tun.
    Das Laternenlicht flackerte - ein schwacher Leuchtturm gegen die Dunkelheit des Nebels. Die Sohlen von Beatrice’ Stiefeletten rutschten auf den schmierigen Pflastersteinen. Sie warf einen Blick zu Boden und sah einen Fleck öliger Flüssigkeit. Sie erschauderte und beschloß, nicht näher hinzusehen.
    Ein paar Schritte weiter hörte sie ein leises Rascheln. »Leo?« »Eine Katze höchstwahrscheinlich«, sagte er unbekümmert.
    »Vielleicht eine Ratte.«
    »Ja, natürlich.« Beatrice biß sich auf die Unterlippe. Was war denn heute abend mit ihren Nerven los? fragte sie sich. In Gassen waren immer Ratten. Und Saltmarsh und sie hatten neulich in dem Geheimgang einige größere Exemplare überrascht. Sie hatten ziemlich eklig ausgesehen, aber sie waren keine Bedrohung gewesen. Die Kreaturen waren vor dem Licht der verlöschenden Kerze geflohen.
    Leo blieb stehen, als im Schein der Laterne eine schwere Holztür auftauchte. »Das ist der Eingang, nehm ich an?« Beatrice musterte das verrottete Holz. »Ja, direkt hinter der Tür ist eine Steintreppe.«
    »Halt die Laterne, während ich sie aufmache.«
    Sie nahm das Licht und beobachtete, wie Leo sich an die Arbeit machte. Er zerrte an der alten Tür, bis sie sich mit metallischem Stöhnen der alten Eisenscharniere öffnete. Der oberste Absatz der Steintreppe tauchte im gelben Schein der Laterne auf und verlor sich nach unten in tiefe Finsternis.
    Leo sah sich die Steintreppe einen Moment lang an. Dann wandte er sich zu Beatrice. »Du erstaunst mich immer wieder.«
    Sie starrte hinunter in die Schwärze und wünschte, ihr Magen würde aufhören, sich zu drehen. »Warum sagst du das?« »Es gibt viele, die aus diesem Gang mit einem hysterischen Anfall rausgekommen wären.«
    Ihr wurde klar, daß er ihr ein Kompliment machen wollte. Es bestand kein Anlaß, ihm zu sagen, daß der Geheimgang ein Spaziergang gewesen war im Vergleich zu der schrecklichen Atmosphäre in dem unterirdischen Raum. Vielleicht würde es heute abend in dem Raum nicht so furchtbar sein, dachte sie, denn sie würde Leo an ihrer Seite haben.
    »Es war gar nicht so schlimm«, sagte sie. »Du darfst nicht vergessen, daß ich diesen Gang, als ich ihn das letzte Mal benutzt habe, als Fluchtweg gesehen habe. Und ich war nicht allein.«
    Leos Augen wurden schmal. »Du brauchst mich nicht daran zu erinnern, daß Saltmarsh bei dir war.« Er nahm ihr die Laterne ab. »Komm, bringen wir’s hinter uns.«
    Sie folgte ihm die Steinstufen hinunter in den engen Gang, wo es zumindest wärmer war. Der Nebel konnte nicht bis in diesen uralten, steinernen Gang

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