Im Sturm erobert
daß diese beiden Talente von beiden Geschlechtern gepflegt werden.«
Ein Lächeln umspielte Leos Mund. »Ich glaube, es wäre mir ein Vergnügen, Euren Vater kennenzulernen.« »Ihr ward im Begriff, Eure Verwundung zu erklären, Mylord.«
»Ich denke, zumindest das steht Euch zu.«
»Ja, ganz gewiß.«
Leo tätschelte Elf den Kopf und erhob sich langsam von dem Hocker. Dann ging er mit dem Brandyglas in der Hand zu einem Ohrensessel und ließ sich nieder.
Elf wanderte zu seinem gewohnten Platz vor dem Feuer und machte es sich bequem.
»Es ist eine ziemlich unschöne Geschichte, Mrs. Poole.« Leo streckte die Beine zum Feuer hin aus. »Eine, in der ich nicht sehr vorteilhaft dastehe.«
»Trotzdem möchte ich sie hören.«
Leo lehnte seinen Kopf zurück in das rote Samtkissen und schloß die Augen. »Der langen Rede kurzer Sinn ist, daß die dritte Möglichkeit die richtige war. Ich habe mich auf die Suche nach dem Straßenräuber begeben, der Euch gestern nacht behelligt hat.«
Sie war entsetzt, obwohl sie mit dieser Antwort gerechnet hatte. »Wollt Ihr damit sagen, Ihr seid mitten in der Nacht losgezogen, um einen gefährlichen Schurken zu suchen?«
Leo schlug die Augen auf und betrachtete sie mit unergründlichem Blick. »Wie es der Zufall will, ist das die beste Zeit, um Straßenräuber zu jagen. Sie sind Kreaturen der Nacht.« »Gütiger Himmel, seid Ihr verrückt?«
Er zog spöttisch die Augenbrauen hoch und sagte nichts. Beatrice errötete und versuchte, ihre Beschämung hinter einer finsteren Miene zu verstecken. »Ich nehme an, Ihr habt Eure Beute gefunden?«
»Die Gentlemen der Straße sind ziemlich berechenbar in ihren Gepflogenheiten.« Leo seufzte. »Aber diesem gelang es, mich zu überraschen. Er hatte einen Gefährten bei sich, den ich erst bemerkt habe, als es bereits fast zu spät war.«
»Es waren zwei?«
»Nach seiner Begegnung mit Euch gestern nacht beschloß der Schurke klugerweise, daß er Hilfe brauche.« »Mylord, die Sache ist überhaupt nicht komisch. Zwei Straßenräuber, in der Tat. Ihr habt Glück, daß Ihr mit dem Leben davongekommen seid.«
»Ich war nicht allein. Auch ich hatte einen Verbündeten.«
Elf zuckte mit den Ohren.
Beatrice warf einen Blick auf den Hund. »Ich verstehe. Was ist mit den beiden Schurken passiert?«
»Mit dieser Schulter und da es schon so spät war, hatte ich keine Lust, sie ins Dorf zu schleifen und den Magistrat zu wecken.« Leo trank noch einen Schluck Brandy. »Also hab ich sie mit einer Warnung auf den Weg geschickt.«
»Nur mit einer Warnung?«
Er lächelte. »Ich glaube nicht, daß sie so bald zurückkehren werden, denn Elf hinterläßt einen bleibenden Eindruck.« Beatrice erschauderte. »Ja, da bin ich mir sicher.« Sie sah Leo wutentbrannt an. »Das war schrecklich riskant, Mylord.« »Es hätte eigentlich Routine sein müssen. Aber ich muß zugeben, daß ich gestern nacht ein wenig unvorsichtig war.« Er sah sie bedeutungsvoll über den Glasrand an. »Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, daß ich einen anstrengenden Tag hatte. Einen Tag, nach dem ich mich ziemlich mies fühlte. Ich war nicht in Hochform.«
»Macht Ihr so etwas regelmäßig?«
»Straßenräuber jagen? Nur wenn gelegentlich einer in der Gegend auftaucht. Meist machen sie um Monkcrest-Land einen Bogen. Die Gerüchte von Werwölfen und Hexern sind verflucht lästig, aber sie dienen auch dazu, Schurken aus dieser Gegend fernzuhalten.«
Beatrice überlegte, was diese schlichte Aussage alles beinhaltete. »Derjenige, der mich gestern nacht berauben wollte, war nicht auf Monkcrest-Land.«
Leo machte eine vage Geste mit der Hand, in der er das Brandyglas hielt. »Er war nah genug dran.«
»Er operierte tatsächlich auf der anderen Seite des Flusses«, sagte sie vorsichtig.
Leo musterte sie mit halbgeschlossenen Lidern. »Ach ja?«
Beatrice sprang auf. »Um ihn heute nacht zu verfolgen, mußtet Ihr die Brücke überqueren. Diejenige, die angeblich überflutet war.«
»Ihr werdet erfreut sein, zu hören, daß sich die Fluten schneller als erwartet zurückgezogen haben.«
»Ach wirklich?« Beatrice umklammerte die Revers ihres Morgenmantels. »Ich frage mich, warum mich das nicht sonderlich überrascht.«
»Mrs. Poole, ich weiß nicht, was Ihr andeuten wollt, aber ich versichere Euch -«
»Ich will gar nichts andeuten, Mylord. Ich bezichtige Euch, daß Ihr über den Zustand dieser Brücke die Unwahrheit gesagt habt.«
»Beruhigt Euch. Selbst wenn die Brücke
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