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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Seit seinem letzten Besuch hier hatte sich nur wenig verändert. Eine feine Schicht Staub überzog die falschen, griechischen Statuen in den Ecken. Der Haufen mit runenbeschrifteten Steinen auf dem Boden sah aus, als hätte ihn jahrelang keiner verrutscht.
    Als alter Kunde wußte Leo, daß die Ware im vorderen Teil des Ladens nur zur Schau da war. Seine interessantesten Angebote bewahrte Sibson im Hinterzimmer auf.
    »Und, was kann ich für Euch tun, Sir?« Sibson schob den Vorhang beiseite und lugte heraus. Er fuhr nervös zusammen, als er Leo sah. Sein Schnurrbart zuckte, und seine Wieselaugen huschten hin und her, als suche er nach einem Fluchtweg. »Monkcrest.«
    »Hallo, Sibson. Ist schon eine Weile her, was? Ich hab dich nicht mehr gesehen seit dem Tag, an dem du versucht hast, mir diese gefälschte Zamarische Tempelschriftrolle zu verkaufen.«
    »Versteht doch, ich hatte allen Grund, zu glauben, daß diese Schriftrolle echt war.«
    »Natürlich. Du hattest dem alten Fälscher Trull sehr viel Geld dafür bezahlt. Und ich muß sagen, er hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ganz besonders hab ich die Feinheit der Delphin-Muschelbordüre bewundert.«
    »Hab schon gehört, daß Ihr in der Stadt seid, Mylord. So gütig von Euch, meinem bescheidenen Etablissement einen Besuch abzustatten. Ich hab hinten ein paar wunderschöne Dinge.«
    »Ich werde heute keine Zeit haben, Eure Ware zu begutachten. Ich bin wegen anderer Geschäfte hier.«
    Sibson tastete sich seitwärts ins Licht. Er war dünn wie ein Skelett, mit kantigen Knochen, und schien ständig in Bewegung zu sein. Alles an ihm zuckte, hüpfte oder wackelte. »Darf ich fragen, was Euch heute hierherbringt, Mylord?« »Ich bin auf der Suche nach Informationen. Und, wie immer, bin ich bereit, gut dafür zu bezahlen.«
    »Was für Informationen?«
    »Es gibt ein Gerücht, daß gewisse Antiquitäten ihre Weg nach London gefunden haben. Ich möchte feststellen, was an diesem Klatsch Wahres ist.« »Und was für Antiquitäten wären das, Mylord?«
    »Ein Paar Ringe«, sagte Leo leise. »Schlüssel zu einer alten Statue der Aphrodite.«
    Sibson riß die Augen auf. Seine Brauen tanzten. »Es sind immer ein paar Venusse und Aphroditen unterwegs, aber wie es der Zufall will, habe ich momentan keine auf Lager.«
    »Diese spezielle Statue ist recht ungewöhnlich. Angeblich beherbergt sie einen fabelhaften Schatz.«
    Sibson machte ein seltsames, saugendes Geräusch. »Ich weiß nichts von so einer Statue, Mylord.«
    »Sie wird manchmal als Aphrodite des Alchimisten bezeichnet.«
    »Oh, diese Aphrodite.« Sibson schnaubte verächtlich. »Das ist nur eine alte Legende. Ausgerechnet Ihr solltet das doch wissen, Mylord.«
    »Komm schon, Sibson. Nach all den Jahren kennst du mich doch recht gut. Du weißt, daß ich sehr großzügig sein kann.« »Ich hab’s Euch gesagt, ich weiß nichts von einer Statue, in der ein Schatz lagert.« Sibsons grimmiges Gesicht war trotzig. »Was ist mit den Ringen? Den Schlüsseln der Aphrodite? Mir wurde erzählt, sie wären durch Ashwaters Laden gegangen.«
    »Ashwater?« Sibson zuckte und hopste vor Wut. » Ashwater? Der Mann verkauft nichts als Fälschungen und Kopien. Jeder weiß, daß er diese Vasen und Statuen, die er anbietet, in einer Werkstatt in Italien herstellen und nach England bringen läßt. Kein respektabler Sammler macht mit ihm Geschäfte. Jede Geschichte, die aus diesem Etablissement kommt, kann man sofort vergessen.«
    »Ashwater scheint für unbestimmte Zeit auf den Kontinent gereist zu sein. Irgendeine Ahnung, warum er das tun sollte?«
    »Wahrscheinlich will er seine italienische Fälscherwerkstatt überprüfen. Hört, ich weiß nichts von Ashwaters Reise zum Kontinent, und ich weiß auch nichts von irgendwelchen Ringen.« Sibson rutschte in Richtung Vorhang zurück. »Mylord, ich fürchte, Ihr müßt mich entschuldigen, bin sehr beschäftigt momentan. Eine neue Lieferung Kunstgegenstände ist gerade aus Griechenland eingetroffen. Es warten Kunden.«
    »Sibson.«
    Sibson erstarrte, und mit einer Hand umklammerte er den Rand des Vorhangs. Er schluckte. »Ja, Mylord?«
    »Du wirst es mich sofort wissen lassen, wenn du etwas über die Verbotenen Ringe erfahren solltest, nicht wahr?«
    »Ja, Mylord. Sofort. Und jetzt, wenn Ihr mir verzeiht ...« Sibson verschwand im Hinterzimmer und zog den Vorhang hinter sich zu.
    Leo blieb noch einen Augenblick in dem stillen Laden stehen und überlegte die Vor- und Nachteile, wenn er Sibson

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