Im Sturm erobert
zuckte die Schultern. »Vielleicht war ich oben mit einem Kunden.«
»Vielleicht.« Leo nahm noch mehr Münzen aus seiner Tasche. Er hatte Sibsons Topf umgerührt. Es wäre interessant, zu wissen, ob irgend etwas an die Oberfläche brodeln würde. »Hat Sibson in letzter Zeit neue Kundschaft bekommen?« »Nur die Stammkunden. Mit Ausnahme von Euch, Sir.«
»Ich möchte, daß du seinen Laden im Auge behältst. Achte auf jede ungewöhnliche Aktivität. Also, ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn du besonders auf neue Kunden achtest.
Oder ob einer seiner Stammkunden öfter als normal kommt.«
Ein Flackern von etwas wie Hunger oder Hoffnung regte sich in ihren Augen. »Darauf schlag ich ein, Mylord.«
»Paß auf, daß keiner bemerkt, daß du den Laden beobachtest.«
»Das passiert bestimmt nicht, daß einer von den feinen Pinkeln bei mir zweimal hinguckt, Sir.« Ihr Mund verzog sich verbittert. »Ihr seid seit Monaten der erste, der mich bemerkt hat.«
»Ich komm in ein oder zwei Tagen, um mir den Bericht zu holen.«
»Ich werd dasein.«
Leo schickte sich an zu gehen. Dann blieb er noch mal stehen. »In der Zwischenzeit, nimm was von dem Geld und kauf dir einen wärmeren Schal. Du nützt mir nichts, wenn du dich erkältest.«
Clarindas überraschend junges Kichern hallte in der Türnische.
Leo ging durch das Labyrinth verschlungener, schmaler Gassen, bis er in eine respektablere Straße gelangte. Hier boten die wohlhabenden, gutgepflegten Geschäfte einen starken Kontrast zu den schäbigen Läden, die in den dunklen Straßen, die er gerade verlassen hatte, begraben waren.
Er warf einen Blick in einen Buchladen, während er die Hand hob , um eine Droschke aufzuhalten. Ein Stapel Romane war unter einem Schild ausgestellt, das verkündete, daß hier Das Schloß der Schatten von Mrs. Amelia York erhältlich wäre. Die Kutsche kam ratternd vor Leo zum Stehen. Er sprang hinein, und gab dem Fahrer Anweisung, ihn zu seinem Stadthaus zu fahren, dann lehnte er sich zurück und ließ sich das wenige, das er in den letzten beiden Tagen erfahren hatte, durch den Kopf gehen.
Er war sehr beschäftigt gewesen, hatte aber nur wenig vorzuweisen. Er hatte so diskret wie möglich alte Kontakte aufgefrischt und seine regulären Informanten wissen lassen, daß er alles erfahren wollte, was es zum Thema Verbotene Ringe gab. Bis jetzt war es ihm lediglich gelungen, vage Gerüchte und ein paar interessante Flüstereien aufzuschnappen.
Er war nicht erfreut von seinem Mangel an Fortschritt. Er war sich ziemlich sicher, daß, wenn ihm nicht bald etwas Beeindruckendes gelang, seine neue Geschäftspartnerin die Geduld mit ihm verlieren würde.
Er zog seine Taschenuhr heraus und warf einen Blick auf die Zeit: zwei Uhr. Er hatte um fünf Uhr eine Verabredung, mit Beatrice im Park spazierenzufahren, und er hatte nicht vor, sie zu verpassen, da er sie seit ihrer Ankunft vor zwei Tagen in London nicht gesehen hatte. Er war damit beschäftigt gewesen, sich in seinem wenig benutzten Stadthaus zu etablieren, Kontakte zu erneuern und seine ersten Nachforschungen anzustellen.
Leo betrachtete gedankenverloren den vorbeiziehenden Verkehr und war sich eines heftigen Gefühls von Vorfreude bewußt, bei der Aussicht, Beatrice zu sehen. Er hatte gehofft, daß zwei Tage ohne ihre Gesellschaft ihm helfen würden, ihre Verbindung in eine etwas rationalere Perspektive zu rücken, doch die kurze Trennung hatte nichts dergleichen bewirkt. Sie hatte seinen Hunger nur gesteigert.
»Verflucht.« Er trommelte mit den Fingern gegen die Tür der Kutsche. Wohin würde das alles führen? fragte er sich.
Er wußte, daß er sich auf gefährlichem Pflaster bewegte, wenn es um Beatrice ging. Es war wahrscheinlich nicht sonderlich klug, sich mit einer Frau einzulassen, die so mühelos die explosivere Seite seiner Natur erregen konnte. Andererseits, dachte er, angesichts seiner reifen Jahre war es seltsam befriedigend, zu wissen, daß sein Temperament immer noch eine explosivere Seite besaß.
Leo merkte, daß er aus keinem ersichtlichen Grund grinste.
Kapitel 6
Die Gestalt winkte mit ihrer durchsichtigen Hand. »Komm. Hier entlang. Folg mir in die Finsternis.« Kapitel sechs, Die Ruine von Mrs. Amelia York
.Beatrice, sie sind hier.« Arabella rauschte durch die Tür des Arbeitszimmers. »Endlich sind die gebundenen Ausgaben deines neuen Buches da. Ich finde wirklich, daß der Buchbinder diesmal schön gearbeitet hat. Sehr würdevoll, findest du nicht?«
Beatrice
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