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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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war. Winifred und Arabella waren noch nicht zu Hause.
    Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf, starrte in die Schatten an der Decke und lächelte vor sich hin. Sie war nicht mehr ganz dieselbe Frau, die heute abend ins Theater aufgebrochen war. Wie konnte es nur passieren, daß ihr ganzes Leben sich so ungeheuer verändert hatte, in so kurzer Zeit.
    Die Fahrt nach Hause war erstaunlich rasch und ereignislos verlaufen. Drei Straßen von der Cunning Lane entfernt hatten sie und Leo eine Droschke getroffen, die gerade eine Gruppe junger Rabauken vor einer Spielhölle abgesetzt hatte. Das wissende Zwinkern des Kutschers und seine obszönen Bemerkungen bewiesen Beatrice, daß sie ihre Rolle als Dirne erfolgreich gespielt hatte.
    Leos Reaktion auf ihre erfolgreiche Täuschung amüsierte sie grenzenlos. Sie sah die Mischung von Erleichterung und Wut in seinen Augen, als er in die Kutsche stieg und sich ihr gegenüber hinsetzte. Sie mußte ihr Lachen hinter vorgehaltener Hand ersticken.
    Leo fixierte sie mit grimmigem Blick. »Das macht dir Spaß, nicht wahr?«
    »Ich hab noch nie Theater gespielt. Es ist wirklich ganz unterhaltsam.«
    Er beobachtete sie noch einen Moment mit unergründlichen Augen, dann schenkte er ihr ein seltsames Lächeln. »Ihr seid eine höchst ungewöhnliche Frau, Mrs. Poole.«
    »Ich bin in bester Gesellschaft, Mylord. Was das Ungewöhnliche angeht, passen wir, glaube ich, gut zusammen.«
    »Ja.«
    Er sagte nichts mehr während der Fahrt und verließ sie an ihrer Tür mit einem kurzen Kuß und einem brüsken Adieu. »Ich werde Euch morgen nachmittag besuchen«, sagte er, als er sich anschickte, die Treppe zu der wartenden Droschke hinunterzugehen.
    »Einen Augenblick, Mylord«, sagte sie in ebenso sachlichem Ton. Er blieb stehen und sah sie an. »Was ist?«
    »Ich vertraue darauf, daß Ihr nicht versuchen werdet, diesen Ginwilly allein zu stellen. Es wäre äußerst gefährlich.«
    »Ich würde nicht im Traum daran denken, ein Risiko einzugehen.« Er lief die Treppe hinunter und stieg in die Kutsche.
    Er log wie gedruckt, dachte sie, als sie die Treppe hinaufstieg. Aber sie konnte nichts dagegen machen, denn er war genauso fanatisch unabhängig wie sie. Sie konnte nicht hoffen, ihn mit den Banden ihrer Sorge festzuhalten. Sie konnte nur beten, daß er vorsichtig sein würde.
    Als sie sich fürs Bett fertig machte, lauschte sie den Geräuschen der Kutsche auf der Straße und dachte, welch herrliche Freuden sie in Leos Armen erlebt hatte. Sein Verlangen war unverkennbar und überwältigend gewesen. Egal, was nun daraus würde, er hatte ihr bewußt gemacht, welche Leidenschaft sie besaß.
    Aber sie durfte nicht zuviel in das, was heute nacht passiert war, hineingeheimnissen, sagte sie sich. Es war höchst zweifelhaft, daß Leo von diesem Liebesspiel genauso hingerissen gewesen war wie sie. Er war ein Mann in den besten Jahren, der ohne Zweifel wesentlich mehr Erfahrung mit körperlicher Leidenschaft hatte als sie. Höchstwahrscheinlich hatte er häufig diese Gefühle erlebt, die sie in dieser Nacht zum ersten Mal entdeckt hatte.
    Ein Hexer.
    Nach einer Weile rollte sich Beatrice zusammen und zog die Decke bis zu ihrem Kinn hoch. Was immer passierte, sie durfte nicht den Riesenfehler machen, den sie ihren Heldinnen häufig gestattete. Sie durfte sinnliche Leidenschaft nicht mit wahrer Liebe verwechseln.
    Eine Stunde später wartete Leo in den dunklen, dichten Schatten einer Gasse und horchte auf das Scharren wackeliger, gestiefelter Schritte auf Pflastersteinen. Unter seiner
    Hand spürte er, wie Elfs Ohren sich aufrichteten. Geschmeidige Muskeln spannten sich unter dunklem Fell.
    »Noch nicht«, murmelte Leo.
    Das flackernde Licht einer Laterne tanzte geistergleich im schweren Nebel. Gespenstische Schatten ergossen sich nach allen Seiten.
    »Verdammtes Schwein.« Ginwillys Stimme erhob sich in trunkenem Protest gegen das Schicksal. »Verdammtes Dreckschwein. Wohin, zum Teufel, ist er verschwunden? Kostet mich eine gute Kutsche mit Gespann, die Augen sollen ihm ausfallen. Wo ist er hin?«
    Keiner murmelte eine Antwort. Jack war allein.
    »Elf. Halten.«
    Mit hängender Zunge trabte Elf eifrig in den Eingang der Gasse und trat Jack in den Weg. Aus den Tiefen der dunklen Gasse beobachtete Leo, wie sich das Laternenlicht über den massigen Kopf des Hundes und seine muskulösen Schultern ergoß. Fänge glänzten im gelben Schein. Die Stacheln auf Elfs Lederhalsband funkelten.
    »Was ist das?« Das

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