Im Sturm erobert
Laternenlicht flackerte irrwitzig, als Jack taumelnd zum Stehen kam, das Gleichgewicht verlor und gegen die Wand fiel. »Geh weg von mir.« Die Stimme wurde zu einem dünnen Schrei. »Geh weg, du verfluchter Höllenhund, geh weg von mir.«
Elf bewegte sich nicht. In seinen Augen spiegelte sich der Schein der Laterne, und ein tiefes Knurren ertönte aus seiner Kehle.
»Jesus hab Gnade.« Jack versuchte, sich seitlich an der Wand entlang wegzustehlen. »Bist du ein Dämon aus der Hölle?« Elf knurrte leise und machte einen Schritt nach vorn.
»Nein!« kreischte Jack.
Leo stellte sich in den Eingang der Gasse. »Ich würde dir raten, nicht zu rennen, Jack. Es ist schon eine Weile her, daß er auf der Jagd war. Ihm fehlt der Sport. Du könntest ihm keine größere Freude machen, als dich reißen zu können wie einen fliehenden Hasen.« »Ihr.« Jack hob die Laterne und starrte Leo fassungslos an. »Wie kommt Ihr hierher? Vorhin wart Ihr nicht hier? Ich hab selbst in diese Gasse geschaut.«
»Wirklich?« Leo lächelte. »Vielleicht hast du nicht genau genug geschaut.«
»Ihr wart nicht da.« Jacks Stimme überschlug sich vor Panik. »Ihr könnt nicht da drin gewesen sein.«
»Aber jetzt bin ich hier, und das ist alles, was dich interessieren sollte.«
»Ruft Euren verdammten Hund zurück.«
»Noch nicht. Ich brauche Antworten auf ein paar Fragen, die ich dir stellen werde, Ginwilly Jack. Wenn du prompt und ehrlich antwortest, rufe ich vielleicht den Hund zurück.«
Jack machte noch einen Schritt zurück, blieb aber sofort wieder stehen, als Elf leise warnend knurrte. »Verflucht, der wird mir die Kehle rausreißen.«
»Er könnte es, wird es aber nicht tun, außer ich befehle es ihm.«
»Hört mal«, bettelte Jack. »Was vorhin passiert ist, das war rein geschäftlich, Mylord. Ein Mann in Eurer Position versteht Geschäfte. Nichts Persönliches. Man hat mich für eine Arbeit bezahlt, mehr nicht.«
»Wer hat dich bezahlt?«
»Ich kenn seinen Namen nicht. Ich hab eine Nachricht gekriegt, wo ich Euch auffischen sollte, wenn ich Gelegenheit dazu habe, und dann sollte ich Euch in eine Straße nicht weit von hier bringen.«
»Was sollte dann passieren?«
»Man hat mir gesagt, ein Mann würde Euch abholen. Der sollte mich bezahlen, bevor er Sie mitnimmt.«
»Und die Dame, die bei mir war? Was sollte mit ihr passieren?«
Jack grunzte. »Die war nicht so wichtig. Er wollte sie nicht. Ich sollte sie irgendwo unterwegs rauslassen. Aber ich hab mir gedacht, solang Ihr damit beschäftigt seid, Euren
Schwanz zwischen ihre Schenkel zu kriegen, würdet Ihr mir keinen Ärger machen.«
»Der Mann, der dich bezahlen sollte, weißt du, wie der aussieht?«
»Nein, ich hab ihn nie gesehen, das sag ich Euch und das ist die Wahrheit, ehrlich, Eure Lordschaft.« Jacks nervöser Blick huschte zurück zu Elf. »Und man hat mir gutes Geld versprochen. Aber ich bin nicht bezahlt worden, weil ihr abgehauen seid. Und jemand hat meine neue Kutsche mit Gespann gestohlen. Typisch Adel, einem die gute Arbeit zu ruinieren.«
»Hast du schon öfter für die Person gearbeitet, die dich heute nacht angeheuert hat?«
»Nein, das schwör ich«, betonte Jack hastig. Zu hastig.
»Bist du dir da ganz sicher?«
Elf fletschte seine beeindruckenden Zähne.
Jack blinzelte ein paarmal und überdachte die Lage neu, wie es schien. »Naja, da war noch eine kleine Besorgung. Ich hab eine Nachricht gekriegt, daß ich Euch im Auge behalten soll. Bin Euch und der Lady in den Park gefolgt. Hab gesehen, wie Ihr Euch mit der Bordellbesitzerin getroffen habt.«
»Wie hast du Bericht erstattet?«
»Ein Junge ist vorbeigekommen. Hat gesagt, er wäre geschickt worden, um zu fragen, was ich gesehen hätte. Ich hab’s ihm gesagt, und er ist weggerannt. Ich denke, er hat’s dem Kerl erzählt, der mich angeheuert hat.«
»Und wie bist du bei dieser Gelegenheit bezahlt worden?« »An dem Nachmittag hab ich Geld in meiner Kutsche gefunden.« Jack zuckte die Achseln. »Hab mir gedacht, daß ist mein Lohn für den Job.«
»Gibt es da sonst noch was, Jack?«
»Ich hab Euch nichts mehr zu erzählen, Mylord.« Jack sah Leo flehend an. »Ruft Eure Bestie zurück. Ich schwöre, ich will mit dieser verfluchten Geschichte nichts mehr zu tun haben. Ist mir egal, wieviel Geld dabei rausspringt.«
Er sagte die Wahrheit, dachte Leo. Für Ginwilly Jack war die ganze Sache eine geschäftliche Angelegenheit gewesen, mehr nicht.
»Du kannst jetzt gehen, Jack«, sagte er.
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