Im Sturm erobert
Leo, »müssen wir keine Zeit auf diese unangenehmen Vorstellungen verschwenden.« »Das haben wir Euch zu verdanken, Mrs. Poole.« Saltmarsh sah sie mit glühender Bewunderung an. »Ihr seid ein Leuchtturm weiblichen Temperaments und Mutes. Eine wahrhafte Göttin. Ich schwöre, Ihr habt all Eure Heldinnen verblassen lassen.«
Beatrice winkte bescheiden ab. »Bitte, Mr. Saltmarsh, das genügt völlig.«
Leo sah angewidert, daß sie leicht errötet war. Gestern nacht hatte sie mit ihm im Schlafzimmer einer Hure geschlafen, aber heute konnte sie erröten, wenn ein Speichellecker ihr schamlos schmeichelte.
»Es ist wahrhaftig genug«, verkündete er. »Wir haben hier andere Dinge zu besprechen. Saltmarsh, diese Angelegenheit ist mehr als nur ein albernes Spiel geworden.«
»Es war nie ein Spiel, Sir.« Saltmarsh schien tief gekränkt. »Ich hab Euch erklärt, daß ich meine Suche nach den Ringen als Kreuzzug betrachtet habe.«
»So ein Mist«, murmelte Leo. »Ihr wolltet sie aus genau denselben Gründen finden wie alle anderen. Ihr seid hinter dem Schatz her.«
»Das mag am Anfang wahr gewesen sein. Aber nachdem ich von Mrs. Yorks Verbindung zu der Sache erfahren hatte, wurde in mir der Wunsch, ein weit nobleres Ziel anzustreben, erregt.«
»In der Tat.« Leo lächelte ihn an.
Saltmarsh zuckte zusammen »Aber ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Angelegenheit jetzt eher einen sinisteren Aspekt hat«, fügte er hastig hinzu. »Ich kann wohl kaum ignorieren, was sich heute zugetragen hat.«
Beatrice musterte ihn. »Und was für Schlüsse zieht Ihr aus den heutigen Ereignissen, Mr. Saltmarsh?«
»Da gibt es nur eine offensichtliche Antwort, nicht wahr?« Sein Mund wurde schmal. »Es ist klar, daß noch jemand anders hinter den Ringen her ist.«
»Ja«, sagte Leo. »Und ich glaube, daß diese Person Euch heute eine Warnung erteilt hat.«
Beatrice sah ihm in die Augen. »Glaubt ihr, daß es darum ging?« »Um ehrlich zu sein, vielleicht sollte es ursprünglich ein bißchen mehr als das sein«, erwiderte Leo ruhig.
Saltmarsh runzelte die Stirn. »Was wollt Ihr damit sagen?« Leo zwang sich, den verschiedenen Möglichkeiten ins Auge zu sehen. »Ich glaube, wir müssen davon ausgehen, daß die Person, die Euch in das Lager eingesperrt hat, auch weiß, daß Mrs. Poole ebenfalls Mrs. York ist. Der Schurke hat wahrscheinlich vorgehabt, ihre Identität als die berühmte Autorin zu enthüllen, wenn man Euch beide am Morgen entdeckt.« Saltmarsh erstarrte. »Der anschließende Skandal hätte es für sie äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich gemacht, ihre Ermittlung bezüglich der Ringe fortzusetzen. Sie wäre wahrscheinlich sogar gezwungen gewesen, sich für längere Zeit aufs Land zurückzuziehen, genau wie Byron, der gezwungen war, England zu verlassen, als der Klatsch überhandnahm. Und ich wäre natürlich völlig am Boden zerstört gewesen über den Schaden, den ich angerichtet hätte.«
»Ihr wärt ein bißchen mehr als am Boden zerstört gewesen, wenn ich mit Euch fertig gewesen wäre«, sagte Leo. »Monkcrest!« Beatrice warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Das genügt. Es besteht kein Anlaß, den armen Mr. Saltmarsh zu bedrohen.«
»Aber nachdem es keinen Skandal geben wird, brauchen wir nicht weiter darüber reden«, schloß Leo höflich.
»Ich kann Euren Schlußfolgerungen nicht widersprechen.« Saltmarsh war offensichtlich ernüchtert. »Es war wirklich knapp.«
»Mr. Saltmarsh«, sagte Beatrice vorsichtig, »darf ich fragen, wieso Ihr ausgerechnet heute Mr. Trulls Museum besucht habt?«
»Was?« Er überlegte kurz. »Oh, ich erhielt eine Nachricht, daß es eine neue Ausstellung griechischer Statuen gäbe. Ich ging hin, um zu sehen, ob sich darunter zufällig eine Aphrodite befand. Und Ihr, Mrs. Poole?«
»Ich erhielt ebenfalls eine Nachricht«, sagte Beatrice, ohne deutlicher zu werden.
»Wir wurden beide hereingelegt.« Saltmarsh kniff die Augen zusammen. »Die Frage ist, was machen wir jetzt?«
Leo sah ihn an. »Von diesem Augenblick an werdet Ihr Eure Nachforschungen einstellen.« Er wehrte mit einer Hand ab, als Saltmarsh protestieren wollte. »Jede andere Vorgehensweise würde Mrs. Pooles Ruf in Gefahr bringen, und ich bin sicher, daß Ihr das nicht wollt.«
»Natürlich nicht«, bestätigte Saltmarsh. »Aber ich habe das Gefühl, ich könnte mich nützlich machen.«
»Mrs. Poole hat mich in dieser Angelegenheit um Beistand gebeten«, sagte Leo. »Ich habe mich dazu bereit
Weitere Kostenlose Bücher