Im Sturm erobert
würde.« »Hast du das? Ich hab keine Nachricht bekommen, in der stand, wann ich dich erwarten könnte.« Sie löste eine Hand von seiner Schulter, um sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. »Ihr habt doch wohl nicht gedacht, ich würde den ganzen Tag zu Hause sitzen, Mylord?«
»Ich hab dir schon gesagt, ich hatte andere Geschäfte zu erledigen.«
Sie lächelte zuckersüß. »Nur gut, daß ich mit meinen eigenen Geschäften beschäftigt war, wenn dem so ist. Ansonsten hätte ich vielleicht den ganzen Tag verschwendet, indem ich darauf wartete, von dir zu hören.«
»Du hast verdammt genau gewußt, daß ich irgendwann kommen würde.«
»Hab ich?«
»Ja, verdammt, das hast du.« Leo stellte sie auf die Füße, riß sie in seine Arme und küßte sie.
Beatrice protestierte erstickt, mehr vor Überraschung als aus Zorn. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Sie erwiderte seinen Kuß mit heftiger Leidenschaft, die die Erinnerung an die Ereignisse in Clarindas Zimmer heraufbeschworen.
Er stöhnte. Seine Erektion war hart und fast schmerzlich in ihrer Intensität. Getrieben von dem rücksichtslosen Bedürfnis nach der Befriedigung, die er während der Nacht erfahren hatte, küßte er sie noch intensiver.
Das Geräusch von Schritten auf dem Korridor holte Leo aus seiner Trance. Die Haushälterin, dachte er, oder vielleicht Winifred oder Arabella.
Er löste seinen Mund von ihrem. Mit großer Mühe hob er den Kopf und sah in ihr gerötetes Gesicht.
»Großer Gott, jeder könnte uns hier überraschen«, murmelte er.
»Ja, natürlich.« Sie wich so rasch zurück, daß sie ins Stolpern geriet. »Es wäre unschicklich, wenn uns jemand in einer solchen Situation sehen würde, nicht wahr?«
»Sehr unschicklich. Dein Ruf-«
Sie fuhr ihn ohne Warnung mit vor Wut blitzenden Augen an. »Hört endlich auf, auf meinem Ruf rumzuhacken, Mylord. Solange nicht publik wird, daß es Mrs. York ist, die eine Affäre mit Euch hat, wird alles gut sein.«
»Apropos Mrs. York ...«
Sie kehrte ihm den Rücken zu. »Wann hast du mein Geheimnis entdeckt?«
»Heute nachmittag, als ich deinen Schreibtisch durchsucht habe, um zu sehen, ob ich etwas finden könnte, das mir verrät, wo du bist.« »Du hast meinen Schreibtisch durchsucht?« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Habt Ihr denn keine Scham, Sir?« »Sehr wenig, wenn es um deine Sicherheit geht. Zusätzlich zu deinem Manuskript fand ich den Brief von Madame Tugend. Warum hast du Saltmarsh nicht die Wahrheit gesagt?«
»Daß es Madame Tugend war, die mir den Brief geschickt hat?« Beatrice seufzte. »Weil ich zufällig deiner Meinung bin. Ich halte es für das beste, wenn Mr. Saltmarsh nicht noch tiefer in dieses Durcheinander gezogen wird. Ich möchte nicht, daß er meinetwegen zu Schaden kommt, und ich hoffe nur, daß er nicht in Gefahr gerät, wenn er versucht, den neuen Besitzer von Trulls Museum zu finden.«
Leo ging zum Fenster. »Ich werde Madame Tugend später zur Rede stellen.«
»Wir werden sie gemeinsam zur Rede stellen.«
»Beatrice, du magst viele Dinge wagen, aber selbst du könntest dich nicht erfolgreich als Kunde des Hauses der Peitsche maskieren.«
»Vielleicht, wenn ich Männerkleider anziehe«, schlug sie hoffnungsvoll vor. »Lucy könnte zweifellos innerhalb weniger Stunden maskuline Kleidung für mich bereitstellen.« »Nein.«
»Also, Leo -«
Er drehte sie zu sich. »Nein.«
Sie sah ihn einen Moment an und beschloß dann offensichtlich, die Sache nicht weiterzuverfolgen. »Dabei fällt mir etwas ein.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging hinter ihren Schreibtisch. »Während ich heute nachmittag durch diesen Geheimgang schlich, kam mir der Gedanke, daß ich etwas hätte überprüfen sollen, bevor ich losging.«
Der plötzliche Themenwechsel gefiel ihm nicht, denn er verhieß nichts Gutes. »Wovon redest du?«
Sie riß eine Schublade auf und sah hinein. »Er ist weg.« »Wenn du den Brief von Madame Tugend meinst, den hab ich zerknüllt und weggeworfen.« Leo sah auf das zerknitterte Papier auf dem Boden neben dem Vorhang. »Da ist er.«
»Warum, in aller Welt, hast du ihn da hingeworfen?«
»Ich glaube, ich war zu diesem Zeitpunkt in mieser Laune.« »Das ist ja bei dir nichts Ungewöhnliches, nicht wahr?« Sie ging um den Schreibtisch herum. »Wirklich, Monkcrest, du mußt dich in Selbstbeherrschung üben.«
»Ich werde an deinen Rat denken.«
Beatrice hob das Papier auf, legte es auf den Schreibtisch, und glättete es
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