Im Sturm erobert
entschieden bösartigen, beunruhigend persönlichen Beiklang.
Auf dem Weg zurück zum Haus wurde ihm klar, daß Graham Saltmarsh von Beatrice hingerissen war.
»Ja.« Saltmarsh lächelte schuldbewußt. »Verzeiht mir, Mrs. Poole. Ich konnte der Suche nicht widerstehen. Alles, was
ich Euch über mich selbst erzählt habe, ist wahr. Ich bin ein großer Bewunderer Eures Werks, und ich bin im Begriff, meinen eigenen Schauerroman zu schreiben.«
Leo spürte Beatrice’ suchenden Blick, der über sein Gesicht glitt. Er zwang sich zu undurchdringlicher Miene, denn zu der Angelegenheit ihrer Karriere als Autorin würden sie später kommen.
Beatrice wandte sich wieder dem jungen Mann zu. »Ich verstehe, Mr. Saltmarsh. Ihr wart ohne Zweifel der Meinung, daß die Erfahrung der Suche nach den Verbotenen Ringen eine wunderbare Inspiration für Euren eigenen Roman wäre.« »Exakt.« Er nippte an seinem Brandy. »Zuerst war es ein tolles Spiel. Wochenlang hatte ich nur wenig Erfolg, aber eines Nachmittags wendete sich mein Glück. Ich ging in Trulls Museum. Wie ich Euch schon sagte, ich besuche dieses Etablissement oft, wenn ich mich in Stimmung zum Schreiben bringen will.«
Leo beobachtete Saltmarsh, der seinerseits Beatrice wie ein Kalb anstarrte, was sie scheinbar liebenswert fand.
»Fahrt fort, Mr. Saltmarsh.« Beatrice lächelte ermunternd. Ihre Augen waren große, klare Teiche, die vor Wohlwollen überflossen.
Leo packte sein Glas fester. Bei ihm benutzte sie nie diesen engelsgleichen Tonfall. Sie war immer viel direkter , fordernd wäre kein zu starkes Wort für die Art, in der sie mit ihm umsprang, ehrlich gesagt. Außerdem war er sich ganz sicher, daß sie ihn noch nie mit dieser Art von fasziniertem Interesse angesehen hatte. Kein Wunder, das sich Saltmarsh praktisch vor ihren Füßen rollte wie ein verliebter Welpe, der darum bettelte, auf den Schoß genommen zu werden.
Leo versuchte, den Blitz roher Eifersucht, der ihm in die Eingeweide schoß, abzuschütteln. Er mußte die Angelegenheit in der richtigen Perspektive halten, beide Angelegenheiten, verbesserte er sich. Die mit den Ringen und die Affäre, die er mit Beatrice begonnen hatte.
»Am Tag dieses speziellen Besuchs sah ich Lord Glassonby in einem der Räume von Trulls«, fuhr Saltmarsh fort. »Ich hatte ihn nie vorher dort gesehen, aber ich dachte mir nichts dabei, bis ich hörte, wie er den Türsteher befragte.«
Leo mußte sich zwingen, sich wieder auf die anstehende Sache zu konzentrieren. »Was für Fragen hat er gestellt?« Saltmarsh warf ihm einen kurzen Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf Beatrice. »Euer Onkel hat mich nicht gesehen. Ich glaube, er dachte, er wäre allein mit dem Türmann. Er fragte, ob es irgendwelche Statuen der Aphrodite in Trulls Sammlung gäbe.«
»Gütiger Himmel.« Beatrice warf einen kurzen Blick auf Leo, wandte sich aber sofort wieder Saltmarsh zu. »Euch muß klargewesen sein, daß mein Onkel auch auf der Suche nach den Ringen war.«
Er schnitt eine Grimasse. »Ich muß zugeben, daß seine Frage mich sofort hellhörig machte.«
»Was erwiderte der Türmann?« fragte Beatrice.
»Er behauptete, daß sich seines Wissens keine Statuen der Göttin in der Sammlung befänden.« Er zuckte die Achseln. »Eine Tatsache, der ich mir natürlich bereits bewußt war. Nichtsdestotrotz machten mich die Fragen Eures Onkels sehr neugierig auf seine Absichten. Ich mußte mich einfach fragen, ob er wohl näher dran war, die Ringe zu finden, als ich.«
»Habt Ihr mit ihm über die Ringe gesprochen?« fragte Leo mit scharfer Stimme.
Saltmarsh seufzte. »Ich habe mich ihm so diskret wie möglich genähert und angedeutet, wir hätten möglicherweise ein gemeinsames Interesse an gewissen Antiquitäten, und es wäre mir in den Sinn gekommen, daß wir unsere Bemühungen Zusammenlegen könnten.«
»Was hat er gesagt?« fragte Beatrice.
»Euer Onkel ist furchtbar wütend geworden.« Saltmarsh sah in seinen Brandy. »Um ehrlich zu sein, seine Wut machte mir Angst. Er lief violett an, seine Augen traten aus den Höhlen, seine Atmung wurde unregelmäßig. Ich hatte Angst, er könnte einen Anfall kriegen.«
Beatrice runzelte die Stirn. »Einen Anfall?«
»Ich muß zugeben, ich war nicht sonderlich überrascht, als ich später erfuhr, daß er an einem Herzanfall gestorben war.« Leo tauschte einen Blick mit Beatrice. Er entspannte sich etwas, als er ihr stummes Einverständnis fühlte. Keiner von ihnen würde die Möglichkeit
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