Im Sturm: Thriller (German Edition)
Laut Expertenmeinung blieben ihnen nun zwanzig Minuten weniger für die Suche nach Geleitzügen. Trotz der Sucharbeit der Bear und der Satellitenaufklärung flogen nur zwei Drittel der Verbände tatsächlich Angriffe. Den Grund hierfür kannte Toland nicht. Hatten die Sowjets Probleme mit der Kommunikation? Und ließen sich diese womöglich ausnutzen?
Die Backfire setzten den Konvois nach wie vor böse zu. Auf energischen Druck der Navy hin hatte die Luftwaffe begonnen, in Neufundland und auf Bermuda und den Azoren Kampfflugzeuge zu stationieren, die mit Hilfe von Lufttankern versuchten, über Geleitzügen in ihrer Reichweite Patrouille zu fliegen. Hoffnung auf die Zerschlagung eines Backfire-Verbandes bestand zwar nicht, aber man konnte mit dem Ausdünnen der Bear beginnen. Die Sowjets verfügten nur über rund dreißig der weitreichenden Aufklärer Bear-D. Ungefähr zehn dieser Maschinen waren täglich in der Luft und wiesen Bombern und U-Booten mit Hilfe ihres leistungsfähigen Big-Bulge-Radars den Weg zu den Konvois. Aufgrund ihrer elektronischen Emissionen waren sie von einem Kampfflugzeug, sollte ein solches verfügbar sein, relativ leicht aufzuspüren. Nach langem Experimentieren führten die Russen ihre Luftoperationen nach einem voraussehbaren Muster durch, und das sollte sie teuer zu stehen kommen, denn ab morgen flog die Air Force über sechs Geleitzügen mit jeweils zwei Maschinen Patrouille. Auch die Stationierung russischer Flugzeuge auf Island würde bald ihren Preis haben.
»Ich schätze sie auf ein Regiment, vierundzwanzig bis siebenundzwanzig Flugzeuge, alles MiG-29 Fulcrum«, sagte Toland. »Am Boden scheinen wir nie mehr als einundzwanzig auszumachen, was auf eine ziemlich regelmäßige Kampfpatrouillentätigkeit hinweist, sagen wir, vier Vögel sind praktisch rund um die Uhr in der Luft. Es sieht auch so aus, als verfügten sie über drei Bodenradaranlagen, die häufig umpositioniert werden. Wäre das Stören dieser Anlagen ein Problem?««
Ein Jägerpilot schüttelte den Kopf. »Nein, mit der richtigen Unterstützung nicht.«
»Also brauchen wir nur die MiG vom Boden zu scheuchen und ein paar abzuschießen.« Die Kommandeure beider Tomcat-Geschwader standen neben Toland und schauten auf die Karten. »Von diesem SAM sollten wir uns aber fernhalten. Unsere Jungs in Deutschland halten die SAM-11 für sehr unangenehm.«
Der erste Versuch der US Air Force, Keflavik mit B-52 zu zerstören, war ein Desaster gewesen. Weitere Anstrengungen mit kleineren, schnelleren FB-m hatten die Russen zwar gestört, den Stützpunkt aber nicht ausschalten können. Das Strategische Luftkommando SAC war nicht bereit, seine schnellsten strategischen Bomber hierfür freizustellen. Noch immer war kein erfolgreicher Einsatz gegen das Haupttanklager gelungen.
»Versuchen wir, die Air Force zu einem weiteren Einsatz mit B- 52 zu bewegen«, schlug ein Kampfpilot vor. »Anfliegen können sie wie gehabt, abgesehen ...« Er gab einen kuren Überblick über mögliche Änderungen des Angriffsprofils. »Inzwischen haben wir ja die Prowler, da könnte das hinhauen.«
»Niederhalten kann ich das SAM-Radar schon«, erklärte der Pilot der vierzig Millionen Dollar teuren Prowler, »aber vergessen Sie nicht, daß die SA-n über ein Infrarot-Notsystem verfügt. Jede Tomcat, die sich diesen Startern auf zehn Meilen nähert, läuft Gefahr, vom Himmel geholt zu werden.« Wirklich häßlich an der SA-11 war die Tatsache, daß sie keinen Rauch hinter sich herzogen; einer Rakete, die unsichtbar ist, kann man nur schwer ausweichen.
»Von den SAM halten wir uns fern. Zum ersten Mal, Gentlemen, haben wir die besseren Chancen.« Die Kampfpiloten begannen, einen Plan auszuarbeiten. Inzwischen lagen solide Informationen über die Operationsweise der russischen Jäger im Gefecht vor. Die sowjetische Taktik war gut, aber berechenbar. Wenn die Amerikaner eine Situation herstellten, für die die Russen ausgebildet waren, wußten sie, wie sie reagieren würden.
Stendal, DDR
Alexejew hatte sich die Aufgabe zwar nicht leicht vorgestellt, andererseits aber auch nicht erwartet, daß die Nato-Luftwaffen den Nachthimmel beherrschten. Vier Minuten nach Mitternacht war der Sender des Hauptquartiers des OB West von einer Maschine, die noch nicht einmal auf den Radarschirmen aufgetaucht war, zerstört worden. Bislang hatten sie über drei Ausweichsender verfügt, alle über zehn Kilometer von dem unterirdischen Bunkerkomplex entfernt. Nun war nur noch
Weitere Kostenlose Bücher