Im Sturm: Thriller (German Edition)
einigermaßen fit.«
»Zusammengebrochen bin ich jedenfalls noch nicht«, versetzte Edwards. »Was nun?«
»Ich schlage vor, daß wir noch eine Stunde warten, bis die Sonne tiefer steht, und dann weitermarschieren. Es sind nur noch neun Meilen. Sehen wir zu, daß wir so rasch wie möglich vorankommen.«
Edwards fand die Aussicht auf weitere Strapazen entsetzlich, ließ sich aber nichts anmerken. »Sind Sie auch sicher, daß man uns nicht entdecken wird?«
»Sicher? Nein. Aber im Zwielicht sieht man am schlechtesten, weil sich das Auge nicht auf den Kontrast zwischen hellem Himmel und dunklem Boden einstellen kann.«
»Gut, Sie haben uns sicher bis hierher gebracht. Ich sehe jetzt nach, wie es der Frau geht.«
Nichols schaute ihm nach. »Hm, nach einer Frau würde ich jetzt auch gerne sehen.«
»Unkluge Bemerkung, Nick«, sagte Smith leise.
»Aber hören Sie mal, ich weiß genau, was er –«
»Nick, bitte keine respektlosen Reden«, warnte Smith. »Sie hat allerhand hinter sich. Und der Skipper ist ein Gentleman, verstanden? Zuerst hielt ich ihn auch für einen Schwächling, aber das war ein Irrtum. Fest steht, daß Miss Vigdis eine patente Frau ist.«
Mike fand sie zusammengerollt neben einem Felsblock liegen. Rodgers entfernte sich, als er den Lieutenant kommen sah.
»Wie geht’s?« fragte Mike. Sie wandte leicht den Kopf.
»Ich bin todmüde, Michael.«
»Geht mir genauso.« Mike setzte sich neben sie und streckte die Beine aus. Er hatte gerade noch genug Kraft, um ihr übers Haar zu streichen. Es war von Schweiß verklebt, aber Mike nahm das nicht mehr wahr. »Nur noch ein kurzes Stück, dann sind wir da. Es war schließlich Ihre Idee, mit uns zu kommen.«
»Wie dumm von mir!« sagte sie halb im Scherz. Mike erinnerte sich an eine Weisheit seines Vaters: Wer noch Witze reißen kann, ist noch nicht geschlagen.
»So, und jetzt strecken Sie mal die Beine aus, damit sie nicht steif werden. Drehen Sie sich um.« Edwards massierte ihr kurz die Waden. »Bananen bräuchten wir jetzt.«
Sie hob den Kopf. »Warum ausgerechnet Bananen?«
»Weil sie viel Kalium enthalten, das Muskelkrämpfe verhindert.« Oder brauchten Schwangere eher Kalzium? fragte er sich.
»Was machen wir, wenn wir auf unserem neuen Berg sind?«
»Wir warten auf Verstärkung.«
»Kommt die denn auch?« Ihr Ton veränderte sich ein wenig.
»Ja, ich glaube schon.«
»Und Sie? Müssen Sie dann fort?« Mike schwieg für einen kurzen Augenblick. Sollte er nun kühn oder weiter schüchtern sein?
»Ohne Sie will ich nicht fort.« Er zögerte wieder. »Vorausgesetzt natürlich, daß Sie –«
»Ja, Michael.«
Er legte sich neben sie und stellte verdutzt fest, daß er sie begehrte. Inzwischen war sie für ihn nicht mehr das Opfer einer Vergewaltigung, das das Kind eines anderen Mannes trug, und sie war auch keine Ausländerin mehr. Er bewunderte ihre innere Kraft.
»Du hast recht. Ich liebe dich.« Himmel noch mal! Nun war es heraus. Er ergriff ihre Hand, und sie ruhten sich vor der letzten Etappe aus.
USS Chicago
»Da ist einer, Sir. Wahrscheinlich Providence. Ich höre seltsame mechanische Geräusche, als schlügen Bleche gegeneinander.«
Sie verfolgten das Ziel nun schon seit zwei Stunden, fuhren vorsichtig näher heran, als aus der vermuteten Schallquelle eine wahrscheinliche wurde. Der Sturm an der Oberfläche verminderte ihre Sonar-Leistung erheblich, und die Heimlichkeit des Ziels verhinderte über einen quälend langen Zeitraum hinweg die Erstellung einer Signatur. War das ein russisches U-Boot, das sich an ein Ziel anschlich? Endlich verriet sich Providence durch das Rattern seines beschädigten Turms. McCafferty ließ sein Boot mit acht Knoten an das Ziel heranfahren.
Hatten die Männer der Providence das Sonar reparieren können? Versucht hatten sie es bestimmt, vermutete McCafferty, und auf wen würden sie tippen, wenn sie nun den Schall eines U-Bootes hörten, das sich von hinten anschlich? Auf ihren alten Freund Chicago oder auf ein zweites Victor-III? Anders herum: Konnte man denn sicher sein, daß es sich bei dem Ziel überhaupt um Providence handelte?
Die sowjetischen Überwasserkräfte hatten sie hinter sich gelassen, getäuscht von McCaffertys Taktik des Zuschlagens und Flüchtens, und ehe der Lärm verklang, hatten sie einer eifrigen Jagd mit Flugzeugen und Überwasserschiffen gelauscht. Eine günstige Entwicklung, doch das Fehlen von Überwasserschiffen in diesem Gebiet bereitete McCafferty Unbehagen. Er
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