Im Sturm: Thriller (German Edition)
die Anzeigen des Radarwarnsystems geheftet. Noch kein Feuerleitradar für Raketen hatte die Frisbee erfaßt. »Wir kommen jetzt unters Ziel.«
»Gut. Gehe in den Steigflug.« Ellington zog den Knüppel leicht zurück und schaltete die Nachbrenner ein. Die Triebwerke brachten die Maschine zwar nur auf Mach 1,3, doch gerade jetzt war es nötig, alle Leistung, die zur Verfügung stand, einzusetzen. Laut Wetterbericht sollte die Wolkendecke bei zwanzigtausend Fuß enden, und die IL-76 flog noch fünftausend Fuß höher. Doch nun war die Frisbee verwundbar. Ihre Triebwerke strahlten die Infrarotsignatur ihrer vollen Leistung ab – das Stealth-Flugzeug gab seine Anwesenheit bekannt. Steig schneller, Baby...
»Tallyho!« Ellingtons Jagdruf klang zu laut in der Bordsprechanlage, als er durch die Wolkendecke brach und ihm die Nachtsichtsysteme sofort die Mainstay zeigten, die fünf Meilen entfernt im Sturzflug Deckung suchte. Zu spät, denn sie flogen nun mit fast 1600 Stundenkilometern auf ihr Ziel zu. Der Oberst nahm die Mainstay ins Visier. Mit dem rechten Daumen legte er den Hebel der Abschußfreigabe um, mit dem Zeigefinger drückte er zweimal auf den Abzug. Die Sidewinder lösten sich im Abstand von einer halben Sekunde vom Flugzeug. Ihre grellen Abgase blendeten ihn, doch er ließ sie nicht aus den Augen. Acht Sekunden später hatten sie ihr Ziel erreicht. In zehn Metern Distanz gingen ihre lasergesteuerten Annäherungszünder los und erfüllten die Luft mit tödlichen Splittern. Es ging alles viel zu schnell. Die beiden rechten Triebwerke der Mainstay explodierten, die Tragfläche löste sich, und die sowjetische Maschine trudelte rasch ab, verschwand Sekunden später in den Wolken.
Verdammt noch mal, dachte Ellington, als er eine Rolle drehte und im Sturzflug auf die sichere Bodennähe zujagte, das war einfach. Primärziel ausgeschaltet. So, und nun zum schwierigen Teil.
An Bord einer E-3A Sentry, die über Straßburg kreiste, stellten die Radartechniker mit Befriedigung fest, daß alle fünf sowjetischen Radarflugzeuge innerhalb von zwei Minuten abgeschossen worden waren. Sie waren von der Leistung der F-19A wirklich überrascht.
Der Brigadegeneral, der Operation Traumland befehligte, beugte sich vor und schaltete sein Mikrophon ein.
»Trompeter, Trompeter, Trompeter«, sagte er und schaltete dann ab. »Gut, Jungs«, flüsterte er. »Seht zu, daß es sitzt.«
Aus den Wolken taktischer Kampfflugzeuge der Nato, die in Grenznähe kreisten, lösten sich hundert Tiefflieger, teils F-IIIF Aardvark, teils Tornado GR.I, schwer beladen mit Treibstoff und Smart-Bomben, und tauchten ab. Sie folgten der zweiten Frisbee-Welle, die sich bereits tief in der DDR befand und ausschwärmte, um Bodenziele anzugreifen. Hinter den Erdkampfflugzeugen begannen von Sentries überm Rhein gesteuerte Allwetter-Abfangjäger der Typen Eagle und Phantom, ihre radargelenkten Luftkampfraketen auf sowjetische Jäger, die gerade ihren fliegenden Gefechtsstand verloren hatten, abzufeuern. Und schließlich stieß eine dritte Gruppe von Nato-Maschinen herab, um Bodenradarstationen, die als Ersatz für die abgeschossenen Mainstays in Betrieb gesetzt wurden, anzufliegen.
Hohenwarte, DDR
Ellington umkreiste sein Ziel in 1000 Fuß Höhe und einer Entfernung von mehreren Meilen. Es handelte sich um eine Autobahnbrücke über die Elbe, zwei Bögen, die rund 500 Meter überspannten. Im Augenblick zeigte ihm die Nachtfernsehkamera seines Zielsuchsystems, daß auf allen vier Spuren russische Tanks T-80 nach Westen rollten. Ellington evaluierte das Bild auf seinen TV-Schirm. Es konnte sich nur um die zweite Angriffswelle handeln, die gegen die Nato in Marsch gesetzt worden war. Auf Höhe 76 südlich der Brücke am Ostufer war zu ihrer Verteidigung eine SAM-Batterie aufgestellt worden, die inzwischen alarmiert sein mußte. In seinem Kopfhörer erklang das konstante Piepen des Radarwarngeräts, denn seine Maschine wurde von zwanzig Luftabwehrstellungen mit Suchstrahlen bestrichen. Wenn er nur eine gute Reflexion bekam...
»Was sagt Pave Tack?«
»Nominal«, erwiderte Eisly knapp. Pilot und Kampfbeobachter standen jetzt unter enormem Streß.
»Anstrahlen«, befahl Ellington. Auf dem Rücksitz aktivierte Eisly den Pave-Tack-Zielortungslaser.
Das komplizierte Pave-Tack-System war in der Nase der Frisbees eingebaut. Ganz unten befand sich ein drehbarer Turm, der einen Kohlendioxid-Laser und eine Fernsehkamera enthielt. Mit einem Joystick richtete der
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