Im Sturm: Thriller (German Edition)
Millionen winziger Bläschen an das Wasser in der Umgebung des Schiffes ab. Das Prairie-System kaschierte auf ähnliche Weise die Schraubenflügel. Die Luftblasen erzeugten eine teilweise durchlässige Barriere, die vom Schiff erzeugte Geräusche einschloß und nur einen Bruchteil des Antriebslärms entweichen ließ. Somit war das Schiff von einem U-Boot aus nur sehr schwer zu orten.
»Wenn wir das offene Meer erreicht haben, lassen Sie den Schwanz und die Nixie raus« – das Schleppsonar und den Torpedoköder –, »und zwar um dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig. Ich lege mich jetzt mal kurz hin«, sagte Morris zu seinem WO. »Wenn sich etwas tut, rufen Sie mich.«
»Aye, aye, Sir.«
Vor ihnen suchte ein Trio von Anti-U-Boot-Flugzeugen des Typs Orion P-3C das Seegebiet ab. Morris hatte Schlaf nötig, denn es konnte sein, daß in drei Stunden gleich am Kontinentalschelf ein U-Boot lauerte. Und für diese Eventualität wollte er ausgcruht sein.
Sunnyvale, Kalifornien
Wo hakt’s in Washington? fragte sich der Colonel. Alles, was er brauchte, war ein schlichtes Ja oder Nein. Im Augenblick waren drei Photoaufklärungssatelliten vom Typ KH (Keyhole, Schlüsselloch) in der Umlaufbahn, dazu neun Vögel, deren Funktion die elektronische Überwachung war. Das war die niedrigfliegende »Konstellation«. Um seine Kommunikations- und Nachrichtensatelliten in höheren Orbits fürchtete er nicht, aber die zwölf erdnahen Trabanten, insbesondere die KH, waren wertvoll und verwundbar. Zwei wurden dicht von russischen Killersatelliten begleitet, und einer seiner Vögel näherte sich gerade sowjetischem Territorium. Ein zweiter lag vierzig Minuten hinter ihm. Dem dritten Keyhole war noch kein Killer zugewiesen worden, doch beim letzten Überflug von Leninsk war eine weitere Rakete vom Typ F auf der Abschußrampe beim Auftanken fotografiert worden.
»Sehen wir uns den Verfolger noch mal an«, befahl er.
Ein Techniker gab die entsprechenden Befehle ein, und eine halbe Welt entfernt starteten die Lageregelungstriebwerke des Satelliten und drehten ihn im Weltraum herum, um seinen Kameras die Suche nach dem sowjetischen Killer zu ermöglichen. Er hatte fünfzig Meilen hinter und neun Meilen unter dem Amerikaner gelegen, war aber nun verschwunden.
»Sie haben das Ding innerhalb der letzten halben Stunde manövriert.« Er griff zum Telefon, um dem CINC-NORAD mitzuteilen, daß er nun beabsichtigte, den Satelliten auf eigene Faust zu bewegen. Zu spät. Als sich der KH erneut drehte, um seine Kameras auf die Erdoberfläche zu richten, wurde diese teilweise von einer zylindrischen Masse verdeckt – dann blitzte es, und das TV-Bild verschwand vom Schirm.
»Chris, haben Sie die Manövrierbefehle eingegeben?«
»Jawohl, Sir«, erwiderte der Captain und starrte noch immer auf den Bildschirm.
»Führen Sie sie sofort aus!«
Der Captain drückte an der Computerkonsole die ENTER-Taste. Während die Triebwerke der Satelliten raffinierte Bahnkorrekturen auslösten, ging das Telefon des Colonels.
»Argus Control«, antwortete der Colonel.
»Hier CINC-NORAD. Was, zum Teufel, ist da passiert?«
»Der russische Killersatellit flog heran und explodierte. Wir empfangen kein Signal mehr von KH-II, Sir. Ich muß annehmen, daß sie den Vogel ausgeschaltet haben. Die anderen beiden Keyholes habe ich gerade angewiesen, mit hundert Fuß pro Sekunde die Delta-V auszuführen. Und Washington können Sie ausrichten, man habe zu lange gewartet, Sir.«
18
Nordlicht
Kiew, Ukraine
Man hatte beschlossen, alle sowjetischen Frontbefehlshaber über die Entwicklung in Deutschland zu unterrichten. Alexejew und sein Vorgesetzter kannten den Grund: Wenn jemand von seinem Posten abgelöst wurde, mußte der neue Mann die Lage kennen. Den Meldungen des Nachrichtendienstes lauschten sie fasziniert. Niemand hatte erwartet, daß viele Speznas-Operationen erfolgreich verlaufen würden, doch es hatte den Anschein, daß es bei einigen geklappt hatte, besonders in den deutschen Häfen. Dann kam das nachrichtendienstliche Briefing zu den Brücken über die Elbe.
»Warum hatte man uns davor nicht gewarnt?« schnauzte der OB Südwest.
»Genosse General«, erwiderte der Luftwaffenoffizier, »unseren Informationen zufolge war dieses Stealth-Flugzeug nur ein Prototyp und noch nicht in Dienst gestellt. Irgendwie ist es den Amerikanern gelungen, zumindest eine Staffel dieser Maschinen zu bauen. Mit ihrer Hilfe haben sie unsere fliegenden Radarleitstände eliminiert und so
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