Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
Vom Netzwerk:
garantiert auch seine Finger im Spiel. Und Ledoux unternimmt nicht allzu viel, ohne dass Steve Roque seinen Segen dazu gibt.« Die Fußspitze verstärkte ihren Druck, und der Verhörte wand sich vor Schmerzen. »Für die bist du bloß ’ne Marionette, Cobb. Aber ich mag dich. Und ich bin im Moment der einzige Mensch, der dir helfen kann.«
    »Ohh, ich weiß doch überhaupt nichts, Mann!«
    Nach einer gedankenschweren Pause trat Sundowns Fußspitze mit voller Kraft zu. Ein kurzer, gellender Schrei ertönte, dann ohnmächtige Stille.
    Bei seiner nächsten Rückkehr in die Welt erwachte Duncan Cobb – ältester Sohn, treuloser Vetter, umsichtiger Liebhaber und Mordkomplize – durchdrungen von der Klarsicht und der rückhaltlosen Ehrlichkeit, die den Menschen in ausweglosen Situationen manchmal überkommt.
    Er sprach stoßweise, sein Körper zuckte in seinen Fesseln, jede Regung war aus seiner Stimme verschwunden. Alle Erinnerungen wurden gleichwertig.
    »Das Music Center«, sagte er. »Der Nigger, der gewählt worden ist – er war Geschäftsmann. Ohh.«
    »Alvin Rankin?«
    »Der. Ja, der. Er hat Geschäfte gemacht. Alles Mögliche. Wir haben das Music-Center-Geschäft abgeschlossen. Tausende. Tausende stecken da drin.«
    »Nein, falsch«, widersprach Sundown. » Ich hab mir das Music Center unter den Nagel gerissen.«
    »Dann hat er’s zweimal verkauft. Ahh. Wir haben vor euch mit Rankin Geschäfte gemacht. Hat uns sitzen lassen, als wir nicht rechtzeitig bezahlen konnten.«
    »Und wer zum Teufel hat ihn umgelegt?«
    »Ohh.« Ein Gurgeln wie Hohngelächter aus dem Jenseits drang aus Duncans Kehle. »Gah, gah. Crane. Euer Mann. Crane.«
    »Nein.«
    »Gah, gah. Ohh. Den hatten wir bei den Eiern. Die Sauferei hat ihn fertiggemacht. Stand bei uns total in der Kreide. Hatte auch Kinder. Ahh. Jede Menge. Jede Menge Schulden.«
    »Und mit dem Mord hat er seine Schulden beglichen, hä?«
    »Gah, gah, gah.«
    Sundown hatte sich auf dem Pferd niedergelassen, und man sah ihm seine Verblüffung an.
    »Deshalb hat Alvin dran glauben müssen? Scheiße, wenn ich das gewusst hätte, hätt ich verhindert, dass er deswegen abserviert wird. Das war’s doch nicht wert. Das hätte ich schon noch alles ins Reine gebracht.«
    »Oh.«
    »Hinter der Geschichte steckt Steve Roque.«
    Sundown wandte sich an Powers und Lewis, die sich die unterste Bank der Tribüne herausgezogen hatten und von dort die Szene beobachteten, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn in der Hand.
    Sundowns Brauen zogen sich zu einem ernsten V zusammen, und er ballte die Fäuste. »Hier sind ruchlose Kräfte am Werk«, murmelte er. Als er die verständnislosen Gesichter seiner Mitarbeiter sah, erklärte er: »Das bedeutet: ganz üble Scheiße.«
    »Denen sind wir doch über«, rief Powers Jones und sprang auf. »Die haben angefangen, aber wir sind denen mehr als über.«
    »Klar«, meinte Sundown trocken. »Das habt ihr bereits bewiesen.«
    Lewis deutete auf den schaukelnden Duncan.
    »Und was machen wir mit dem da?«
    Langsam richtete Sundown den Blick auf seine widerspenstige Informationsquelle. Duncan verrenkte sich so weit, dass er mit seinem funktionsfähigen und jetzt weit aufgerissenen Auge Sundown ins Gesicht sehen konnte.
    »Tja, mit dem da müssen wir das Richtige machen«, sagte Sundown. »Das Richtige.«
    Duncans Nacken entspannte sich, und sein Kopf sank dankbar zurück.
    »Ha«, sagte Lewis, »natürlich machen wir das.«
    »Und danach«, fügte Powers hinzu, »sollen wir ihn dann in den Fluss schmeißen?«
    Sundown hob die Arme und zuckte die Achseln.
    »Was sonst? Die Karpfen müssen schließlich auch fressen.«
    Jetzt verstand Duncan, und alles krampfte sich in ihm zusammen. Er schloss das funktionsfähige Auge, denn er wollte den Höhepunkt, das rasiermesserscharfe Finale seines großkotzigen, aber bereits vergessenen Lebens nicht mit ansehen.

18
    Am Dock war es stockfinster, selbst das Licht des Vollmonds verfing sich in den Kronen der hoch aufragenden Bäume. Jewel Cobb lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel, lauschte den Nachtgeräuschen des Flusses und des dahinterliegenden Marais du Croche. Eulen schrien, und das Wasser schwappte leise flüsternd gegen die Balken. Auf der anderen Seite knackte ein Zweig, und das scharfe Geräusch trieb deutlich hörbar übers Wasser. Jewel richtete sich auf.
    Schon fast eine Stunde wartete er jetzt. Er hatte fünfzehn Minuten gebraucht, um sich aus der Küche des Catfish zu schleichen. Ledoux

Weitere Kostenlose Bücher