Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
Zeug. Drogen nimmt man zum Highwerden, Mann. Nicht damit man rumhängt wie ’n lauwarmes Stück Scheiße.«
Powers hieb mit der Faust auf den Rücksitz, um das Gespräch wieder aufs Thema zu bringen.
»Hey, da ist er. Ich hab ihn schon früher mal in der Gegend gesehen. Das ist er, mit Sicherheit.«
Duncan Cobb stand auf dem Gehweg vor dem Shamrock, gestikulierte obszön durchs Fenster und lachte schallend. Als Antwort klopften Finger zum Abschied an die Scheibe. Cobb lachte wieder, dann machte er sich mit leichtem Guinness-Schwanken auf den Heimweg.
»Überhol ihn«, sagte Powers zu Lewis. »Wir dürfen das hier auf keinen Fall versauen.«
In seinem gelben Hemd, der weißen Hose und dem unverkennbaren Schaukelgang schimmerte Duncan selbstmörderisch auffallend durch die Nacht. Er blieb stehen, um sich eine Zigarette anzustecken, aber da er nur rauchte, wenn er betrunken war, stellte die Prozedur ziemlich hohe Anforderungen an seine Koordinationsfähigkeit. Während er mühsam mit dem Streichholz herumfummelte, hörte er Schritte, blickte auf und sah, dass ihm einer seiner Lieblingsfeinde den Weg versperrte.
»Hast du meine Mama gesehen?«, fragte Lewis barsch.
»Wir sind hier in der Twelfth Street, Mann«, antwortete Duncan. Er ließ Zigarette und Streichhölzer fallen und ging in Kampfstellung. »In der Twelfth Street muss ich nicht mal höflich sein.«
Lewis trat einen halben Schritt zurück und verzog das Gesicht.
»Ich suche meine Mama, weil ich so furchtbar schlechter Laune bin«, sagte er und schüttelte traurig seine Dreadlocks. »Wenn ich so drauf bin, dann lässt sich meine Mama von mir verprügeln, weißt du, bis ich mich wieder besser fühle.«
»Ich bin aber nicht deine Ubangi-Mama, Mann.«
In diesem Augenblick sah Duncan eine Pistole, und mit der Pistole erschien Powers Jones. Duncan drehte sich um und starrte in den Lauf. »Aber zum Verprügeln bist du auch gut genug, Motherfucker«, sagte Lewis und versetzte Duncan einen Tritt in die Eier.
Der Sand auf dem Wagenboden zerkratzte Duncans Gesicht. Auf seinem Kopf spürte er einen Stiefel, und ihm war kotzübel. Er war verwirrt, zerschlagen und ratlos.
»Das hab ich nicht verdient«, sagte er, aber das Radio übertönte seine Worte. Jemand drehte die Musik lauter, und ein alter Jackson-Five-Song über junge Liebe dröhnte durch die Nacht.
Der Wagen kurvte durch ein Straßenlabyrinth und hielt schließlich an. Duncan hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Dann packte jemand seine Arme, und er wurde aus dem Auto gezogen. Draußen stellte er fest, dass sie im Frenchette Park waren und in Richtung Boys Club gingen. Dort nahmen sie den unbeleuchteten Hintereingang.
»Ich hab keinen Schimmer, was das alles soll«, protestierte Duncan. »Wirklich. Ganz bestimmt. Ich hab das nicht verdient. Ihr habt den falschen Mann erwischt.«
»Du bist kein Mann. Du bist ’n Haufen Scheiße mit Füßen.«
Die schwere Metalltür wurde von einem Mann aufgehalten, der im Schatten nur verschwommen zu sehen war. Duncan wurde hineingeschubst. Der Schatten gab Powers einen Schlüsselbund und sagte, sie sollten ihn später zurückbringen.
Im Korridor war es stockdunkel, aber man zwang Duncan, fast im Laufschritt vorwärtszustolpern. Seine Bewegungen waren unsicher, und sein Körper verkrampfte sich immer mehr, weil er befürchtete, jeden Moment gegen etwas zu stoßen. Wenn er sich hier ausgekannt hätte, wäre er vielleicht davongerannt, aber er war hier zum ersten Mal, wie er wusste, und die anderen wussten es auch. Und Duncan wusste, dass sie es wussten.
Nach kurzer Zeit erreichten sie eine Tür. Aus dem Schlitz darunter drang Licht.
»Mach auf«, kommandierte Lewis.
Duncan drehte sich zu der Stimme um. Anscheinend waren seine Peiniger zu dritt: der Bekiffte mit der verdrehten Frisur und der verständnisvollen Mama, der Bärtige mit der Kanone und der, der so laut schnaufte.
Als er zögernd an der Tür stehen blieb, landete sofort eine Faust in seiner Niere.
»Los, du Mistkerl.«
Duncan öffnete die Tür und trat in den hell erleuchteten Raum. Auf dem Boden lagen dicke, steppdeckenähnliche Matten. Mitten im Zimmer standen ein Reck und ein Pferd.
Auf dem Pferd saß das personifizierte Unheil und musterte Duncan von oben bis unten.
Dann erhob sich die fleischgewordene Bedrohung und faltete höflich die Hände.
»Mein Name ist Sundown Phillips – kennen Sie mich?«
»Tja«, antwortete Duncan. »Ich glaub, der Name kommt mir bekannt vor. Aber das Ganze
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