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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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technologischer Mätzchen.
    Die Suche nach Duncan Cobb war ein Fehlschlag gewesen. Shade hatte die Adresse aufgesucht, unter der Duncan auf dem Revier registriert war, und hatte in der Eckkneipe nach ihm gefragt, wo ihn aber niemand gesehen haben wollte, weder heute noch sonst irgendwann. Deshalb war Shade jetzt unterwegs nach Norden, zu Pete Ledoux. Die Scheinwerfer beleuchteten die Schilfbüschel und die wassergefüllten Löcher neben der Straße. Hier draußen gab es keine Straßenschilder, aber hin und wieder kam ein Briefkasten, an dem man erkennen konnte, wo man gerade vorbeifuhr. Nach kurzer Zeit entdeckte Shade eine Abzweigung, die er entlangfuhr, bis ihm schließlich ein schwarzer Pinto den Weg versperrte.
    Er stellte den Motor ab, stieg aus und ging zu dem Haus, in dem Licht brannte. Als er näherkam, sah er das blaue Flimmern eines Fernsehers.
    Er klopfte an die Verandatür, aber niemand kam. Shade ging hinein und pochte dann an die Wohnungstür.
    Als sich die Tür öffnete, hielt er der Gestalt, die dahinterstand, seine Marke unter die Nase. Mit der anderen umfasste er den Griff seiner Achtunddreißiger.
    »Detective Shade. Kann ich reinkommen?«
    Die Gestalt knipste das Licht an. Ihre blonden Haare umrahmten ihr Gesicht wie Unkraut einen Pflasterstein. Sie hatte schwarze Schatten unter den Augen und eine Dose Bier in der Hand.
    »Kann ich Sie aufhalten?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Mehr brauch ich nicht zu wissen«, entgegnete sie und ging ins Haus. Shade folgte ihr. Das Fernsehbild war unscharf, Zeitungen längst vergessener Sonntage lagen auf den Möbeln und auf dem Fußboden herum. In einer Ecke türmte sich ein einschüchternder Berg schmutziger Wäsche, und eigelbverklebte Teller standen auf dem Tisch.
    »Setzen Sie sich irgendwohin«, sagte Peggy. »Schmeißen Sie das Zeug einfach auf den Boden, ja?«
    Shade beschloss, sich auf der Zeitung niederzulassen, die im Schaukelstuhl lag.
    »Ist Pete Ledoux hier?«
    »Momentan nicht.«
    »Sind Sie Mrs. Ledoux?«
    »Könnte man so sagen«, antwortete sie. »Kennen Sie sich mit Fernsehern aus?«
    »Nicht richtig.«
    »Schade. Ich rede nicht gern, wenn die Kiste nicht richtig funktioniert. Mir ist eigentlich nie langweilig, aber ich brauch die Glotze, verstehen Sie?«
    »Wo ist Ledoux?«
    »In Brasilien.«
    » O ja?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Peggy. Sie nahm einen Schluck Bier und stellte die Dose dann auf ihre Schenkel, wo sie nasse Kreise hinterließ. »Das ist nur eine von meinen Lügengeschichten. Nicht besonders einfallsreich, was?«
    Sie war immer noch eine attraktive Frau, fand Shade, jedenfalls unter der aufgedunsenen, ruppigen Oberfläche.
    »Ich hab schon bessere gehört, aber auch schlechtere. Das war ungefähr Durchschnitt.«
    Peggy zuckte die Achseln.
    »Ich streng mich nicht mal mehr an.«
    »Wo ist Ledoux?«
    Peggy starrte auf den Bildschirm.
    »Jetzt sagen Sie doch mal«, lallte sie und deutete auf das verzerrte Bild, »ist das hier Ted Koppel oder Johnny Carson? Was tippen Sie?«
    »Da bin ich echt überfragt«, erwiderte Shade. »Aber es geht mir auf die Nerven.« Er wollte wissen, ob jemand tatsächlich so faul sein konnte, und beschloss, den Apparat zu begutachten. Sofort fiel ihm auf, dass die Schrauben am Antennenkabel locker waren. »Haben Sie ’nen Schraubenzieher?«
    »Keine Ahnung. Soll ich Ihnen ein Bier holen?«
    »Nein danke.«
    Shade holte ein Zehncentstück aus der Tasche und benutzte es als Ersatzschraubenzieher. Augenblicklich wurde das Bild klar.
    »Besser so?«
    Peggy hatte sich gerade eine frische Dose Bier vorgenommen, nahm sich aber immerhin die Zeit, einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.
    »Ein bisschen«, meinte sie. »Es ist ein bisschen besser. Zeigen Sie mir mal die Münze.«
    Shade überreichte sie ihr.
    »Könnte Cobb nicht das Ding für Sie reparieren?«
    »Wer?«
    Ihr Gesicht war vollkommen gelassen. Sie beugte sich über den Fernseher und kratzte mit dem Zehncentstück über die Rückplatte. Dann ließ sie die Münze in ihre Tasche gleiten.
    »Die gehört mir.«
    Sie wich mit gespielter, aufreizender Schüchternheit vor Shade zurück.
    »Du hast wirklich wunderschöne blaue Augen«, flötete sie. »Warum veranstalten wir nicht ’nen kleinen Ringkampf?«
    »Nein danke«, erwiderte Shade. »Aber kaufen Sie sich wenigstens was Hübsches dafür.«
    Peggy ließ sich wieder auf die Couch fallen.
    »Angsthase.« Dann bemerkte sie, dass Shade den Wäschehaufen in der Ecke musterte.
    »Pete lässt mich nicht

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