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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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mit einem Schulterzucken reagiert hatte, wenn er ihr sagte, sie könne ihn am Arsch lecken –, mitten in diesen komplizierten Gedankengängen hörte Jewel auf einmal ein Geräusch.
    Jemand kam die leichte Anhöhe herauf, und das nicht einmal sonderlich leise. Stiefel schlappten durch den Schlamm, junge Triebe wurden niedergetrampelt. Lautes Keuchen.
    Davonlaufen ging nicht. Es gab kein Ziel, das er hätte anpeilen können. Er saß in der Falle. Es gab Männer, die bis zu siebzehnmal angeschossen worden waren, überlebt hatten und jetzt ständig davon erzählten. Und von Kommandos, die mit Schuhcreme im Gesicht in einer Nacht einem halben Dutzend Wachposten die Kehle durchgeschnitten hatten. Aber Jewel hatte kein Messer und machte sich keine großen Hoffnungen, dass er zu den Siebzehn-Kugeln-Männern gehörte.
    Also lehnte er sich in den Schatten zurück und wartete. Er wollte nur noch sterben wie ein Mann, obwohl es wahrscheinlich niemand jemals erfahren würde. Nicht hier draußen.
    Jetzt waren die Geräusche ganz nahe. Jewel sah, dass es Pete, der verdammte Frog war, auf dessen Bekanntschaft er inzwischen gern verzichtet hätte.
    Jewel beobachtete, wie Pete sich katzengleich zusammenkauerte und seine Augen über die Schatten und ineinanderfließenden Formen schweifen ließ. Jewel hatte nichts mehr zu verlieren, also packte er einen Stein und stand auf, um dem Kerl wenigstens einen ordentlichen Schlag zu versetzen, bevor der ihn mit seiner Flinte wie roten Sand über den Boden verteilte.
    »Hey, Pete«, rief er. »Suchst du etwa mich?«
    Ledoux duckte sich, als er die Stimme hörte, seine Finger klopften auf den Schaft seiner Flinte, und er drehte sich in Richtung des Geräuschs.
    »Hey, Kleiner. Warum bist du abgehauen?«
    Shade war ganz versunken in die Erinnerungen an den Mann, den er beinahe getötet hätte, daher zuckte er zusammen, als er hörte, wie etwas direkt vor ihm so ungeschickt die schlammige Steigung hinaufkletterte, dass die Büsche nur so raschelten. Er kauerte sich zusammen und starrte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Und sie verstummten nicht. Die Schlammterrasse war über und über mit Weißdorn bewachsen, und er hörte ganz deutlich heftiges Atmen. Ganz langsam setzte er sich durchs Wasser in Bewegung. Er schlich sich von hinten heran, wobei er sorgfältig jedes Geräusch vermied.
    Mondlicht schimmerte durch die Bäume und spiegelte sich hier und dort im Wasser. In einem dieser Lichtflecken sah Shade zwei Schritte vor sich etwas auf der Wasseroberfläche tanzen, und es lief ihm kalt über den Rücken.
    Eine Wassermokassinschlange.
    Augenblicklich blieb er stehen, aber die Schlange interessierte sich trotzdem für ihn, angezogen durch seine Körperwärme. Eine neugierige Schlange war gefährlich, und Shade hielt die Luft an, während er zusah, wie sich der dreieckige Kopf auf sein Gesicht zubewegte, bis er nur noch einige Zentimeter entfernt war. Er versuchte, möglichst ungenießbar auszusehen und sich daran zu erinnern, ob der Volksmund nun behauptete, dass Schlangen im Wasser niemals beißen oder dass sie nur dann beißen, wenn sie schwimmen. Er hatte es vergessen.
    Der Körper der Schlange trieb ausgestreckt in der schwachen Strömung, aber der Kopf verharrte direkt vor ihm.
    Jetzt wurden die Geräusche auf der Schlammbank lauter und regelmäßiger, dann hörte er einen Gewehrschuss und einen Schrei.
    Shade tauchte beide Hände ins Wasser und ließ der Schlange mit einer schnellen Bewegung eine große Welle entgegenschwappen. Dann tauchte er nach rechts ab, das Gesicht unter Wasser. Als er wieder hochkam, rannte er in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Er sah sich nach der Schlange um, konnte sie aber nirgends entdecken, zog seine Pistole und spannte den Hahn.
    Jewel hörte das Klicken, mit dem Ledoux seine Waffe entsicherte, so laut wie einen Glockenschlag.
    »Ich hatte keine Lust auf Corned Beef, du beschissener Froschficker.«
    Einer der unzähligen Schatten bewegte sich. Ledoux visierte ihn an, gab einen Schuss ab und hoffte das Beste.
    Die Schrotkugeln pfiffen durch die Blätter über Jewels Kopf und prasselten herab wie ein Hagelschauer. Blitzschnell warf er sich zu Boden und kroch weg. Seine Ellbogen quietschten im Schlamm. Den Stein hielt er immer noch in der Hand, aber der nützte ihm jetzt nichts mehr.
    Von dem Wasserloch unterhalb der Schlammbank erklang lautes Spritzen. Eine Pistole wurde abgefeuert.
    Jewel sah, wie Ledoux, verwirrt von dieser neuen

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