Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
von diesem bösen Cop Bell findest, sag ihm, ich spiel ein Benefizkonzert für ihn, ja?«
Mick erschien an der Küchentür, in jeder Hand einen Hotdog.
»Hat Bell für Shuggie gearbeitet?«
»Keinen Schimmer, Mann. Ich kenn die großen Antworten nicht, aber eins kenn ich ganz bestimmt – dah-dah-dah-dah –, nämlich den Blues. Was soll ich sonst sagen?«
»Nichts Gutes«, meinte Shade. Dann ging er zur Tür und öffnete sie. Als er in die heiße, feuchte Luft hinaustrat, die einen weiteren harten Tag hier am Fluss versprach, hörte er Willie bellen: »Komm her, gib mir einen ab!«
6
Die Polizeiwache in der Second Street war ein weißer Steinklotz mit streng viereckigem Grundriss in Händchenhalte-Distanz zum Rathaus.
Nachdem Shade die Steinstufen hinaufgegangen war, die von den trübseligen Schritten der Schuldigen, dem leichtfüßigen Gang der Unschuldigen und dem ungewissen Schlurfen der Unsicheren einen matten Glanz bekommen hatten, bog er nach rechts in Richtung Besprechungszimmer ein. Dort wäre er fast mit How Blanchette zusammengestoßen, der den angrenzenden Korridor vom Büro des Captains herunterkam.
»Wie geht’s, How?«, fragte Shade. »Ist Bells Partner hier?«
»Ja«, antwortete Blanchette. »Er wartet unten.« Blanchette hielt seinen Hut in der Hand, und sein Gesicht war rötlich angelaufen. »Man hat uns getrennt, Shade. Der Captain hat mich mit Jesse Pickett zusammengesteckt.«
»Was?«, fragte Shade. »Krieg ich Schwierigkeiten?«
»Noch nicht, glaub ich«, antwortete Blanchette kopfschüttelnd und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Offiziell sollen Pickett und ich verkünden, dass wir die Verantwortung für die Ermittlungen tragen. Pickett ist in Ordnung, mit dem kann ich leben, aber ich weiß nicht, weshalb sie uns getrennt haben.«
»Sie?«
»Bürgermeister Crawford ist auch da drin, Baby. Hat einen ganz neuen Look. Wirst du gleich merken, wenn du reingehst.«
»Ich soll da reingehen, ja? Wann denn?«
»Jetzt, Kumpel«, sagte Blanchette. »Und ich glaube, du solltest dich auf alles Mögliche gefasst machen.«
Die schwere Holztür von Captain Karl Bauers Büro stand offen, also steckte Shade den Kopf hinein. »Sie wollten mich sprechen?«
»Richtig, Shade. Kommen Sie rein und machen Sie die Tür hinter sich zu.« Bauer deutete auf einen Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch. »Machen Sie sich locker, Detective, wir haben ein paar Dinge zu besprechen.«
Shade nahm zögernd Platz, denn eine reichhaltige Auswahl unangenehmer Gesprächsthemen zog ihm durch den Kopf wie paranoide Nebelschwaden.
»Worum geht’s, Captain? Ich hab schon mit Blanchette gesprochen.«
»Aha, gut.« Bauer war ein großer Mann mit einem flachen Schädel. Seine Haut war blass und so übersät mit Pickelnarben, dass sie einem abgeknabberten Maiskolben ähnelte. Seine Augen hatten die Farbe von Schnupftabak, und er wirkte insgesamt wie die geborene Führungskraft. »Für die Aufklärung des Mordes an Officer Bell brauchen wir einen ganz neuen Ansatz, Shade, und Sie sollen das übernehmen.«
Aus dem linken Augenwinkel nahm Shade jetzt eine zweite Person im Raum wahr. Er wandte sich in ihre Richtung, und auf einem Stuhl in einer dunklen Ecke des Büros entdeckte er einen grotesk hässlichen Menschen in Seide. Wie üblich war Bürgermeister Gene Crawfords silbernes Haar ordentlich frisiert und sein Anzug fein und teuer, aber sein Gesicht hatte eine interessante Veränderung durchgemacht. Die Augen waren beinahe zugeschwollen, mit schwarzen Halbmonden unter den verbliebenen Schlitzen, und auf seiner offensichtlich eingeschlagenen Nase klebte ein Stück Aluminium.
»Sehen Si e mich an, Shade«, sagte Bauer. »Ich führe hier das Gespräch.«
»Jawoll, Sir.«
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Ich sagte, wir müssen eine ganz neue Methode ausprobieren, und dafür brauchen wir Sie. Wie klingt das?«
»Ich bin ganz Ohr, Captain.«
»Gut. Was wissen Sie über Officer Bell?«
»Ich hab gehört, dass er nebenbei als Geldeintreiber für einen Kredithai gearbeitet hat und dass er das Geld in Uniform und mit einem nicht zugelassenen Baseballschläger eingetrieben hat.«
»Das haben Sie gehört, ja?« Bauer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaukelte quietschend hin und her. »Sonst noch was?«
»Bis jetzt nicht.«
»Aha.« Plötzlich beugte sich Bauer vor, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und blickte Shade tief in die Augen. »Ich will Ihnen sagen, wie man Bells blöden Arsch
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