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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Würde. »Kann ich jetzt etwas daran ändern?«
    »Der Brief?«
    »Ich unterschlage nichts.«
    »Er kann tausendfaches Elend verursachen.«
    »Das werde ich sehen, wenn ich ihn Señor Paddy überbracht habe. Er soll ihn mir vorlesen, noch besser zeigen.«
    »Einen Teufel wird er tun.« Dr. Högli stand auf und reichte Evita die Hand, damit sie sich hochziehen konnte. Als sie sich berührten, zum erstenmal, fuhr es durch beide wie ein elektrischer Schlag. Ihre Finger verkrampften sich ineinander und lösten sich erst, als Dr. Högli sich zu einem Lächeln zwang. »Ich möchte Ihnen das Hospital zeigen«, sagte er mit belegter Stimme. »Wenn es Sie interessiert …«
    »Aber ja, Doktor!« Auch ihre Stimme war unsicher.
    »Lauter dreckige Indios, Señorita.«
    »Warum hauen Sie mir immer solche Worte um die Ohren? Nur um mich zu provozieren? Jetzt freue ich mich doppelt auf die Besichtigung, auch wenn Sie noch so sehr überzeugt sind, daß ich lüge!«
    Er schwieg, ging voraus, hielt die Türen offen und war glücklich, wenn sich ihre Hände, Arme, ihre Körper berührten.
    Paddy traf sie in der Ambulanz.
    Man hatte ihn schon vorher gehört, wie er über den Platz brüllte: »Da sitzen sie herum, die Faulenzer! Ungeziefer alles, Schmeißfliegen! Und Wasser trinken sie. Eine verlogene Bande! Arbeiten nicht, fallen um vor Durst, und schleichen sich hierher, um sich heimlich zu mästen! Antonio, stell die Namen fest. Alle holen die Stunden nach! Auf die Minute holen sie alles nach!«
    »Ihr Südfruchtlieferant«, sagte Dr. Högli, als Evita erstaunt den Kopf hob. Sie saß an einem der einfachen Behandlungstische, auf dem ein Kind lag, übersät mit Geschwüren. Juan-Christo tupfte gerade den Eiter weg und schmierte Antibiotika-Salbe über die tief ins Fleisch hineinragenden Krater.
    »Dieser Brüllhals?« fragte sie und stand auf. »Was fällt ihm ein, sich bei Ihnen, in Ihrem Hospital, so flegelhaft zu benehmen?«
    »Fragen Sie ihn mal, Señorita!« Dr. Högli knöpfte seinen weißen Arztkittel zu, den er gerade übergestreift hatte. Er wollte Juan-Christo helfen. Draußen hockten Patienten, die schon seit sieben Stunden warteten. Ihre Geduld war rätselhaft, wie so vieles an den Indios, der Urbevölkerung dieses Landes.
    Am Eingang zur Ambulanz flogen ein paar Indios zur Seite und prallten gegen die Wand. Dann erst sah man Jack Paddy, der einem Mann, der nicht schnell genug aus dem Weg ging, das Knie mit großer Gewalt in den Hintern stieß. Der Mann ächzte und taumelte zur Tür.
    »Sie Schwein!« sagte Evita laut in die plötzliche Stille. Nur das Kind auf dem Tisch jammerte leise, in einem gleichbleibend hohen Ton.
    Paddy blieb mit einem Ruck stehen. Alle sahen ihn an, als erwarteten sie etwas von ihm. Wer hatte jemals gewagt, ihn ein Schwein zu nennen?
    »Jack Paddy –«, sagte Dr. Högli gedehnt. »Sie befinden sich in meinem Haus. Ich habe keine Skrupel, mein Hausrecht auf die Ihnen einzig verständliche Weise durchzusetzen.«
    Er griff unter seinen Arztkittel und warf die Pistole vor sich auf einen der noch nicht belegten Tische. Die Kranken wichen zurück an die Wände. Drei Indios, die mit offenen Wunden auf den Tischen lagen, ließen sich hinuntergleiten und versuchten sich zu verkriechen.
    »Ihr dämliches Hausrecht soll keiner antasten!« sagte Paddy friedlicher als erwartet. Er starrte Evita an, und er mochte, wie vor ein paar Stunden Dr. Högli, denken, daß er noch nie eine schönere, faszinierendere Frau gesehen hatte. »Aber habe ich nicht als Arbeitgeber dieser Faulpelze das Recht, mich über ihren wahren Gesundheitszustand zu informieren? Vier Felder müssen abgeerntet werden, und was läßt sich draußen blicken? Ganze neunundzwanzig Mann! Was soll ich mit neunundzwanzig Mann, Doktor?«
    Er kam näher, mustere Evita unverhohlen und deutete, zum Erstaunen aller, sogar eine kleine Verbeugung an.
    »Eine Ärztin?« fragte er. »Ich bin Jack Paddy. Ich freue mich, Miß … Miß …«
    »Ich freu mich nicht.«
    Er hob die buschigen Augenbrauen und grinste breit. »Das habe ich gehört. Waren Sie das, die mich Schwein nannte?«
    »Allerdings.«
    »Ich vermute, daß Sie Tierärztin sind und sich nur aushilfsweise um Menschen kümmern. Halten wir fest: Wenn ich ein Schwein bin, dann bin ich jedenfalls ein Eber. Sie kennen die Gefährlichkeit gereizter Eber?«
    »Werden Sie nicht witzig, Mr. Paddy«, mischte sich Dr. Högli ein, bevor Evita etwas erwidern konnte. »Señorita Lagarto ist auf dem Weg zu

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