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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nur so kantig sein!
    »Es war unmöglich!« rief Tenabo zu Paddy hinauf. »Als ich den Doktor im Visier hatte, war er nicht allein. Nein, nicht der Pfaffe, eine Señorita war bei ihm. Mit einem großen amerikanischen Wagen.«
    »Eine was?« Paddy starrte seine Kreatur Tenabo ungläubig an. »Eine Frau? Eine weiße Frau? Hier? Mit einem amerikanischen Wagen? Wo ist sie?«
    »Sie ist mit dem Doktor gefahren.«
    »Högli hat Damenbesuch?« Paddys rauhes Lachen klang gefährlich. Eine der wenigen günstigen Gelegenheiten war vertan worden. Dr. Högli im Bereich seines Hospitals zu liquidieren, war nahezu unmöglich. »Fahr meinen Wagen heraus!« schrie er. »Das muß ich mir ansehen: ein Weib, das unangemeldet nach Santa Magdalena kommt!«
    An der Weggabelung wären Pater Felix und Paddy beinahe zusammengestoßen, obgleich sie sich schon von weitem gesehen hatten und Platz genug vorhanden war. Aber da keiner nachgeben wollte, bremsten sie mitten auf der Kreuzung erst im letzten Moment, als die Wagen sich fast berührten.
    »Sie kommen von links, Mr. Paddy«, rief Pater Felix fröhlich und hob drohend den Finger. »Rechts hat Vorfahrt!«
    »Der Gesinnung nach steuern Sie hart links!« brüllte Paddy und sprang aus seinem Wagen. Tenabo hinter ihm verhielt sich still und blieb sitzen. Paddy ging zu dem alten Jeep, aus dem Pater Felix herauskletterte und den Staub von seiner Soutane klopfte. »Jetzt sind wir endlich einmal allein, Priesterlein!«
    »Sie können mich jederzeit im Pfarrhaus sprechen, Paddy, wenn Ihnen nach Aussprache oder Beichte zumute ist.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn, Pfaffe!« Paddy stand breitbeinig vor Pater Felix, ein Klotz von Mann, so groß wie der Priester, aber fast doppelt so breit in den Schultern. »Sie haben versucht, Mendoza Femola wild zu machen!«
    »Ich wußte, daß er sofort bei Ihnen anruft. Natürlich wird er nichts unternehmen. Und wenn er kommt, wird er bei Ihnen Schnaps trinken, und Sie legen ihm ein Weib ins Bett. Mehr braucht er nicht.«
    »Und trotzdem versuchen Sie und Dr. Högli es immer wieder. Sie sind nicht nur Dickköpfe, sondern auch Hohlköpfe.«
    »Ich habe mich in den vergangenen Monaten hundertmal gefragt, warum Gott diesen Ärmsten der Armen hier solch eine feurige Strafe schickt.« Pater Felix blickte hinauf in den glühenden Himmel. Es sah nicht danach aus, als könne sich in den nächsten Tagen oder Wochen etwas ändern. Es war, als sei der Himmel aufgebrochen und alle Energie des Weltraums habe sich in der Sonne konzentriert. Ein Jahr ohne Regen, dachte Pater Felix, – können wir das überleben? Warum ziehen wir nicht einfach weg, in eine Gegend, wo Wasser ist? Neunhundert Indios, Männer, Frauen, Kinder und Greise, die muß man doch in ein besseres Land führen können. Warum sollte sich im kleinen Maßstab nicht das wiederholen, was Moses getan hat?
    Paddys rauhe Stimme unterbrach seinen Gedankengang. »Hat Gott geantwortet?« fragte er anzüglich.
    »Ja. Ich glaube es jetzt zu wissen. Keine Staatsmacht schützt die Indios von Santa Magdalena – warum, das wissen wir ja. Sie waren unangreifbar, Paddy. Sie haben Ihre Verbindungen zu allen maßgebenden Leuten, auch über die Grenzen hinweg.«
    »Sehr treffend beobachtet, Priesterlein.« Paddy räusperte sich. »Was soll da noch Ihr Gott?«
    »Gott vernichtet Sie da, wo Sie allein sterblich sind: mit dieser Sonne.« Pater Felix zeigte mit ausgestrecktem Arm in den Himmel. »Er läßt nicht regnen. Er läßt alles verdorren, und er wird so lange kein Wasser schicken, bis die Indios in ihrer letzten Verzweiflung den Mut aufbringen, Sie wegzujagen und Ihren Brunnen zu besetzen.«
    »Das glauben Sie?« Paddy starrte Pater Felix böse an. »Natürlich müssen Sie das glauben, und solchen Blödsinn predigen Sie auch in der Kirche. Hinter dem Plakat ›Mit uns Gott!‹ tragen Sie die Revolution. Aber Sie irren sich, Felix Moscia. Ich habe Maschinenpistolen, und sollten die Indios diese Waffen durchbrechen, werden sie einen Brunnen finden, in dem eine Giftlauge schwimmt oder der in die Luft fliegt, wenn sie alle aus ihm saufen. Ich kapituliere nie, und wenn doch – dann nur, wenn auch um mich herum alles zugrunde geht!«
    »So etwas habe ich schon mal aus Deutschland gehört …«
    »Sie sollten sich nicht um Politik kümmern, Pfäfflein, und vor allem keine Revolutionen inszenieren!« Paddy steckte die Hände in die Hosentaschen. »So etwas Dämliches, auf der Straße zu diskutieren. Wer gibt den Weg frei?«
    »Sie,

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