Im Tal der bittersüßen Träume
Spaß, Sloan!«
»Danke, Jack.«
Mr. Sloan verschwand wieder in dem Wohnwagen. Blondie Mary ging über den Platz, löste ihre Haare und schüttelte sie über die nackten Schultern. Phil Sloan liebte es, während der Ouvertüre in ihren Haaren zu wühlen. Er war ein dankbarer, anspruchsloser, harmloser Gast, verglichen mit Mr. Hobbart, der einer tiefreligiösen Sekte angehörte, die weder trinken noch rauchen durfte. Was er aber alles von den Mädchen verlangte, gehört nicht in den Mund eines gebildeten Menschen.
»Wer ist Sloan?« fragte Pierre Porelle, während sie auf Emanuel Lopez warteten, der bei Poppie in seine Wäsche fuhr und altindianische Flüche ausstieß. Poppie saß ebenso wütend auf ihrem breiten Bett und trank einen Whisky zur Beruhigung. Sie war so exzellent in Fahrt gewesen, als Blondie gegen die Tür hämmerte. Aber so ist das immer: Wenn man nur ein kleiner Mann ist, bleibt einem nicht einmal Zeit im Puff, wenn der Chef draußen steht.
»Phil Sloan ist ein bekannter Grundstücksmakler in El Paso. Baut ganze Städte in Wüstengebiete und Sumpflöcher. Die ›My Home-Gruppe‹ – von der haben Sie doch schon gehört?«
»Das ist Sloan?« sagte Pierre Porelle. »Natürlich kenne ich sie. Und so ein Mann fährt in einen Wüstenpuff? Hat er das nötig?«
»Mary Blondie ist Spitzenklasse, PP.« Paddy lachte. »Sie können ein Haus für 10.000 Dollar haben – dann ist's aus Holz. Und eins für eine Million Dollar – dann haben Sie Marmorwände. Blondie ist ein 10-Millionen-Haus!«
»Für Geld!« empörte sich Porelle.
»PP! Sparen Sie sich Ihre Entrüstung! Ich lebe seit fast zwanzig Jahren in einer Welt, die die Bezeichnung Lebensraum nicht verdient. Es ist ein Felsenloch mit ein paar Hochebenen – aber es wächst Peyotl dort und Hanf, und keiner sieht es. Von Kontrollen gar nicht zu reden. Ich habe die Hölle zu einer Fabrik gemacht. Wenn man von dort herauskommt in Marys Wüstencamp und sieht Ulla oder Eileen, dann werden sie in meinen Augen zu wahren Engeln. Aha! Da ist Lopez! Hoffentlich hat er nach Poppie noch genug Nerven, uns nach Nonoava zu fliegen.«
Aus dem Wohnwagen Nr. 11 kletterte Emanuel Lopez. Er knöpfte sich das Hemd zu. Das rote Licht über der Tür erlosch. Poppies schwarzer Kopf mit den krausen Haaren erschien. Sie steckte Pierre Porelle die Zunge heraus. Der fächelte sich wieder Parfüm zu.
»Ordinär, widerlich«, sagte er mit Ekel. »Schon vom Hinblicken bekommt man die Syphilis!«
»Irrtum!« Paddy lachte dröhnend. »Auch darin ist Blondie perfekt. Hat vor Jahren schon einen Kursus als medizinische Assistentin absolviert. Jede Woche zweimal marschieren ihre Mädchen zum Appell. Bei Blondie Mary sind Sie sicherer, als wenn Sie eine bis zum Hals zugeknöpfte Dame der Gesellschaft auf der Matratze haben! Ich sage Ihnen, PP, dieses Camp ist einsame Klasse!«
Lopez, der Mestize, hatte mittlerweile seine Jacke angezogen und war nun wieder ein Polizist des Polizeidepartements Chihuahua. Er ging zu dem abgestellten Hubschrauber hinüber. Seine ohnmächtige Wut drückte sich darin aus, daß er ab und zu einen Stein wegtrat und damit eine gelbe Staubwolke erzeugte.
»Gehen wir«, sagte Paddy. »In Nonoava steht mein Wagen. Dort lernen Sie den Polizeichef Mendoza Femola kennen. Ein Freund von mir, solange er saufen kann. Übrigens bekommt er von mir eine monatliche Rente. Sie ist für ihn lebensnotwendig, denn sie gestattet es ihm, zweimal im Monat einen Kontrollflug über sonst nie besuchte Landstriche zu machen.«
»Also auch in dieses fürchterliche Bordell hier!«
»Mendozas Frau wiegt bei grober Schätzung fast drei Zentner. Als er sie kennenlernte, war sie – so klagt er immer – ein wunderhübsches glutäugiges Mädchen von fünfzehn Jahren und so schlank und leicht, daß er sie auf der Handfläche tragen konnte. Kaum waren sie verheiratet, ging sie auseinander, als blase sie jemand auf. Sie wird immer dicker, keiner kann ihr helfen.«
Sie hatten den Hubschrauber der Polizei erreicht. Lopez saß schon hinter dem Steuer und hatte den Helm mit den eingebauten Kopfhörern für den Sprechfunk übergestülpt. Er sprach mit der Zentrale in Nonoava. Femola war in der Leitung und beschimpfte Lopez, weil er so lange wegblieb. Man brauchte den Hubschrauber dringend. Auf einer Farm hatten Indios Schafe gestohlen, sie geschlachtet und das Blut getrunken. An dem Fleisch lag ihnen nichts … nur trinken, Flüssigkeit, den ausgedörrten Körper mit ein paar Tropfen füllen,
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