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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unendlichem Vertrauen sah er zu Dr. Högli hinauf und grinste ihn verschämt an. »Sie sind ein Patient wie alle hier! Oder verlangen Sie eine Sonderstellung, weil Sie eine weiße Haut haben?«
    Die Kranken in ihren frischbezogenen Betten freuten sich. Porelle zog das Kinn an. Sein gepflegtes Gesicht mit dem Menjoubärtchen war aufgedunsen von den Kakteenstichen und der brütenden Hitze. Die beiden Ventilatoren quirlten den Mief nur durcheinander. Und auch sie würden bald stillstehen – in zehn Tagen, wenn das Benzin für das Stromaggregat verbraucht war.
    Zehn Tage!
    Gab es dann überhaupt noch das Hospital? Bestand dann Santa Magdalena noch?
    »Bringen Sie mich zurück zu Paddy!« schrie Porelle unbeherrscht.
    Högli nickte. »Gern! Dort wartet Mister Haverston auf Sie.«
    »Mit ihm kann ich verhandeln, mit Ihnen nicht!«
    »Wie Sie wollen, Porelle.« Dr. Högli schob die Decke von der Frau mit dem Kaiserschnitt. Ihr Leib war nackt, die Wunde heilte gut, aber der Körper verfiel von Tag zu Tag. Was ist ein Körper ohne Flüssigkeit? »Ich lasse Sie heute abend zurück zur Hacienda bringen.«
    Die Visite begann, Bett nach Bett. Ein paar freundliche Worte, dort Tabletten, hier neue Verbände, eine Injektion für den Kreislauf, Kontrolle eines Streckverbandes, eine Blutentnahme zur Laboruntersuchung bei einem unklaren Befund … alles durcheinander, chirurgische Fälle, innere Krankheiten. Hier gab es keine Trennung; man war daran gewöhnt, gemeinsam zu leiden.
    Nur einer lag allein und abgesondert in einem Einzelzimmer: Antonio Tenabo. Er war noch sehr schwach, als Dr. Högli hereinkam, aber doch schon wieder soweit bei Verstand, daß er sprechen konnte und den Kopf hob.
    »Na, wie geht es uns heute, du gemeiner Hund?« sagte Dr. Högli und setzte sich zu Tenabo ans Bett. »Will Häuser niederwalzen, und dann scheißt er uns doch nur die Kirche voll.«
    Tenabo grinste schwach. Er ließ den Kopf zurückfallen und atmete schwer. »Ist das wahr, daß Sie mir das Leben gerettet haben?« fragte er.
    »Man kann's so nennen. Aber dazu bin ich ja hier.« Högli las die Tabelle und warf sie Tenabo auf die breite Brust. Juan-Christo zog eine Injektion mit Terramycin auf.
    »Ich habe mir versprochen, Ihnen das einmal zu danken, Doktor«, sagte Tenabo brav.
    »Vergiß es nicht, Antonio.«
    »Was ist draußen los? Dieser Kretin …«, er nickte zu Juan-Christo hinüber, »verrät kein Wort. Warum kommt der Patron nicht zu Besuch?«
    »Er beschäftigt sich mit einem berufsmäßigen Mörder.« Dr. Högli gab die Injektion und klopfte Tenabo auf die dicke Hinterbacke. »Du bist zwar ein hirnloser Bulle, Antonio, aber gegen Haverston hast du das Gemüt eines Schoßhündchens. Wieviel hat dir Paddy geboten, wenn du Pater Felix und mich umbringst?«
    »Zuletzt fünftausend Dollar, Doktor.«
    »Soviel wirst du in deinem Leben nie mehr verdienen, Antonio.«
    »Das ist es ja, Doktor. Was soll ich machen?« Tenabo blickte Dr. Högli treuherzig an. »Können Sie mir die fünftausend Dollar geben?«

»Nein. Wovon? Ich bin ein ärmerer Mann als du!«
    »Ich gebe sie dir –«, sagte Evita von der Tür her. »Fünftausend Dollar, wenn der Doktor überlebt.«
    Dr. Högli fuhr herum. »Nicht einen Dollar, Evita! Ich bezahle mein Leben nicht.«
    »Aber ich! Antonio … Zehntausend Dollar!« Evitas Stimme war schneidend geworden. Sie hatte sich von einer Sekunde zur anderen verändert, ihre schwarzen Augen blitzten. Sie trat an das Bett, umfaßte mit beiden Händen die eisernen Stangen des Fußteiles und rüttelte daran. »Hörst du, Antonio? Zehntausend Dollar für Dr. Högli und – noch einmal zehntausend Dollar für den Tod von Jack Paddy!«
    »Evita!« Dr. Högli sprang auf. »Du kaufst einen Mörder! Antonio! Ich lasse dich in diesem Bett verrecken, wenn du das Angebot annimmst!«
    »Hör nicht auf ihn, Antonio!« schrie Evita zurück. »Er wird dich nie verrecken lassen! Er ist Arzt! Er wird dir immer helfen! Immer! Aber du kannst zwanzigtausend Dollar verdienen …«
    Tenabo starrte Dr. Högli und Evita Lagarto an, als seien es Geister, die ihn umtanzten. Sein breiter Mund klappte auf, es sah gräßlich aus, aber anders war es ihm nicht möglich, seine Ratlosigkeit zu zeigen. Dann schloß er den Mund wieder und trommelte mit den dicken Fingern auf die Bettdecke.
    »Was soll ich tun«, stotterte er. »Madre de Dios, was soll ich tun? Zwanzigtausend Dollar, Doktor! Ich brauche mein ganzes Leben lang nicht mehr zu arbeiten!«
    »Für einen

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