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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mord!« brüllte Dr. Högli.
    »Und für eine gute Tat, Doktor. Sie werden weiterleben dürfen.«
    »Es hat keinen Zweck, Antonio mit deinen Ehrbegriffen zu bombardieren«, sagte Evita ganz ruhig. »Er wird sich die zwanzigtausend Dollar verdienen. Es ist mein Geld. Ich habe ein großes Bankkonto, über das ich frei verfügen kann. Du wirst es nicht verhindern können, Riccardo …«
    »Ich kann es!« Er packte Evita an der Hand, riß sie vom Bett und stieß sie aus dem Zimmer. Mit einem Fußtritt schloß er die Tür und preßte Evita gegen die Wand des Korridors. Sie wehrte sich nicht.
    »Jetzt will ich dir etwas sagen«, keuchte er und hielt sie fest. »Ich wollte die schönste Frau, die ich je gesehen habe, heiraten – aber keine Mörderin. Mit deinen verdammten zwanzigtausend Dollar wirst du zur Mörderin! Ob du selbst tötest oder dir dafür ein Werkzeug kaufst … es bleibt das gleiche! Ist das die Art der Lagartos, fünfhundert Jahre zu überleben?« Er ließ sie los, ihre Arme fielen schwer an den Körper zurück, ihre schwarzen Augen waren halb geschlossen. »Wie kann eine Frau nur so etwas tun!« sagte er.
    »Ich liebe dich, Riccardo«, sagte sie leise. »Ich würde eine Million zahlen, um jeden zu vernichten, der dich angreift! Immer würde ich das tun! Immer! Bedenkenlos! Mein ganzes Geld, alles, was ich habe. Es gibt nur dich auf der Welt.«
    Er starrte sie an und wußte nicht, was er ihr da noch entgegnen sollte. Er wußte nur eines: daß es das größte Abenteuer dieser Welt war, diese Frau zu lieben. Aber es war ein Abenteuer, das der Eroberung des Himmels gleichkam.
    Gegen Mittag kam Pater Felix herüber, alarmiert von Jorge Cuelva. Er benutzte seinen klapprigen Jeep, fuhr sehr langsam, denn neben ihm, rechts und links, liefen je zehn Indios mit und deckten ihn mit ihren Körpern gegen den vielleicht auf der Lauer liegenden Haverston ab.
    »Was höre ich?« rief Felix, als er Högli und Evita bei der Wasserausgabe sah. »Hier soll geheiratet werden? Meine Meßdiener putzen schon die Kerzenleuchter!«
    »Ihr Gemüt möchte ich haben!« sagte Dr. Högli. Er saß auf einem alten Benzinfaß, stemmte die Beine fest auf die Erde.
    Evita – er hatte mit ihr kein Wort mehr gesprochen – stand bei Juan-Christo und der Hilfsschwester und schöpfte mit einem Meßbecher – ein halber Liter – das abgekochte Wasser in die hingehaltenen Tongefäße. »Was wollen Sie hier? Wir hatten besprochen, uns nicht unnötig in Gefahr zu begeben.«
    »Wer begibt sich denn hier in Gefahr?« Pater Felix klopfte fröhlich den Staub von seiner Soutane. Außer dem umgeschnallten Revolver trug er jetzt auch eine Maschinenpistole. Sein gelblackiertes Haar begann langsam auszuwachsen, die dunklen Locken schoben sich überall wieder aus der Kopfhaut. Das sah noch grotesker aus, aber niemand lachte darüber. Im Gegenteil, wer ihn ansah, wußte immer wieder, daß es Erbarmen nur noch in den Predigten gab, nicht mehr im täglichen Leben. »Wer will hier heiraten?«
    »Lustig, was?«
    »Da hat alles andere zurückzustehen. Riccardo, ich bin gekommen, Ihnen den nötigen Brautunterricht zu geben.« Pater Felix winkte zu Evita hinüber. »Sieht ausgesprochen glücklich aus, die Braut.«
    »Felix, ich habe eine Frage. Wenn eine Frau bereit ist, aus Liebe zu morden, was ist –«
    »Stop!« Pater Felix hob beide Hände. »Wir müssen unterscheiden zwischen Mord und Selbstverteidigung. Was wir hier eines Tages tun müssen, ist schon keine Notwehr mehr, sondern entspringt nur noch dem nackten Lebenswillen. Dann schließe ich alle Bibelsprüche in die dunkelste Ecke meines Kopfes ein.«
    »Evita hat dem, der Paddy umbringt, zehntausend Dollar geboten.«
    »Das ist nicht wahr! Paddy? Ich denke Haverston!«
    »Felix, redet so ein Priester?«
    »Ich habe in den vergangenen einsamen Stunden Zeit genug gehabt, mein Gewissen zu durchforschen. Und ich bin da auf Neuland gestoßen: Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Denken Sie bloß, Doktor: Ich entdecke, daß hinter dem Priester nicht wieder nur ein Priester steht und dann Gottes Güte, sondern ein ganz gemeiner, normaler, stinkerbärmlicher Mensch! Und dieser Mensch sagt zu mir: Felix, du Rindvieh, zieh die Soutane aus, nimm die MPi, sammle die Indios um dich und mach endlich Schluß mit dem Spuk! Stürm die Hacienda, hol dir das Wasser, und wenn deine Indios sich vollgesoffen haben, wenn sie vor Freude ihre großen Feuer entfachen und herumtanzen, wenn sie wieder singen können und das Lachen

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