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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus der Fassung zu bringen.
    »Nein!« schrie er. »Nein! Sie verdammter Pfaffe! Sie Teufel von einem Pfaffen! Nein!« Er beugte sich über die Brüstung des Holzturmes und legte die Hände trichterförmig vor den Mund. »Sie Saukerl von einem Pfaffen! Jetzt gibt es kein Pardon mehr!« Er wollte Haverston das Gewehr aus der Hand reißen, aber Rick wehrte sich und trat Paddy gegen das Schienbein. Stöhnend warf sich Paddy zurück an die Wand.
    »Sind Sie übergeschnappt?« sagte Haverston, nun auch erregt. »Was soll das?«
    »Lesen Sie!« Paddy warf Haverston den Brief zu. »Morgen heiraten sie! Högli und Evita – das ist mir wurscht! Aber er traut auch Juan-Christo und meine Matri! Und er lädt mich zur Hochzeit ein! Dieser Hund! Dieser gemeine Hund! Rick, ich küsse Ihre Hand, wenn Sie diesen Höllenpfaffen umlegen!«
    »Disponieren wir um«, sagte Haverston ruhig. Er zerriß den Brief und ließ die Schnipsel vom heißen Wind wegtreiben. »Morgen, Sonntag, um zehn Uhr vormittags ist die schöne Feier. Rufen Sie Ihre Leute zusammen. Keine Hochzeit ohne Feuerwerk. Sie sollen es haben! Ich habe noch nicht erlebt, daß man eine Gewehrgranate aus ihrer Richtung predigen kann.«
    Er klemmte sein Gewehr unter die Achsel und kletterte vom Turm hinunter. Paddy blieb oben stehen. Er hielt aus, bis Pater Felix mit seinem Jeep und den Ministranten wieder in einer Staubwolke verschwunden war, bis sich auch die Indios mit dem Eselskarren auf den Weg nach Santa Magdalena machten.
    Zurück blieben nur die sechs Leichen, dieser schreckliche Halbkreis vor dem Eingang, und zwei alte Indios, die sich an die Palisade hockten und ihre stumme Totenwache hielten.
    Matri, dachte Paddy und erstickte fast an seiner Qual. Haverston wird auch Matri rücksichtslos töten. Man muß das verhindern. Aber kann man das? Wenn er morgen mit seinen verdammten Gewehrgranaten schießt, hat keiner eine Chance mehr. Warum ist man bloß so feig und ängstlich? Ist ein Haverston unverwundbar? Seine Panzerweste – kann er sie über den Kopf ziehen?
    Morgen früh um zehn Uhr. Ein Sonntag. Eine Doppelhochzeit in Blut.
    Paddy wischte sich über das heiße Gesicht, und erst jetzt merkte er, wie stark seine Hände zitterten.
    Am Abend, bei einem jener unbeschreiblichen Sonnenuntergänge, die das Drecknest Santa Magdalena mit seinen kahlen, sonnenverbrannten Felsen in eine farbentrunkene Zauberlandschaft verwandelten, als wolle der Himmel mit einer halben Stunde ergreifender Schönheit sich für den glutheißen, staubigen Tag entschuldigen, erschien wieder Jorge Cuelva bei Dr. Högli.
    Er brachte vier kräftige, gut genährte und voll getränkte Pferde mit, band sie draußen an einem verdorrten Baum fest und schob den breiten Sombrero in den Nacken. Dann zögerte er, steckte sich eine Zigarette an und blickte etwas hilflos zu dem flachen, langgestreckten Krankenhausgebäude hinüber.
    Im Hospital waren die Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange. Es war ein neues Rätsel, woher die armen, vom Durst schon apathisch gewordenen Indios, selbst fast schon verhungert, das Eßbare heranschleppten, das sieben Frauen in der Krankenhausküche zu kochen und zu braten begannen. Dabei sangen sie, lachten und waren so fröhlich, als gäbe es keine Dürre und keine Toten, keine Hoffnungslosigkeit und kein Grauen vor den kommenden Tagen. Da wurden Tortillas gebacken und Hühner geschlachtet, ein kleines, aufgebrochenes Schwein hing an einem Haken im Schatten, und immer neue Indios kamen aus dem Dorf und brachten in Flechtkörben oder in zusammengeknoteten Tüchern weitere Lebensmittel.
    »Es wird ein großes Fest werden, Doktor«, sagte Juan-Christo, als Dr. Högli sprachlos den Aufmarsch seiner Indios verfolgte. »Sie werden Mancha Manteles machen und Costillas de Puerco en Adobado, und zum Nachtisch gibt es einen großen Pudding, den Budin de Pan y Naranja. Und vorher, Padre, eine Sopa de Calabacitas! Welch ein Fest!«
    In der Kirche – das hatte Högli erfahren – probte seit zwei Stunden der Kirchenchor. Sogar einen Sologesang sollte es geben. Der Capatazo Miguel Sanzos, mit einem schönen Tenor begabt, stand im Pfarrhaus und übte eine Arie ein. Pater Felix begleitete ihn auf einer Gitarre und ließ nicht locker, bis jeder falsche Ton aus dem Gesang heraus war. »Man soll sich nie freiwillig melden«, sagte nach zwei Stunden der schwitzende Sanzos erschöpft. Zur Belohnung erhielt er einen Becher Wasser, angesäuert mit ein paar Tropfen Wein.
    »Dann noch einmal,

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