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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Grenze nach den Staaten schmuggelt. Irrtum, Doktor! Paddy ist schon lange mit Haut und Haaren nur ein Zulieferer der ›Organisation‹. Solange alles reibungslos klappte, ließ man ihm den Wahn der Freiheit. In dem Augenblick aber, wo alles stockte – und durch Sie und Pater Felix kam Sand ins Getriebe! –, griff der wirkliche Boß ein. Jetzt weiß Paddy, was er ist! Und Sie sollten endlich auch begreifen, daß das, was Sie hier vorführen, das billige Theater eines völlig sinnlosen Selbstmordes ist. Doktor, Sie erreichen doch gar nichts! Die Farm wird weiterlaufen. Leidtragende sind die Indios, die verhungern und verdursten. Ihr schönes Hospital geht vor die Hunde, aus der Kirche wird man einen Speicher machen, ein Lagerhaus, was weiß ich … Und Ihr heroischer Tod wird so unbeachtet bleiben wie der Tod des Schweines, das man vorhin draußen vor dem Fenster abgestochen hat.«
    »Und weil es so ist, betrachte ich es als Wahnsinn, daß Evita hierbleibt!«
    »Sagen Sie es ihr!« Porelle schüttelte den Kopf. »Der Verrückte sind Sie, Doktor! Heldentum für eine Illusion! Nehmen wir an, es wäre Ihnen wirklich gelungen, Paddys Peyotl-Farm kleinzukriegen. Wovon sollen dann die Indios leben? Sollen sie Sand fressen und Steine auskochen? Brot aus Staub backen? Ihre Pesos wachsen auf den Kakteenfeldern. Daß sie jetzt mit Ihnen leiden und verdursten, ist eine andere Art von Wahnsinn: Die heilige Treue zu Gott und Medizin. Noch ist das stärker als der Durst. Noch!« Porelle beugte sich etwas vor. Sein nackter Oberkörper mit den Kakteenstichen, deren Entzündungen abzuklingen begannen, sah noch immer aus, als habe man ihn von einem Nadelbrett genommen. »Wir schweifen ab, Doktor. Ihnen ist es also – theoretisch – gelungen, Paddy zur Aufgabe zu zwingen. Ein großer Sieg! Gloria hurra! Die Glocken läuten, Girlanden schaukeln im Wind, Santa Magdalena hat seine Helden. Glauben Sie, dadurch würden die USA um einen einzigen Rauschgiftsüchtigen ärmer? Es gibt eine Masse unbekannter Paddys, die für Nachschub sorgen. Sie haben also nur eine Fliege gefangen – an die Wolke der anderen kommen Sie nicht heran. Zum Teufel, Doktor! Lohnt sich das?«
    »Ja!«
    Porelle rutschte wieder in die Kissen zurück und verzog sein Gesicht. »Dann habe ich nichts mehr zu sagen. Es ist leichter, gegen den Wind zu pinkeln, als Ihnen ein unlösbares Problem auszureden. Doktor, Sie sind doch nur ein ganz kleiner, erbärmlicher Wicht. Ihnen steht die ›Organisation‹ gegenüber, ein Milliarden-Konzern! Männer, die Politiker, Senatoren, Minister machen, die den Sozialstandard der USA mitbestimmen und die Börse manipulieren können! Doktor! Männer mit weißen Kragen, die eine Weltwährung durcheinander bringen können! Wissen Sie, was Sie für die Gentlemen sind? Eine Maus! Alles, was Sie gegen Paddy tun, ist völlig sinnlos! Ebensogut könnten Sie den Wind impfen.«
    Porelles Worte lagen Doktor Högli schwer auf dem Herzen. Er wehrte sich dagegen, ihm recht zu geben, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als Porelle widerwillig zuzustimmen. Der Kampf gegen Paddy war aussichtslos, der Vergleich mit der Fliege war zutreffend. Dr. Högli ging ins Nebenzimmer und blieb am Fußende von Antonio Tenabos Bett stehen. Er sah den dümmlich grinsenden Riesen eine Weile stumm an.
    Die Cholera hatte man besiegt, Tenabo würde weiterleben. Aber es konnte noch Wochen dauern, bis sein geschwächter Körper sich erholt hatte.
    »Ich gratuliere, Doktor«, sagte Tenabo, dem das stumme Anstarren unheimlich wurde. »Was kann ich Ihnen zur Hochzeit schenken?«
    »Daß Sie Señorita Lagartos Angebot nicht annehmen, für zehntausend Dollar Paddy umzubringen.«
    »Bieten Sie mir mehr, Doktor, wenn ich es nicht tue?«
    »Keinen Cent, Antonio! Mein Gott, ist bei euch der Mensch denn gar nichts mehr wert?«
    »Ein Mensch?« Tenabo lächelte breit, sein großflächiges Gesicht schien zu zerfließen. »Es gibt doch genug davon, Doktor. Und immer werden neue geboren. Kommt es da auf einen an? Zehntausend Dollar für einen Menschen – das kann man doch nicht liegenlassen, Doktor.«
    »Und du hast keine Hemmungen, zu töten? Kein Gewissen? Du empfindest nichts dabei?«
    »Nein.«
    Dr. Högli drehte sich schroff um und verließ das Zimmer. Vor der Tür blieb er stehen und lehnte sich müde gegen die gekalkte Wand. Von der Hospitalküche wehte der Geruch von gebratenem Fleisch herüber, vermischt mit dem herrlichen Backduft von Tortillas. Man könnte an diesem

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