Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Ihnen sein.« Sooft er dem Fohlen die Seilschlinge überwerfen wollte, wich es aus und suchte Schutz bei Arabella. »Hier, vielleicht haben Sie mehr Glück«, sagte Paddy schließlich und hielt ihr den Strick hin.
Arabella blickte ihn entgeistert an. »Das kann ich nicht!«
»Wieso nicht? Sie brauchen ihm bloß die Schlinge über den Kopf zu werfen.«
Arabella hatte das Gefühl, dass sie damit das Vertrauen des Fohlens missbrauchen würde, aber wie sollte sie das Paddy erklären? Er würde sie für verrückt halten. »Und wenn ich ihn auf eine Koppel bei den Ställen hinterm Haus bringe? Wenn ich vorausgehe, kommt er bestimmt nach.«
»Gute Idee.« Paddy nickte. »Da kann ich ihn bestimmt einfangen.«
»Nein, ich meine, ich würde mich um ihn kümmern, wenn Sie mir die Milch besorgen und was er sonst noch zu fressen bekommt.«
Paddy schaute sie verdutzt an. »So ein Tier macht eine Menge Arbeit.«
»Das ist mir egal.« Das Kamelfohlen mit den großen braunen Augen, die so traurig dreinblickten, hatte Arabellas Beschützerinstinkt geweckt. »Er wird ja doch immer wieder weglaufen und hierherkommen.«
»Was werden Tony und Maggie dazu sagen?«
»Sie haben bestimmt nichts dagegen, solange ich den Stall ausmiste und sie keine Arbeit damit haben.« Doch Arabella klang zuversichtlicher, als ihr zumute war.
Paddy kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Na ja, wenn Sie meinen … Ich muss zur Herde zurück und die anderen füttern. Ich werde Ihnen die Milch so bald wie möglich bringen.«
»Fein«, sagte Arabella und dachte bei sich, dass sie sich da etwas Schönes eingebrockt hatte. »Wir treffen uns am Stall.«
Paddy zögerte noch einen Moment, nickte dann und eilte davon.
Das Kamelfohlen rührte sich nicht vom Fleck. Als Arabella langsam zu den Ställen ging, folgte das kläglich blökende Tier ihr nach kurzem Zaudern. In einer der Boxen stand Stuart Thompsons Pferd. Arabella hoffte, Uri werde sich in Gesellschaft der Stute beruhigen, deshalb ging sie zu ihr in die Box. Uri trabte hinterdrein. Als er in der Box war, schloss Arabella das Gatter, kletterte hinauf und hockte sich darauf. Uri schaute sich verstört um und zog witternd die Luft ein. Wahrscheinlich roch er noch die Pferde der Quiggleys und McKenzies.
»Hab keine Angst«, sagte Arabella beruhigend. »Ich bin ja da.«
Sie strich ihm liebevoll über den Kopf. Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme, die ihr bekannt vorkam. Am Hintereingang des Hotels standen Rita, Lily und Missy, und Rita rief nach Maggie. Arabella sprang vom Gatter herunter und ging zu den drei Frauen hinüber.
»Wo ist die Missus?«, wollte Rita wissen.
»Noch im Bett, glaube ich«, antwortete Arabella. »Es geht ihr nicht besonders.«
Rita runzelte die Stirn. »Was fehlt ihr denn?«
Der grimmige Gesichtsausdruck der riesigen Frau war zum Fürchten, doch Arabella ließ sich nicht einschüchtern. Sie wusste, dass die Frauen Maggie sehr mochten und sich um sie sorgten. »Ich weiß auch nicht genau. Ihr ist andauernd schwindlig. Vor zwei Tagen ist sie ohnmächtig geworden, und Tony hat darauf bestanden, dass sie sich schont und im Bett bleibt. Aber vielleicht fühlt sie sich heute ja schon besser. Ich werde ihr sagen, dass ihr hier wart.«
Rita musterte Arabella mit, wie ihr schien, argwöhnischem Blick, wandte sich dann um und ging ohne ein weiteres Wort davon. Lily und Missy folgten ihr. Arabella schüttelte verwundert den Kopf.
Uris Geschrei riss sie aus ihren Gedanken. Sie machte sich auf den Weg, um Tony zu suchen und ihm die Situation zu erklären, bevor er das junge Kamel entdeckte. Sie ging in die Bar, hörte dann aber, wie Tony sich vor dem Hotel mit jemandem unterhielt. Als Arabella hinauslief, sah sie ihn im Gespräch mit einem Mann in Uniform.
»Entschuldigen Sie, Tony, ich würde gern mit Ihnen reden«, sagte sie. »Ich warte in der Bar auf Sie.«
»Ich komme gleich. Das ist übrigens Constable Higgins.«
»Guten Tag.« Arabella nickte ihm zu. Sie war erleichtert, dass der Polizeibeamte zurück war. Sie hatte Wally in den letzten Tagen zwar nicht mehr gesehen, hatte aber immer noch ein ungutes Gefühl, wenn sie an ihn dachte.
»Terry, das ist Arabella Fitzherbert. Sie wird eine Weile bei uns wohnen.« Tony war noch nicht dazu gekommen, dem Constable von ihr zu erzählen, weil sie über Maggie gesprochen hatten.
»Freut mich, Miss Fitzherbert. Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?«
»Aus England. London, genauer gesagt.«
Terry sah sie verwirrt an.
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