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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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gezeigt hast.« Paddy drückte Jonathan die Hand und sah dann Arabella an. »Hat mich sehr gefreut.«
    »Mich auch.« Arabella lächelte ihm nervös im Rückwärtsgehen zu. Sie hatte es eilig, von den Kamelen wegzukommen.
    »Nun, was halten Sie von Paddy?«, wollte Jonathan auf dem Rückweg zum Hotel wissen.
    Arabella ging das klägliche Blöken des Kamelfohlens nicht mehr aus dem Kopf. »Ich weiß nicht recht. Eigentlich fand ich ihn ganz nett … bis zu dem Moment, wo er sagte, dass man die überzähligen jungen Männchen schlachtet.« Sie sah Uris sanfte braune Augen vor sich.
    »Lämmchen werden auch geschlachtet und gegessen«, wandte Jonathan ein.
    »Ja, schon …«
    »Wo ist der Unterschied?«
    Arabella seufzte. »Wahrscheinlich haben Sie Recht.«
    »Glauben Sie mir, Kameltreiber haben den größten Respekt vor ihren Tieren. Und das ist nur verständlich, wenn man bedenkt, was sie zu leisten imstande sind.«
    Arabella nickte. Sie verstand jetzt besser, weshalb die Kamele für die Bewohner des Outback solch eine große Bedeutung hatten, und Paddy hatte zweifellos ein Herz für seine Tiere.
    Im Hotel wartete nicht viel Arbeit auf sie: Tony plante einen Grillabend, und die Frauen brauchten nichts weiter zu tun, als das Brot aufzuschneiden, das sie zu den Lammkoteletts servieren würden. Maggie war in ihrem Zimmer geblieben; sooft sie aufzustehen versuchte, drehte sich alles in ihrem Kopf.
    Arabella schaute kurz bei ihr herein, musste sich dann aber ebenfalls hinlegen, weil sie Kopfschmerzen bekommen hatte und ihr schlecht von dem stechenden Geruch der Kamele war. Moira und Jane konnten ihre Enttäuschung kaum verbergen, da sie bereits am nächsten Tag nach Farina zurückkehren würden. Sie befürchteten, Arabella werde am Abend nicht in der Lage sein, noch einmal für sie zu spielen.
    Am frühen Abend ging es Arabella tatsächlich kaum besser. Sie brachte keinen Bissen hinunter, doch da sie die Gäste nicht enttäuschen wollte, versprach sie, sich nach dem Essen ans Klavier zu setzen. Sie hielt ihr Versprechen, doch nach einer halben Stunde entschuldigte sie sich. »Ich muss mich zurückziehen, ich fühle mich nicht gut«, sagte sie.
    »Hoffentlich sehen wir Sie noch einmal wieder, bevor Sie Marree verlassen«, meinte Moira.
    Arabella, die am Fuß der Treppe stand, drehte sich um. »Ich glaube nicht, dass ich noch lange hier sein werde.« Sie war immer noch zuversichtlich, dass der Zug bald wieder verkehrte.
     
    Arabella wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie von einem merkwürdigen Geräusch geweckt wurde. Sie setzte sich auf und lauschte. Verwundert zog sie die Stirn kraus. Plötzlich fiel ihr ein, woher sie den seltsamen Laut kannte. Sie stand auf und trat auf den Balkon hinaus. Und tatsächlich: Unten stand Uri, das Kamelfohlen.
    »Was willst du denn hier?«, raunte Arabella. »Mach, dass du auf deine Koppel zurückkommst!«
    Das Kamel trabte verwirrt blökend im Kreis herum. Anscheinend versuchte es herauszufinden, von wo die Stimme kam.
    »Pssst!«, machte Arabella. »Du weckst ja das ganze Hotel! Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
    Das Fohlen wirkte so verloren, dass Arabella unwillkürlich Mitleid mit ihm hatte. Dem Tier ging es im Grunde nicht anders als ihr selbst: Es suchte verzweifelt nach seiner Mutter. Als es keine Anstalten machte umzukehren, überlegte sie, ob sie Jonathan wecken und um Rat fragen sollte. Aber sie wollte nicht mitten in der Nacht sein Zimmer betreten. Schließlich warf sie sich den von Maggie geborgten Morgenrock über und eilte nach unten.
    Als das Kamelfohlen sie sah, kam es sofort auf sie zu. Ganz wohl war Arabella nicht in ihrer Haut, doch sie blieb tapfer stehen. Das Tier näherte sich zutraulich, als freute es sich, sie zu sehen. Arabella beobachtete es argwöhnisch, doch als sie merkte, dass es nicht die Absicht hatte, sie zu beißen, streckte sie zögernd die Hand aus und strich ihm über den Hals. Sein Fell fühlte sich erstaunlich weich an. Sogar in der Dunkelheit konnte sie seine riesigen braunen Augen erkennen, in denen sie tiefe Traurigkeit zu sehen meinte. Das Kleine wirkte hilflos und verloren.
    »Ich kann dich ja verstehen«, flüsterte sie. »Mir geht’s genauso, weißt du. Ich vermisse meine Mutter auch ganz schrecklich, aber was können wir tun?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wir müssen ganz fest daran glauben, dass unsere Mütter kommen und uns holen werden. Und das werden sie auch, weil sie uns lieben.«
    Das Kamel blökte

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