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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Dinosauroiden«, antwortete Trautman. »Es ist nicht
sehr weit entfernt. Drei, vier Meilen allerhöchstens. Wir
könnten es in einer Stunde erreichen. Seht ihr den großen
Baum dort?« Er wies auf einen verschwommenen
Schatten, der sich bucklig über die schwarze Silhouette
des Waldes erhob. »Es liegt gleich dahinter. Die
Gefangenen sind dort. « »Annies Vater und die anderen?«
fragte Mike. »Das konnte er nicht herausfinden«,
erwiderte Trautman. »Aber es sind Menschen - also liegt
die Vermutung nahe. Ich glaube nicht, daß es hier von
Schiffbrüchigen nur so wimmelt. Leider«, fügte er nach
einer fast unmerklichen Pause, aber in deutlich
besorgterem Tonfall hinzu, »hat er noch etwas
herausgefunden. « »Und was?«
»Sie sind in der Nähe der Herde, wie wir vermutet
haben«, antwortete Trautman. »Aber es sind sehr viele.
Dutzende, wenn nicht gar Hunderte, das konnte er nicht
genau sagen. Und es sieht so aus, als ob sie die
Gefangenen fortbringen wollen - noch in dieser Nacht. «
»Dann haben wir nicht mehr viel Zeit«, sagte Serena
entschlossen.
Die Herde lag unter ihnen wie ein schwarzer, lebender
Teppich. In der Nacht waren die einzelnen Tiere nicht
mehr zu unterscheiden, so daß Mike nur ein gewaltiges
Wogen und Gleiten wahrnahm, das die Ebene vom
Flußufer auf der einen bis zum Horizont auf der anderen
Seite bedeckte und aus dem ein beständiges Rumoren und
Dröhnen zu ihnen herauftönte. Manchmal, wenn der Wind
sich drehte, wurden diese Geräusche lauter, und er trug
den Geruch der Herde zu ihnen empor, der sehr
durchdringend und sehr fremdartig, aber nicht
unangenehm war. Die meisten Tiere schienen zu schlafen,
aber hier und da bewegte sich doch ein kolossaler
Schatten, schimmerte eine Hornplatte im Sternenlicht.
Mike saß jetzt seit einer halben Stunde auf dem Ast und
blickte auf die Triceratopsherde hinab, und er hätte es
noch stundenlang weiter tun können; der Anblick war
bizarr, aber zugleich auch faszinierend. Es war eine Sache,
von Chris zu hören, daß diese Geschöpfe, von denen jedes
einzelne doppelt so groß wie ein ausgewachsener
Elefantenbulle war und an die zehn Tonnen wiegen mußte,
in Herden von Tausenden über das Land zogen, aber eine
ganz andere, es mit eigenen Augen zu sehen.
Zur Rechten, direkt vor und unter ihnen wogte die ungeheuerliche Masse der Herde, während zur Linken der
Fluß wie ein silbernes Band durch die Nacht schnitt. Ein
halbes Dutzend Lagerfeuer brannte am Ufer, und
manchmal rissen die zuckenden Lichtreflexe der Flammen
einen buckligen Schatten aus der Schwärze; eines der
sonderbar geformten Zelte, in denen die Hirten schliefen,
die nicht an den Feuern saßen und sich mit ihren
schnatternden Stimmen unterhielten oder auf Wache um
das Lager patroullierten. In einem dieser Zelte, so hatte
Astaroth berichtet, befanden sich Annies Vater und seine
drei Begleiter. Sie waren nicht einmal bewacht. Aber das
war auch nicht nötig. Das Zelt befand sich im Herzen des
Lagers, und selbst, wenn sie es irgendwie hätten verlassen
können, ohne von den Dinosauroiden bemerkt zu werden,
wären sie nicht sehr weit gekommen. Die Triceratopsherde
bildete eine sicherere Barriere, als es jede Mauer oder
jeder Zaun gekonnt hätte. Und es gab absolut keinen Weg
dorthin. Das ist wieder einmal typisch für euch, sagte eine
spöttische Stimme in Mikes Gedanken. Was euch nicht
auf Anhieb einfällt, das geht eben nicht, wie? Phantasie ist
hier gefragt, Improvisationstalent
- und vielleicht ein
bißchen Einsatz.
»Astaroth?« Mike fuhr aus seinen Grübeleien hoch und
sah sich aufmerksam um. »Bist du das?« Wer denn sonst?
maulte der Kater. Weißt du sonst noch jemanden, der
ständig für euch die Drecksarbeit macht und sich dafür
auch noch verhöhnen läßt? Nebenbei
- könntest du mir
vielleicht ein wenig zur Pfote gehen? Mike sah sich noch
aufmerksamer um, konnte den Kater aber immer noch
nirgends entdecken. Erst als er ein klägliches Miauen
unter sich hörte und den Blick senkte, sah er ihn. Astaroth
klammerte sich einen halben Meter unter ihm an den
Baumstamm und hatte offensichtlich alle Mühe, sich
festzuhalten. Der Stamm war an dieser Stelle fast
spiegelglatt, und Mike hatte vorhin selbst bemerkt, daß
sein Holz beinahe so hart wie Metall war. Offensichtlich
hatte Astaroth seine bergsteigerischen Fähigkeiten ein
wenig überschätzt, als er hier hatte hinaufsteigen wollen,
statt auf der Rückseite des Stammes, wo Mike und die
anderen heraufgekommen

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