Im Tal der Mangobäume
ist noch so gefährlich, dass man Männer und Herden aufs Spiel setzen würde.«
»Das wusste ich gar nicht. Wir haben nur gehört, dass die Siedler in rasantem Tempo in den Westen drängen. Aber es ist noch nicht alles verloren, mein Freund. In diesem Punkt kann der Premierminister die Schuld auf andere schieben. Ich rede mal mit ihm. Vermutlich wäre ein neuer Polizeipräsident angesagt. Den jetzigen vor die Tür setzen und dem neuen den Auftrag geben, Weiße zu beschützen, die sich bemühen, redlich ihrer Arbeit nachzugehen. Was hältst du davon?«
»Nun, ich hoffe, er kann jemanden auftreiben, dessen Blick über das Präsidium in Brisbane hinausreicht.«
»Besser noch«, lachte George, »jemanden mit einem Ultimatum im Nacken. Schaff Polizei da raus, oder nimm deinen Hut, so wie der Bursche vor dir! Bloß schneller!«
Der neue Polizeipräsident, Andrew Pedley, meinte, der Aufgabe gewachsen zu sein. Er studierte die neuesten Landkarten, hielt mehrere Beratungen mit seinen Stellvertretern ab und plante ein verschwenderisches Dinner, auf dem er eine Ansprache halten wollte und zu dem er eine Reihe von führenden Viehzüchtern eingeladen hatte, darunter auch den bekannten Juan Rivadavia, der die Einladung nicht annahm.
Bei dem Essen zeigte er Landkarten, auf denen nördlich und südlich des Südlichen Wendekreises bis hin zum Cloncurry River im äußersten Westen und dann weiter bis zu der neuen Besiedelung von Longreach neue Polizeidistrikte ausgewiesen waren.
Dann reiste er mit seinem Stellvertreter und ihren Frauen, die Schwestern waren, nach Rockhampton und quartierte die Gesellschaft im
Criterion Hotel
ein.
Tags darauf sah er sich in der Kaserne von Rockhampton eine Parade berittener Polizisten an, insgesamt dreiundzwanzig Mann, und war enttäuscht, dass sie sich lediglich sammeln konnten.
»Wo ist der Rest?«, erkundigte er sich gereizt und wurde vom Chefinspektor darüber unterrichtet, dass alle verfügbaren Männer aus einem Umkreis von einhundert Meilen herbeordert worden seien.
Daraufhin belegte Pedley ein Büro mit Beschlag und machte sich an die Arbeit.
Zunächst wies er seinen Stellvertreter an, mit Hilfe von Polizeibeamten die Namen der dreißig führenden Bürger Rockhamptons zu ermitteln, nur Herren wohlgemerkt, und diese zu einem Dinner ins
Criterion Hotel
einzuladen. Er wollte ihnen versichern, dass ihre Freunde und Verwandten aus dem Hinterland in etlichen Distrikten schon bald über Polizeihauptquartiere verfügen würden.
Er hielt der örtlichen Polizei einen Vortrag darüber, wie wünschenswert eine größere Polizeipräsenz in entlegenen Gebieten sei, und erhielt hierfür begeisterten Applaus. Noch größer war die Begeisterung, als der Präsident Landkarten zeigte, auf denen die Grenzen von vier neuen Polizeidistrikten angedeutet waren, die jeweils einem Inspektor unterstellt sein sollten.
»Das Ganze soll nicht übereilt durchgeführt werden«, erklärte er. »Meines Erachtens sollte jeder Distrikt mit dreißig Mann beginnen.«
Sein Stellvertreter erbleichte. »Mit wie viel?«
»Mit zwei Sergeants und achtundzwanzig Polizisten. Mit weniger wäre es nicht machbar. Diese Distrikte sind riesig, die meisten haben eine Größe von achtzig mal hundert Meilen.«
Chefinspektor Pennington, leitender Beamter des Distrikts von Rockhampton, bereitete das Kopfzerbrechen. »Sir, dazu wären eine Menge Pferde nötig. Wir könnten es uns gar nicht leisten, so viele bereitzustellen.«
»Das Geld dazu kriegen Sie«, versetzte der Polizeipräsident gereizt. »Außerdem geschieht es ja nicht von heute auf morgen. Meine Leute werden sich der Planung annehmen.«
»Eine Menge Männer sind es auch«, bemerkte der Stellvertreter leise. »Sämtliche Polizeiwachen der Kolonie sind unterbesetzt. Weiß der Himmel, woher wir die kriegen sollen.«
»Das ist Ihre Aufgabe. Werben Sie mehr Rekruten an.«
Für den folgenden Samstagabend wurde eine Dinnergesellschaft vorbereitet. Unter den Gästen befanden sich auch der Polizeipräsident, sein Stellvertreter und Chefinspektor Pennington.
Sie wurden vom Wirt empfangen, der ihnen mitteilte, das von seiner Frau zubereitete Bankett sei dieses bedeutenden Anlasses würdig. Er brachte sie an ihre Plätze am Kopfende einer langen Tafel, die, mit gestärkten Leinentischtüchern bedeckt und mit Platzkärtchen versehen, geschmackvoll gedeckt war. In diesem Augenblick traf der Bürgermeister mit seiner Gattin und etlichen Freunden ein, die allerdings nicht auf
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