Im Tal der Mangobäume
führten die Pferde weiter durch den Wald zu einem plätschernden Bach am Fuß einer Reihe kleiner Wasserfälle, und Lucy Mae war hingerissen. Sie zog sich Stiefel und Strümpfe aus, um in dem kalten Wasser zu planschen, und überredete Duke, es ihr gleichzutun.
Später, als sie am Ufer des Baches im Gras saßen und den kleinen gelbgrünen Wellensittichen zusahen, die um die Bäume herumflatterten, zog Duke Lucy Mae an sich, und bald lag sie in seinen Armen.
Danach, auf dem Weg zurück auf offenes Land, war er überwältigt. Er blickte zu Lucy Mae und sah, dass sie ruhig war, fröhlich sogar. Sie scherzte über die alten Baumstümpfe und verrottenden Äste auf dem Erdboden, die ihnen das Verlassen des Waldes erschwerten.
An diesem Morgen hatte er gehofft, er könne Lucy Mae lieben, weil sich die Gelegenheit dazu ergebe. Nicht weil er sich davon etwas Besonderes erhoffte. Schließlich handelte es sich um Lucy Mae, eine nunmehr erwachsene Kindheitsfreundin. Doch bei ihrem Liebesspiel hatte etwas ihm völlig Unerklärliches stattgefunden. Und diese Erfahrung hielt ihn immer noch in ihrem Bann. Es war Lucy Mae, die darauf bestand, es sei an der Zeit aufzubrechen. Er hätte ewig dort mit ihr bleiben können. Er hatte schon mit anderen Mädchen geschlafen, auch mit Huren, aber nichts ließ sich damit gleichsetzen. Er war verrückt nach ihr.
Bei ihrer Heimkehr stand Milly auf der Veranda, winkte ihnen zu und rief, sie habe etwas Besonderes für sie gekocht. Duke wünschte sie zur Hölle. Er wollte diese neue Lucy Mae ganz für sich allein. In seinen Armen.
Nach Dukes verträumtem Blick zu urteilen, befand Milly, musste Lucy Mae sich ihm hingegeben haben. Lucy Mae wirkte wie immer, aber sicher war sie schlau genug, sich nichts anmerken zu lassen.
Um Duke ein wenig zu quälen, blieb Milly an diesem Abend sitzen und plauderte mit ihnen, bis Lucy Mae sich in das Zimmer, das sie sich mit ihrer Mutter teilte, zurückzog. Auf die Art hatte er Zeit zum Nachdenken. Am Abend darauf ging sie dann wegen Kopfschmerzen frühzeitig zu Bett und hörte, dass Lucy sich erst sehr spät hereinschlich.
Am nächsten Tag regnete es, und es tropfte durch das undichte Dach. Sie veranlasste, dass der Vorarbeiter es richtete und, wenn er schon da war, auch den übermäßig qualmenden Rauchfang über dem Herd reinigte. Sie hatte sich bereits nach einer Hilfe fürs Haus umgehört und in Erfahrung gebracht, dass einige der Frauen aus dem Schwarzenlager für die vorherigen Besitzer gearbeitet hatten. Aber Duke kümmerte sich lieber persönlich um sein Haus und nahm Mahlzeiten ein, die vom Farmkoch – einem Chinesen – für die Männer zubereitet wurden.
All das sagte ihr: Dieser Junggeselle hatte keine Ahnung, wie man einen Haushalt führte und, weit wichtiger, neigte nicht dazu, Eingeborenenmädchen zu verführen, wie es so viele Männer in seiner Stellung taten. Auf Kooramin hatten schon immer schwarze Familien gelebt, aber offensichtlich hatten Dolour und Eileen ihn dazu angehalten, seine Hände von deren Frauen zu lassen.
Es war ihr ein Anliegen, hinunterzuschlendern und mit dem Chinesen zu reden, einem einfachen kleinen Mann, der allerdings kein Interesse zeigte, sich mit ihr über das Kochen zu unterhalten. Stattdessen ließ er sich in seinem Singsang darüber aus, dass niemand so gut Pferde einreiten könne wie sein Boss. »Mach gut Wettgewinn mit Setzen auf Boss!«
»Pferde?«, fragte sie.
»Ja. Boss geht fangen Wildpferde. Er immer zu tun.«
Dass Duke seine Arbeit ernst nahm, hörte Milly gern. Kein Wunder, dass die Farm gut lief.
»Er scheint dich sehr zu mögen«, bemerkte sie gegenüber Lucy Mae.
»Ich weiß.«
»Und was ist mit dir?«
Lucy Mae zuckte mit den Achseln. »Ich kenne ihn eigentlich nicht sonderlich gut. Für ernstere Gedanken ist es also ein bisschen zu früh.«
»Gütiger Gott! Dir ist doch wohl klar, dass ihm ein Drittel von Kooramin wie auch diese Farm hier gehört. Und das Tal der Lagunen. Nicht schlecht für einen jungen Burschen!«
»Und es ist nicht alles. Wann statten wir Oberon einen Besuch ab?«
»Das hat Zeit.«
Lucy Mae wünschte, ihre Mutter würde aufhören, dauernd Dukes finanzielle Situation anzusprechen. Es diente lediglich dazu, ihre Tochter an ihre unglückselige Ehe zu erinnern. Wenn Lucy Mae allerdings eines Tages erbte, dann würde sie ein weit besserer Fang als Duke MacNamara sein! Und wie jeder andere Herr war Duke sich dieses Umstands gewiss wohl bewusst. Zudem hatte sie den
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