Im Tal der Mangobäume
man sie hinaustragen hätte müssen. Zum Glück hatte sich nur ihr Mann mit in der Kutsche befunden. Dennoch hatte sie ihm ihr Problem zugeflüstert.
»Halt durch«, hatte er erwidert. »Ich habe gehört, dass manche dieser Kutschen über Töpfe für Damen verfügen.« Er hatte überall gesucht, aber ohne Erfolg. »Offensichtlich stimmt das nicht«, musste er am Ende sagen.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie es fertigbrachte, ihm unter Tränen zu gestehen, dass sie sich eingenässt hatte.
Und ebendas hatte Jasin mit Beschämung gemeint. Beide waren sie peinlich berührt gewesen. Als sie Montone schließlich erreicht hatten, hatte er um Decken für sie gebeten und darauf bestanden, sie selbst hineinzutragen. Währenddessen hatte Georgina die ganze Zeit über Angst gehabt, er würde sie fallen lassen.
»Ich habe mir alles genau überlegt.« Sie bemühte sich um eine kräftige Stimme. »Ich werde eine gute Kutsche brauchen. Ich möchte nach Maryborough gebracht werden und dort an Bord eines Schiffes gehen. Nur Mrs.Palliser wird mit mir darin sitzen. Diesmal gibt es keinen Zwischenaufenthalt. Und keine Fremden.«
»Aber, Georgina! Du kannst nicht mit der Kutsche fahren! Und dass sich ein passendes Schiff findet, ist auch nicht gewiss.«
»Du könntest telegrafieren und das herausfinden. Mit guten Pferden und einem guten Fahrer könnten wir in einem Tag dort sein. So einem wie dir oder Clem.«
Edward lauschte bedrückt. Ihm fiel auf, dass er als guter Fahrer nicht erwähnt wurde. Aber ihm schien, dass Jasin dachte, sie stünde noch immer unter Narkose.
»Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf, Liebling«, sagte er ihr. »Ruh dich einfach aus, und wir sprechen ein andermal darüber.«
Sie schien in ihrem Bett zusammenzusacken. »Jasin«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme, »bitte! Ich möchte wirklich nach Hause!«
Er war bereits auf dem Weg zur Tür und hörte sie nicht mehr.
Edward sah, dass ihr eine Träne die Wange hinunterrann. Er verließ leise den Raum und beeilte sich dann, seinen Vater einzuholen.
»Du hast nicht gehört, was Mutter gerade gesagt hat«, rief er. »Sie möchte nach Hause!«
»Ich bringe sie nach Hause. Nach Montone.«
»Nein, Vater, sie möchte heim nach Sydney. Verstehst du das denn nicht? Wenn sie schon wieder in einem Zimmer eingesperrt sein muss, wieso dann nicht wenigstens in ihrem Heim, wo sie von ihren eigenen Dingen umgeben ist? Nicht auf Montone …«
»Was ist falsch an Montone?«
»Nichts, aber für Mutter ist es eben kein Zuhause. Ganz einfach.«
»Und wie willst du sie bitte nach Sydney transportieren?«
»Du hast es gehört. Sie hat alles schon geplant.«
»Gar nichts hat sie! Das ist unmöglich.«
»Ja, Herrgott noch mal, kannst du es denn nicht wenigstens versuchen? Dass du einfach so rausmarschiert bist, hat sie wirklich sehr getroffen!«
Jasin stand wütend da und blickte den Flur entlang zu Clem, der, den Hut in der Hand, höflich wartete, und dann zurück zu Georginas offener Tür.
»Sie hat keine Ahnung, wovon sie redet!«, wetterte er.
»Trotzdem, lass ihr doch ihren Willen. Unterstütze sie.«
Während sein Vater auf dem Absatz kehrtmachte und zurück zu Georgina ging, eilte Edward zu Clem und erklärte ihm die Situation.
Nachdem er sich überall umgehört hatte, fand Jasin schließlich eine Kutsche, mit der Clem, Georgina und Mrs.Palliser nach Maryborough fuhren, während er mit Edward und dem Doktor zu Pferd folgte.
Er hatte zwei Kabinen erster Klasse gebucht, eine für Georgina und sich selbst, die andere für die Pallisers, die in Brisbane von Bord gehen würden.
Clem wurde angewiesen, die Kutsche zu ihrem Besitzer zurückzubringen, und Edward hatte die Aufgabe, die beiden nunmehr überflüssigen Pferde von Maryborough zurück nach Montone zu transportieren.
»Mit militärischer Präzision ausgeführt«, bemerkte er sarkastisch zu Clem, als das Schiff auf den Fluss hinausfuhr.
»Ja«, grinste Clem. »Diese Runde ging an deine Mutter.«
Man ging selbstredend davon aus, dass Edward bleiben und auf Montone-Station arbeiten würde. Aber als er die Pferde erst einmal zurückgebracht hatte, sah er dazu keinen Anlass mehr. Georgina hatte Montone nicht gemocht, und ihrem Sohn ging es ebenso. Er beschloss, in die Stadt zu reiten und sich mit Marcus Beresford zu unterhalten.
»Sie kommen gerade rechtzeitig, um mir Lebewohl zu sagen«, erklärte ihm Beresford. »Ich habe den Auftrag erhalten, die neuen Polizeirekruten gen Norden nach
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