Im Tal der Mangobäume
teilen, der zufällig genau hier verläuft, und eine weitere Kolonie mit Rockhampton als Hauptstadt zu bilden?«
»Nein, das wusste ich nicht. Hochinteressant! Da bekommt man ja gleich ein richtiges Grenzstadtgefühl.«
»Finden Sie wirklich?«
»O ja, in der Tat!«
»Warten Sie, bis Sie den Rest der Kolonie sehen«, entgegnete Harry, und Marcus lachte.
»Unser Freund hier ist ein echter leibhaftiger Grenzbewohner!«
Neds Neugierde war geweckt, er fühlte sich aber dennoch fehl am Platz. Er sorgte sich, er könne sich aufdrängen, und ärgerte sich ein wenig, dass Marcus ihn einfach unangekündigt mitgebracht hatte.
Mrs.Merriman erklärte, die Männer sollten sich, bis das Essen fertig sei, draußen unter die Bäume setzen, und Ned nutzte die Gelegenheit, um mit ihr zu reden.
»Ich möchte nicht stören, Mrs.Merriman. Ich glaube, ich verabschiede mich besser.«
»Du lieber Himmel, nein, davon will ich nichts hören, Ned. Sie gehen jetzt mal schön raus zu den anderen.«
Als er sich zu den anderen gesellte, gab Harry gerade Rum aus, und das entspannte ihn ein wenig.
»Was treibt Duke eigentlich hier?«, erkundigte sich Marcus bei Harry.
»Er besitzt eine Viehfarm, nichts weniger. Mango Hill heißt sie.«
»Kenne ich zwar nicht, aber die finden wir schon und statten ihm einen Besuch ab.«
»Aber sicher! Ich muss mich bei ihm für die Schwerstarbeit hier bedanken. Er ist ein guter Kerl.«
Bald gab es Essen, gute, einfache Kost, die aus Beefsteaks mit Gemüse und einem süßen Brotauflauf bestand. Einer von Neds Lieblingsnachtischen.
Danach saßen sie im Freien und blickten auf die blinkenden Lichter der zukünftigen Hauptstadt der neuen Kolonie hinab, und sie kamen auf Harrys Reisen zu sprechen.
Es überraschte Ned, dass dieser Bursche auch als Treiber gearbeitet hatte und Hunderte von Meilen ins Landesinnere vorgedrungen war. War er etwa bis zu dem Binnensee vorgestoßen?
»Nein, ich glaube, der liegt noch ein ganzes Stück weiter landeinwärts. Aber sehen würde ich ihn nur zu gern einmal. Das wäre etwas, nicht?«
»Und was tust du dann im Moment?«, wollte Marcus wissen. »Gehst du nach Cameo Downs zurück?«
»Nein. Meine Pläne haben sich geändert. Ich ziehe mit meiner eigenen Herde Richtung Westen.«
»Willst du die Rinder dort verkaufen?«
»Nein. Ich möchte mir dort ein eigenes Weidegut aufbauen.«
»Sie haben bereits Land im Westen?«, fragte Ned.
»Wiederum nein. Ich ziehe einfach so weit, bis ich es finde.«
Marcus lachte. »Überrascht dich das?«, wollte er von Ned wissen.
»Keineswegs. So hat mein Vater auch angefangen. Es erstaunt mich nur, dass es immer noch so funktioniert. In England meint man gemeinhin, alle guten Weidegründe seien inzwischen vergeben.«
»Keine Bange«, entgegnete Harry. »Da suchen noch Tausende von Morgen Land nach Abnehmern.«
Als Ned und Marcus in die Stadt zurückgingen, war Neds Neugierde noch immer nicht gestillt.
»Wie kann es sich ein Viehhüter wie Harry leisten, diese vielen Rinder zu kaufen und sich für eine derart lange Reise auszurüsten?«
»Keine Ahnung. Er ist ein anständiger Mensch, so viel steht fest. Er spielt nicht und hat auch von anderen Vergnügungen noch nie viel gehalten. Auch wenn er gern mal einen Rum hebt. Ich nehme an, er spart jeden Penny.«
»Schon, aber das beim Lohn eines Viehhüters?«
»Plus Verpflegung. Er könnte es auf die hohe Kante legen.«
»Woher kommt er eigentlich?«
»Das weiß ich gar nicht. Seine Frau hat etwas von einer Stadt namens Crossing erwähnt, aber das könnte überall sein. Vielleicht hat er ja auch einen reichen Vater.«
»Und wohnt dann in so einer Hütte? Das bezweifle ich. Aber ich beneide euch um euer aufregendes Leben. Ich mag mir gar nicht vorstellen, den Rest meiner Tage auf Montone zu verbringen und Rinder zu züchten, mein alter Herr sieht jedoch genau das für mich vor. Ein äußerst langweiliges Leben. Vielleicht hätte ich ja doch in die Armee eintreten sollen.«
»Zu spät, mein Lieber. Wenn du etwas Geld lockermachen könntest, hielte dich doch nichts davon ab, mit einer eigenen Mannschaft gen Westen zu ziehen. Aber mal was anderes, in dem Wirtshaus da vorn gibt es ein paar hübsche, kleine Bardamen. Wir sollten hineinschauen und uns ein wenig mit ihnen amüsieren.«
Ned blieb nicht lange. Er ließ Marcus mit einem Mädchen namens Goldie zurück, das umgänglicher war als die frechen Bardamen, und stapfte in äußerst niedergedrückter Stimmung durch die dunklen
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