Im Tal der Mangobäume
denn nun deine Pläne aus?«, erkundigte sich Ned.
»Ich warte auf den Ersatz für Sergeant Wiley.«
»Und dann?«
»Ich nehme die Jungs auf Patrouille mit raus zu den abseits gelegenen Farmen, mache da sozusagen die Runde, nach dem Motto: Sehen und gesehen werden. Wilde, die herumlungern, muss ich aus dem Weg schaffen und ansonsten genießen, was die Farmen an Gesellschaftlichem hergeben. Aber wie sieht’s bei dir aus? Wo, sagtest du, seist du abgestiegen?«
»In einer Pension. Vorläufig ist das in Ordnung. In ein paar Tagen breche ich vermutlich nach Sydney auf.«
»In einer Pension? Wenn du knapp bei Kasse bist, kann ich gern aushelfen!«
»Danke, Marcus, aber ich habe reichlich. Ein Gutes hat mein Alter, was Geld anbelangt, ist er sehr großzügig. Ich schreibe meinen Eltern besser mal und lasse sie wissen, wann ich wieder zu Hause bin.«
»Eigentlich besteht also gar keine Eile? Wir können die hiesigen Mädchen doch noch nicht deiner Gesellschaft berauben!«
»Gewiss nicht. Noch ein Glas?«
Marcus war flüchtig abgelenkt. Er dachte, ein bekanntes Gesicht gesehen zu haben.
»Moment mal, bin gleich wieder da.«
Er eilte zur Tür hinaus und rief: »Harry! He, Harry!«
Ein hochgewachsener Mann in Arbeitskluft blieb stehen und blickte sich um. Dann entdeckte er Beresford und breitete die Arme aus.
»Marcus, du alter Halunke!« Er überquerte die Straße und wich dabei einem Lastkarren aus.
Sie kamen gemeinsam herein, und Ned wurde dem Gentleman vorgestellt, der letztens von weit her wieder in Rockhampton eingetroffen war. So viel bekam er mit, als die beiden Freunde ihre Reiseeindrücke verglichen.
»Ich habe hier jetzt ein kleines Häuschen«, erzählte Harry. »Man kann sich zwar vor lauter Enge kaum umdrehen, aber besser als nichts! Meine Frau ist auch mit hier. Warum kommt ihr nicht und lernt sie kennen? Wir laden euch zu einem Essen ein. Sie auch, Ned.«
Nach einem weiteren Glas waren sie überredet.
Auf diese Art machte Ned die Bekanntschaft Harry Merrimans.
Nachdem er in seine Pension zurückgekehrt war und sein Zimmerfenster weit aufgerissen hatte, setzte er sich und ließ den Abend Revue passieren.
Harry, hatte er herausgefunden, war lediglich ein Viehhüter, jedoch ein sympathischer Bursche, und seine Frau, die mit ihrem glänzenden, roten Haarschopf zum Anbeißen aussah, war gleichfalls wirklich nett. Bezaubernd sogar, wenn auch etwas aufgeregt, zum ersten Mal Besuch zu bekommen. Dass sie ihren Mann innig liebte, war offensichtlich.
Noch nie hatte Ned eine so ärmliche Bleibe betreten, die von außen an die strohgedeckten Bauernkaten in England erinnerte, aber keiner der beiden Merrimans schien sich für ihr Einzimmerhäuschen zu schämen, an dessen einem Ende sich eine Küche und an dessen anderem Ende sich – ohne auch nur eine Trennwand dazwischen – ein Doppelbett befand.
»Er hatte mich gewarnt«, erklärte Mrs.Merriman Marcus, »dass die Hütte nichts Besonderes sei, und recht hat er. Immerhin kann ich mich glücklich schätzen, dass er einen Herd gekauft hat. Meine Mutter hat immer erzählt, sie hätte sich im ersten Jahr ihrer Ehe mit einem Lagerofen behelfen müssen.«
»Hätte ich das gewusst, dann hätte ich mir das Geld gespart und dir stattdessen auch einen Lagerofen besorgt.« Ihr Mann grinste.
»Das wäre egal gewesen«, erwiderte sie. »Mich hat dieser herrliche Garten viel zu sehr beeindruckt, als dass mich das Haus gekümmert hätte. Der Garten ist riesig, nicht? Diese ganzen tropischen Bäume und Pflanzen sind einfach wunderbar. Ich bin hingerissen!«
»Da fällt mir etwas ein«, meinte Harry. »Ich habe gewusst, der Garten würde überwuchern, aber ich konnte einfach nicht früher zurück. Bei meiner Heimkehr hab ich zu meiner Überraschung entdeckt, dass jemand das ganze Grundstück für mich ausgelichtet hat. Eine angenehme Überraschung, das kann ich euch sagen, zumal ich aufs Gärtnern nicht sonderlich versessen bin.«
»Und wer hat dir unter die Arme gegriffen?«, fragte Marcus.
»Du wirst es nicht erraten! Duke! Erinnerst du dich noch an ihn? Wir haben ihn beim Rennen kennengelernt. Er war mit Mrs.Forrest und Lucy Mae dort.«
»Ach ja, richtig. Ihr habt im selben Hotel übernachtet. Ich weiß noch, dass er sagte, er zöge gen Norden.«
»Zurzeit führen alle Wege nach Rockhampton«, sagte Harry.
Er wandte sich an Ned. »Wussten Sie, dass sich die hohen Tiere hier dafür starkmachen, diese riesige Kolonie entlang des Südlichen Wendekreises zu
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